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07.11.2015, 14:32 | #1 |
Herr und Knecht
/ Herr und Knecht /
Lang ist es schon her mit meinem alten Herrn Knecht, Hat sein ganz' Leben gearbeitet gut und recht. So zollte ich ihm viel Achtung und Lob Jeden siebten Tag – bis zu seinem Tod. Doch recht gescheit war er nie gewesen. Nie hat er sie erkannt – meine große Tück'. Immer war er auf mich angewiesen, Mein Feld war stets bestellt zu meinem Glück. Da er nun aber nicht mehr unter uns weilt, Durch viel Arbeit ihn der Tod hat früh ereilt, Will ich euch erzählen von meiner Gerissenheit. Beginnen wir – wie so oft – in der Vergangenheit. Vor dreißig Jahren klopfte es an meiner Pforte. Ein Jüngling! Er wolle besuchen ferne Orte, Sprach er traurig und war in zerlumptem Gewande. Doch alle Münz' geraubt, eine lausige Bande! Alle dreißig Taler weg für die Bahn in den Orient, Da kam mir, so klug wie ich bin, die Idee justament: Für einen Taler am Tag soll er mir dienen Und Bleibe, Speis und Trank werde ich ihm leihen. Der Bursch, ganz und gar noch grün hinter seinen jungen Ohren, Mir vertraute – bin schließlich einer der Honoratioren. So er nicht fragte nach dem Preis für Bleibe und Schmaus, Unterschrieb den Vertrag und ging in sein neu Holzhaus. Und nach dreißig Tag' – Vieh und Acker gut erhalten, Der Jüngling zu mir trat ganz verhalten. Kann mit dreißig Talern nun die Welt entdecken Und will mir seine Kündigung stecken. Nun, meine Freunde, kommt er hervor – der Kern meiner List: Sagte dem Bursch', hoch sein Schuldenstand für Unterkunft ist. Zwei Taler am Tag macht‘s nämlich für die Hütt und Nahrung, Macht sechzig, seine dreißig nehm ich gleich in Verwahrung. Der Knecht kann also noch nicht seines Weges ziehen, Hat bei mir noch immer dreißig Taler entliehen. Um die Schulden zu tilgen, gab ich ihm nun drei Taler am Tage Zwei für Speise und Hütte und einen für die Schuldenrückgabe. So hatte er dafür dreifach fleißiger zu arbeiten, Seine Mühsal musste sich auf alle Felder ausweiten. Und wieder waren dreißig Tage im Land vergangen – so habe ich den Knecht zur Schuldentilgung empfangen. Neunzig Taler drückte er mir nun in die Hand, Aber weg war er noch nicht ganz – sein Schuldenstand. Ich verlangte nämlich auch fürs Geldborgen eine Leist', Den Zins, so wie ihr wisst, nennt man dies hierzuland' zumeist. So fragte der Knecht wieder um Arbeit – Neu begann das Spiel von der Münz‘ Geleit. Und nie hat er sie gesehen die Welt – so starb er langsam durch mein wohlig' Geld. |
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Stichworte |
geld, herr und knecht, knechtschaft |
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