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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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30.01.2011, 22:54 | #1 |
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Marmorherz
Das Pfeifen im Walde war dir zu leise,
mit dröhnendem Lachen und grobem Witz erschufest du deine eigene Weise, zu trotzen der Angst vor Donner und Blitz. Im Streben, das Leben hinwegzuscherzen, das dich wie ein böser Dämon umfing, entschiedest du dich zu dem Marmorherzen mit mehrfach gesichertem Eisenring. Unwägbarkeiten gehörten den Dummen, du schautest und lachtest sie alle aus, derweil war dein Leben wie Glas zersprungen, und eisige Kälte zog in dein Haus. Du dachtest, man würde dich trotzdem lieben? Ach, hättest du wie Bajazzo geweint! Doch dir konnten keine Tränen versiegen, denn du warst niemals zu Mitleid bereit. 30. Januar 2011 © Ilka-Maria |
30.01.2011, 23:34 | #2 |
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Große Klasse.
Auch auf die Gefahr hin, daß Du niemals wieder mit mir redest: ich würde die letzte Zeile grammatisch glätten. "Denn du warst niemals zu Mitleid bereit." Zum Beispiel so. Mit schöner, schwerer Spondeus-Betonung auf "du". |
30.01.2011, 23:48 | #3 |
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Done. TXS.
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31.01.2011, 00:06 | #4 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ilka-Maria -
mir bereitet das Gedicht Schmerzen. Vielleicht, weil es so wohlgelungen ist, daß ich von der Authentizität (brrr!), von der Wahrhaftigkeit und Unmittelbarkeit betroffen bin. Thing |
31.01.2011, 00:09 | #5 |
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Mich erinnert es an Mascha Kaléko. Großes Kompliment.
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31.01.2011, 00:11 | #6 |
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Mascha ist meine Lieblingsdichterin - ich fühle mich geehrt!
Thing, das Gedicht ist authentischer als Du ahnst - eine kleine, böse Abrechnung mit meinem Ex-Mann. |
31.01.2011, 00:54 | #7 |
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Das spürt man beim Lesen. Der Inhalt wiegt schwer, weil er sehr ehrlich rüberkommt, obwohl er Spielraum für Interpreation lässt. Eine gelungene Arbeit, in der viel bereits verwundener Schmerz noch immer unverwundenem gegenüber steht.
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31.01.2011, 13:29 | #8 | ||
Zwei Kleinigkeiten stören mich:
Zitat:
Zitat:
Wenn die Tränen nicht versiegen können, weint man doch ununterbrochen, aber es soll doch heißen, dass niemand um ihn weint, oder? Insgesamt trotzdem schön, man kann alten Schmerz und alte Wut fühlen. |
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31.01.2011, 14:20 | #9 |
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Liebe Aquaria, Deine Einwände hinsichtlich der Grammatik sind richtig, und ich war mir beim Basteln dieses Gedichtes dessen bewußt. Es ging anders nicht, um Rhythmus und Reime einzuhalten, daher diese kleinen dichterischen Freiheiten. Ein Störgefühl beim Lesen ist durchaus berechtigt, denn aufgrund der täglichen Leseerfahrungen erwartet man bestimmte Wortfolgen. Ich hoffe, dem Gesamteindruck hat dies nicht geschadet.
Danke und Gruß Ilka-M. |
31.01.2011, 14:20 | #10 |
Ein schönes Gedicht, sehr flüssig und harmonisch. Es fehltaber eins, und ich schreibe diesen Kommentar nur, weil hier der Vergleich zu Masha Kaléko gezogen wurde, nämlich die Tiefe.
Bei Mashas Gedichten spürt man eine mühelos wirkende, zweite, dritte oder vierte Dimension, die sich dem Leser erschließt, hier bleibt es beim eindimensionalen Vorwurf an den Verflossenen, der Zauber bleibt leider aus. |
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31.01.2011, 14:22 | #11 |
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Im Vergleich zu den Prüfungen, die Mascha in ihrem Leben durchmachen mußte, warem meine Probleme allerdings auch winzig und auf Dauer lösbar. Außerdem gab es auch keine Tiefe. Wenn ein Mensch über die schlimmsten Sachen lacht, nur damit es ihn nicht berührt, bleibt das eine sehr oberflächliche Angelegenheit.
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