Die Heiratsschwindlerin

[Isabel Seifried]

Er nennt sie Heiratsschwindlerin,
aus Russland kommt sie, schwindet hin,
hat sie einer mal gekannt,
hurt sie sich durchs ganze Land.

Spricht von Wohltat und von Glüte,
lächelt, flirtet. Meine Güte!
Doch sie legt es darauf an,
dass er "ja" sagt, dieser Mann.

Ist die Heirat dann beschlossen,
und am Finger blitzt der Ring,
tanzt sie freudig, unverdrossen,
und mit ihr, das dicke Ding.

Denn so dick und reich an Geldern,
ist der Mann, den sie so liebt.
Plagt sich mit ihm auf den Feldern,
weil sie ihm die Liebe gibt.

Doch nach einem Jahr, wie herrlich,
ist die Falschheit ausgekürt.
Ihre Liebe war nicht ehrlich!
Nie hat er ihr Herz berührt.

Endlich kann sie sich verdrücken,
endlich ist der Spuk vorbei!
Muss ihn nunmehr nie beglücken,
niemehr jubelt sie! Herbei

eilen ihre Brüder, Schwestern,
die mit ihr die Scheine zählen,
denn die Armut, das war gestern,
niemand braucht das Gold verhehlen.

Welche schönen bunten Stunden,
die sie ihm so lustvoll gab.
Endlich ist es überwunden,
ihre Liebe sinkt ins Grab.

Und so fährt sie, mit der Bahn,
in die nächste große Stadt,
flirtet dort mit viel Elan,
wo es schöne Männer hat.

Allerorts und überall,
flirtet sie, und lächelt, spricht,
Bleibt der Sehnsucht immer treu,

denn ein "nein" erzürnt sie nicht,
morgen ist sie auch am Ball,
da verliebt sie sich dann neu.