Rippers Lied an den Mond

[Ottilie]

Lieber Mond, du scheinst so milde
und verständig auf mein Haupt,
dass mir dünkt, du seist der Einz’ge,
der an meine Güte glaubt.

O ich liebe deinen sanften,
leichentuchverwandten Glanz,
wenn er aufreißt dunkle Wolke
nach des Todes schnellem Tanz.

Besser seh’ ich dann mein Messer,
vollbeschmiert mit Hurenblut,
und ich dank dem Freund am Himmel,
und ich denk’: der ist mir gut.

Weit wird mir die Brust, ein Engel
streichelt meine Wange zart,
wenn des toten Körpers Seele
aufnimmt ihre Höllenfahrt.

Am Kanale gehts nach Hause,
übernächtigt schlaf ich ein.
Träume glücklich von der nächsten
Tat im fahlen Mondenschein.

Und am Morgen schreit es: Zeter!,
Mordio! Und: Wahnsinn! laut,
weil gerettet ward Verruchtes,
vor es ward des Himmels Braut.

Immer wieder gibts Schlagzeilen
wegen eines Fingerleins,
das ich abschneid’ zum Beweise
meines sorgend-tät’gen Seins.

Ja, ich schlitzte manche Dame,
schnitt so manchen Finger ab.
Aber du, mein Mond, gehst stille
und du schweigst bis an das Grab.

[Cornelius]

Liebe Ottilie,

hier ist dir eine schaurig schöne Moritat mit subtilen Volkslied- und Operettenanklängen gelungen. Mir ist fast, als hörte ich einen Leierkasten oder ein leicht verstimmtes Salonorchester dazu spielen.

Auf minimale Schönheitsfehlerchen (die vielleicht nur mir als solche erscheinen) möchte ich nur auf Wunsch eingehen und im Übrigen deinen als "Wurf" gelungenen Text nicht zerpflücken.

Eine schöne, mondhelle Nacht wünscht
Cornelius

[Ottilie]

Hallo Cornelius,

ich kann es nicht verleugnen: Ich habe mich mal zu dem Versuch hinreißen lassen, so ein bisschen in der schrägen Art eines gewissen B.B. der 20-iger Jahre zu reimen. Vielleicht hab ich ja wirklich den Ton getroffen...

Schönen Abend wünscht

Ottilie