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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 03.02.2013, 03:16   #1
männlich nimmilonely
 
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Standard Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
jetzt bin ich auch dazu bereit.
Gekonnt zerfetz ich deine Tiefen,
dass nur noch rote Ströme triefen.

In fernen Winden tönen Schreie,
die ich durch harten Schwung befreie.
Der Herbst beflügelt dich nicht mehr
und du ersäufst im weiten Meer.

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
du warst doch stets dazu bereit,
als Dirne Dichters Durst zu stillen.
Und nun schreib ich so sehnsuchtsvoll.

Ist es nicht toll?
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Alt 03.02.2013, 15:04   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von nimmilonely Beitrag anzeigen
Ist es nicht toll?
Ich weiss nicht...
Die dritte und vierte Zeile sind mir zu heftig.
Sicher, "Blut muss fliessen in der Hochzeitsnacht", aber sonst...?

Corazon
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Alt 03.02.2013, 15:14   #3
Thing
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Zitat:
Zitat von nimmilonely Beitrag anzeigen
Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
jetzt bin ich auch dazu bereit.
Gekonnt zerfetz ich deine Tiefen,
dass nur noch rote Ströme triefen.

In fernen Winden tönen Schreie,
die ich durch harten Schwung befreie.
Der Herbst beflügelt dich nicht mehr
und du ersäufst im weiten Meer.

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
du warst doch stets dazu bereit,
als Dirne Dichters Durst zu stillen.
Und nun schreib ich so sehnsuchtsvoll.

Ist es nicht toll?

Hallo, nimmilonely -


seit langer Zeit ein Gedicht von Dir, das mich anspricht.
Da ich das "toll" mit ungebändigt, wild, frei, ungezügelt gleichsetze:
Ja!

Der Text obendrüber scheint mir eine Klage nach der befruchtenden Sehnsucht zu sein, die sich auch nicht gewaltsam herbeifühlen oder herbeiführen läßt, mag sie noch so wütend erwünscht werden.
Der "Herbst" sagt mir viel, falls ich ihn micht mißinterpretiert habe.
Meint er es gut mit dem LyrI, wird er wieder Sehnsüchte erwecken, der Brausende.


D i e Muse läßt sich jedoch nicht zwingen.


Gern gelesen und kommentiert:

Thing
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Alt 03.02.2013, 16:30   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von nimmilonely Beitrag anzeigen
Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
jetzt bin ich auch dazu bereit.
Gekonnt zerfetz ich deine Tiefen,
dass nur noch rote Ströme triefen.

In fernen Winden tönen Schreie,
die ich durch harten Schwung befreie.
Der Herbst beflügelt dich nicht mehr
und du ersäufst im weiten Meer.

Komm, Sehnsucht, mach die Beine breit,
du warst doch stets dazu bereit,
als Dirne Dichters Durst zu stillen.
Und nun schreib ich so sehnsuchtsvoll.

Ist es nicht toll?
Der erste Vers ist eine Wucht - er lässt sehr viele Assoziationen zu, die vom Sexuellen bis hin zum Stemmen schwerer Lasten, um ein erstrebtes Ziel zu erreichen, ausgeweitet werden können.

Den dritten und vierten Vers empfinde ich ähnlich wie Corazon (und das schon bei meinem ersten Lesen, das vor ihrem Kommentar stattgefunden hatte). Das Wort "zerfetzt" mag ich ohehin in der Lyrik nicht, es klingt immer wie ein Verlegenheitsausdruck, weil der Autor nichts Besseres finden konnte. Desgleichen mit "ersäufst", weshalb nicht einfach "ertrinkst"? Das klingt viel plastischer, weil das Wort nicht vermittelt, wie lange es dauert, bis der Tod eintritt. Beim Ersaufen denken ich dagegen immer an einen sehr schnellen Prozess.

Die dritte Strophe ist klasse, denn hier wird klar, wer die Beine breit machen soll: Es ist die Muse des Dichters. Und hier verlassen mich meine Interpretationskünste: Welcher Gedichtegattung hat er sich denn verschrieben? Will er schlüpfrige Texte schreiben, oder lieber wie der Koloss von Rhodos die Beine breit machen, damit für die Menschen die Durchfahrt zum Land gesichert ist?

als Stellvertreter für "fragend".

LG
Ilka
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Alt 04.02.2013, 10:38   #5
weiblich Ex Tanja Wagner
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Hallo nimmilonely,
ich finde dein Gedicht pervers und abstoßend. Das was du geschrieben hast, hat nichts mit Poesie zu tun.

Ich möchte gerne an der Stelle Goethe zitieren:


"Gott sandte seinen rohen Kindern
Gesetz und Ordnung, Wissenschaft und Kunst,
Begabte die mit aller Himmelsgunst,
Der Erde grasses Los zu mindern.
Sie kamen nackt vom Himmel an
Und wußten sich nicht zu benehmen;
Die Poesie zog ihnen Kleider an,
Und keine hatte sich zu schämen."


Tanja
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Alt 04.02.2013, 11:16   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ausgerechnet Goethe!

Der hatte selbst schlüpfrige Gedichte und andere Texte geschrieben und dabei die Dinge frank und frei bei ihrem Namen genannt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 11:38   #7
Thing
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Zumal ich hier eine Redewendung ausnahmsweise n i c h t sexuell besetzt sehe.
Ich habe selbst diese Muse aufgefordert, sich nieder zu legen und ihre Glieder mir zu überlassen.

Ansonsten bin ich recht streng, aber hier sehe ich doch einen anderen Impetus.
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Alt 04.02.2013, 12:25   #8
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von Tanja Wagner Beitrag anzeigen
ich finde dein Gedicht pervers und abstoßend.
Sicher ist es das. Aber es erfüllt seinen Zweck.
Es gibt leider in jedem Forum Texte, mit denen der Autor durch perverse Inhalte oder obszöne Formulierungen Aufmerksamkeit erregen und Kommentare provozieren möchte.
Das funktioniert fast immer. Hier auch, wie man sieht.

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 12:53   #9
Thing
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Da gerät wohl einiges durcheinander:

Es wird kein lebendes Wesen aufgefordert, sondern ein Gefühl wird angerufen.
Ich finde es immer provokant, wenn sexuelle (An-Auf-)Forderungen als gewollte Polarisierung eingestellt werden, weil sie allzu durchsichtig sind.

Aber ich warte Nimmilonelys Kommentar ab.

(Sie weiß, daß ich ihre Gedichte selten goutiere, aber hier steckt doch ein sehr tiefer dichterischer Sinn im Text).
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 17:02   #10
männlich nimmilonely
 
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Beiträge: 853

Nun, ich danke für die zahlreichen Meinungen und Kommentare.


@Tanja: Wieso pervers? Wieso abstoßend? Wie Thing schreibt, geht es hier nicht um einen konkreten Vorgang mit einer konkreten Person. Ich bediene mich nur der eindeutigen Worte, um eine klare Metapher zu malen.
Ich will ausdrücken wie in jedem zweiten Gedicht die Sehnsucht missbraucht und vergewaltigt wird -- von dir bestimmt auch! Wenn von unendlichen Tiefen, fernen Winden, Herbst und Meer geschrieben wird.
Ich bin da keine Ausnahme.
Auch ich habe schon zu oft mit diesen Dingen gespielt -- an diesen Dingern gespielt, um noch ein provokantes Bild zu geben -- und werde es auch weiter tun, weil es wohl nicht anders geht.
Sehnsucht ist und bleibt die Dirne des Poeten, auch wenn es nun pervers und abstoßend sein mag.

Noch eine kleine Anmerkung: Ich bin keine Frau! Thing du verwechselst da etwas. Ich glaube auch kaum, dass eine Frau so ein Gedicht geschrieben haben könnte.

Ich freu mich auf weitere Meinungen.

PS: Nur ein Beispiel von Tanja. Ich hab dieses Gedicht als erstes auf deiner Seite gefunden:

Acht Zeilen, die die Wellen still berühren
Ein Lied das sich zu meinen Füßen legt.
Ganz leicht und zart… und doch vom Stolz bewegt,
verschwindet es, ohne den Schmerz zu spüren.

Die Spuren sind durch Wasser rasch verwischt.
Ein neues Muster wird vom Wind gebunden.
Warum sitz ich nur hier seit vielen Stunden
und komponiere?… Deine Liebe, sie erlischt.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 17:05   #11
Thing
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Verzeih!
Aber ich traue auch einer Dichterin absolut solche Gefühle und Ausdrücke zu.

LG
Thing
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Alt 04.02.2013, 17:45   #12
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von nimmilonely Beitrag anzeigen
Sehnsucht ist und bleibt die Dirne des Poeten, auch wenn es nun pervers und abstoßend sein mag.
Mag sein. Aber darum geht es nicht.
Seine gezielte Missverständlichkeit pervertiert den Text.

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 17:58   #13
Thing
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Ganz allgemein:

Honi soit, qui mal y pense
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Alt 04.02.2013, 18:13   #14
männlich Rehti
 
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Sehr gut, Thing.
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Alt 04.02.2013, 18:13   #15
gummibaum
 
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Beiträge: 10.909

Hallo nimmilonely,

Dein Poet lässt die Hure entgelten, dass er bisher zuschauen musste. Jetzt kommt er als Oberfreier und überholt sie alle, wobei der Ekel ihn brutal macht. Stilistisch gut.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 18:30   #16
Thing
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Beiträge: 34.998

Ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht (mehr).
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 18:50   #17
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Wieso nicht? Soll ich mehr sagen?
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2013, 18:57   #18
Thing
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Beiträge: 34.998

Ja bitte!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
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