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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 18.03.2015, 23:20   #1
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Standard Alles zerfällt

Wenn alles zerfällt, so ist das nicht schlimm,
denn immer wird Neues entstehen.
Denn wenn jemand kommt und auch wenn er bleibt,
so muss er doch irgendwann gehen.

Oft tut es uns leid, wenn etwas vergeht,
wir würden so vieles bewahren.
Doch tief in den Winkeln des blutenden Herzens
begreif ich, man kann nicht nur sparen.

Es gibt keine Heimat für all unsren Tand.
Das Alte muss Weiterem weichen.
Der Raum ist begrenzt für das Material,
deshalb modern Dinge - und Leichen.

Wenn du also fragst: „Wann stirbst du denn wohl?
Wann lässt du mich einsam zurück?“
So weiß ich's doch nicht und sag: „Noch nicht so bald!
Begleite dich wohl noch ein Stück.“

Die Angst dir zu nehmen, und mir gleich dazu,
das ist meine Aufgabe hier.
Wenn du dann nicht willst, dass ich jemals sterbe,
dann trag mich doch einfach in dir.
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.03.2015, 13:21   #2
weiblich Ex DorotheaG
abgemeldet
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 43

Standard Statt Verdrängung philosophische Betrachtung

Ich denke, dass Sterben (und übrigens auch Religion) zu den letzten Tabus gehört. du darst über Sex in ponographische Weise dich verbreiten, es ist nicht anrüchig, wenn du die Lebensabsschnittspartner wie die Hemden wechselst, aber den Tod, den verdrängt man eher.

Darum finde ich deinen Text inhaltlich sehr gut, auch lyrisch, vor allem durch seine Metaphorik. Scgade finde ich nur, dass bei einem gereimten Gedicht das Reimschema nicht bis zum Schluss durchgehalten wurde.

Was hältst Du von folgendem Vorschlag?

Wenn du dann nicht willst, dass für immer ich ruh, ...
Ex DorotheaG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.03.2015, 20:45   #3
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Hallo Dorothea,

du hast einen interessanten Änderungsvorschlag gemacht. Vielen Dank dafür und natürlich auch für das Lob zum Gedicht insgesamt. Das Reimschema ist allerdings sehr wohl durchgängig. Es reimen sich in jeder Strophe die Verse 2 und 4. Die Verse 1 und 3 reimen sich jeweils nicht, auch nicht in der letzten.

Dein Vorschlag zu S5V3 bewirkt hier zweierlei:
Zum einen reim sich nun in dieser Strophe, abweichend von allen vorigen, auch V1 mit V3. Das wäre auch eine gute Idee, um die S5 zusätzlich zu betonen und einen Akzent zu setzen, quasi um die Aussage noch stimmiger erscheinen zu lassen.
Zum anderen wird der Rhythmus hier aber begradigt. Der wiederum wird an der von dir bemerkten Stelle nämlich (absichtlich) durchbrochen. Es entsteht eine Pause zwischen "willst" und "dass" durch eine fehlende Senkung. In deiner Variante rückt das "dass" eine Zählzeit vor und füllt diese Pause aus.

Mir war der Bruch an dieser Stelle wichtig. Ebenso wichtig war mir die Senkung am Ende ("sterbe"), die gut zum Thema Tod passt. Deine Variante endet mit einer einer Hebung ("ruh").

Dieses Gedicht ist schon etwas älter und inzwischen vertont. Am Ende des Verses geht die Melodie nach einem Terzsprung in 2 Sekundschritten nach unten (ste-er-be) und hält mit einer Fermate. Dadurch wird musikalisch eine weitere Dramatik erzeugt: Der Hörer muss warten, wie sich dieses Rätsel - nicht zu sterben - löst. Im Gedicht reichte mir an dieser Stelle der beschriebene Bruch im Rhythmus und der Zeilenwechsel. Ein darüber hinausgehender Gedankenstrich oder gar eine Blindzeile wären weitere unterstützende Möglichkeiten gewesen; beides erschien mir aber dem Thema nicht angemessen (Holzhammer).

Fazit: Dein Vorschlag ist gut für eine "Begradigung" geeignet und unterstützt dabei die Bedeutung von S5 ein wenig durch das verdichtete Reimschema. Die Änderung planiert dabei leider gleichzeitig die (mir) an dieser Stelle wichtigen rhythmischen Besonderheiten.

Ich schreibe übrigens in letzter Zeit sehr viel über den Tod. Dabei versuche ich immer, eine versöhnliche Komponente einfließen zu lassen. Der Tod muss nicht düster und bedrohlich sein und es lohnt sich allemal, beizeiten über ihn nachzudenken und mit ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, seinen Frieden zu machen. Jeden wird er ereilen, so viel ist sicher.

Es grüßt freundlich,
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
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