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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 07.11.2012, 12:54   #1
männlich Ex-Sinzky
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2012
Beiträge: 156

Standard Novemberwind

Novemberwind

Ach kleines Blatt, du fällst doch nur vom Baum
und tänzelst, taumelst, treibst im Wind
mit andern die am Fallen sind.
Sieh hin! Dein Flug, so kurz, du merkst ihn kaum.

Ach kleines Blatt, das Fallen ist nur Traum
und Tänzeln, Taumeln, Treiben sind
nur Bilder im Novemberwind;
sind Faden nur, der Welt, am Mantelsaum.
Ex-Sinzky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2012, 13:05   #2
weiblich Poetibus
 
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Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, Sinzky,

wunderbar, wie du hier Stilmittel mit umarmenden/strophenübergreifenden/identischen Reimen und sehr gelungenen Enjambements "verwoben" hast - das Ergebnis ist Poesie.

Meine aufrichtige Bewunderung - (für mich) ein Kunstwerk aus Sprache, ich meine das ernst. Da zerrede ich nichts, das lasse ich hier mit einem sehr großen Kompliment einfach so stehen.

Danke für den Lesegenuss.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 07.11.2012, 13:23   #3
männlich Ex-Sinzky
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2012
Beiträge: 156

Lieber Poetibus,

was soll ich sagen?
Vielen Dank für das große Lob, ich habe mich sehr darüber gefreut.

Liebe Grüße
Sinzky
Ex-Sinzky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2012, 18:04   #4
männlich Timo
 
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Dabei seit: 08/2012
Ort: Rathenow
Alter: 80
Beiträge: 106

Hallo Sinzky,

das Treiben flattern ist nur vom Wind, das erleben wir jetzt im Abschied des Herbstes.
Deine Gedanken gefallen mir sehr gut.
Herzlichst
Timo
Timo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2012, 19:26   #5
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, Sinsky,

auch von mir ein großes Lob für die Reimform, die schöne Sprache und vor allem für die Metapher des Fadens am Mantelsaum der Welt, große Klasse, dadurch bekommt dein Gedicht eine Tiefe, die man auf den ersten Blick gar nicht sieht.

Eine Anmerkung habe ich aber noch, die ich los werden muss:

ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Konstruktion:

... die am Fallen sind ...
im Deutschen nicht gibt, sie grammatikalisch also nicht richtig ist, obwohl sie oft zu hören ist (in Analogie zum Englischen)
vgl.: ich bin am Kochen ...falsch; ich koche oder ich koche gerade ... richtig

Gerade weil dein Gedicht ansonsten so schön ist, find ich das ein bisschen schade!

lg simbaladung
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2012, 23:39   #6
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.044

Sinzky, lass Dich nicht beirren, Dein Gedicht ist so gut wie perfekt. "Sieh hin!" ist ein Stilmittel, denn natürlich sieht nicht das Blatt, wohin es fliegt, sondern der Betrachter, der sich mit dem Blatt identifiziert. Also ist das erlaubt.

Statt "am Fallen" hätte ich "im Fallen" geschrieben, was eine Verkürzung wäre von "im Zustand des Fallens". Ansichtssache und die Betrachtung von nur einem einzigen Buchstaben ... das kann dieses Gedicht nicht kaputtmachen und liegt in der Entscheidung des Dichters.

Ach ja, das Wichtigste zum Schluß: Schönes Herbstgemälde.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2012, 01:08   #7
männlich Orakel
 
Benutzerbild von Orakel
 
Dabei seit: 10/2012
Ort: Nah am Wurmlöch
Alter: 64
Beiträge: 1.623

Das ist sehr schön....
erinnert mich an einen Text von mir...siehe Ich Blatt
Deins ist noch schöner.......................................... .!
Weiter sorakel
Orakel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2012, 13:29   #8
männlich Ex-Sinzky
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2012
Beiträge: 156

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vielen Dank für die Zustimmen und Kritiken.



Lieber Timo,

es freut mich, dass meine Gedanken bei Dir ankamen und gefallen.
Vielen Dank für Deinen netten Kommentar.


Liebe Simbaladung,

vielen Dank für das große Lob. Es freut mich, dass Dir die Metapher gefällt.
Ich versuchte sie dazu einzusetzten, dem Leser einen Hinweis darauf zu geben, dass vielleicht dem ganzen Gedicht mehr Metaphorik innewohnt als auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Am Fallen sein. Mir war nicht klar, dass diese Konstruktion der Umgangssprache entspringt. Im "Schwiizedütsch" benutzen wir sie sehr häufig.
Auf Deine Kritik hin habe ich etwas nachgeforscht und bin fündig geworden.
Das Konstrukt nennt sich "Der am-Progressiv" oder auch "Die rheinische Verlaufsform".
Das habe ich aus einer PDF-Datei, einer Masterarbeit eines Absolventen des Instituts für Literatur an der Univerität Oslo. (Lustig, was man im www so alles finden kann)
Bei Interesse sende ich Dir gerne den Link dazu.
Spontan wäre mir eingefallen "mit andern die befallen sind"(wäre zudem ein schönes Wortspiel, sozusagen vom Fallen befallen sein), befallen scheint mir jedoch zu negativ belastet für die Stimmung im Gedicht.


Lieber Risiko,

es freut mich, dass Du das Gedicht als "eigentlich schön" befindest.
Leider schmeckt mir Dein Vorschlag von den verlorenen Blättern nicht, da es mir die metaphorische Ebene beschädigen würde.
Ein Blatt das vom Baum fällt ist nicht dem Tod geweiht, dass ist nämlich eine rein menschliche Interpretation. Dem Blatt ist es herzlich egal, wenn es fällt, es besitzt nämlich nicht so etwas wie ein Ich, dass sich vor dem Tod zu fürchten bräuchte.
Und genau da versuchte ich mit der Metaphorik anzusetzen, ich betrachtete das Blatt und übertrug sein Fallen auf das menschliche Leben. Als ob es sich, sozusagen, vom Baum abnabelt und somit aus der Einheit Baum zum Individium Blatt wird.


Liebe Ilka-Maria,

nein, ich lasse mich nicht beirren.
Vielen Dank für Dein Zuspruch und das "nahezu perfekt", das natürlich implementiert, dass es eben nicht perfekt ist und somit auch den Verbesserungsvorschlag rechtfertigt.
Freut mich, wenn Dir mein "Herbstgemälde" zusagt.


Liebes/r Orakel,

Ich danke Dir für das Lob es freut mich, wenn es gefällt.



Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass meine Versuche Metaphorik einzusetzten noch in den Kinderschuhen stecken und gutmöglich zu weit hergeholt erscheinen.
Ich finde jedoch, dass ich langsam einen Zugang finde.

Liebe Grüße an alle
Sinzky
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