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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 30.09.2011, 01:31   #1
männlich AndereDimension
 
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Standard Sieben Himmel

Sieben Himmel

Als er, von süßen Träumen noch gefangen,
In einem fremden Mantel zu ihr kam,
Da wusste sie, heut Nacht war er gegangen
Und nahm zum Trost ihr Kindlein in den Arm.

Sie sah so tief, das Herz fing an zu pochen,
Zu weinen fiel ihr leicht, das Reden schwer,
Sie hatten einen Plan, von Licht gesprochen,
Doch kam die Finsternis von weit schon her.

Er schwieg und trat zur Tür, sie stand noch offen,
Kein Kuß, kein Brief und auch kein letztes Wort,
Sie schaute hinterher, sie durfte hoffen,
So oft blieb er nur einen Winter fort.

Die Jahre gingen schnell, er kam nie wieder,
Sechs Männer sahn in ihr die schöne Frau,
Und jeder legte seinen Himmel nieder,
Doch einer nur, der fehlende, war blau.
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Alt 30.09.2011, 09:23   #2
Ex-Kaleidoskop
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Beiträge: 217

Hallo Ade,

ein rührendes Stück,
eine Herz-Schmerz-Geschichte.
Ich mag sie.

Sie erzählt die typische dich-oder-niemand-Geschichte.
So als würde es nur das eine passende Gegenstück geben,
nur den einen Menschen auf der ganzen Erde, den einen Deckel,
der auf den Topf passt.

Da wird auf den einen immer wieder gehofft und gewartet, obwohl der sich schon lange verabschiedet hat.

Sehr romantisch, aber gerade an unseren allzu romantischen Vorstellungen
von dem perfekten Partner gehen unsere Beziehungen zugrunde.

Vielleicht sollten wir endlich den siebten Himmel verlassen und den achten betreten....?

lg,
Kalei
Ex-Kaleidoskop ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2011, 10:11   #3
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Hallo A.D.,

du bist ein guter Erzähler!
Grundsätzlich mag ich Dein Gedicht.
Du benutzt die klassischen Bilder und wandelst sie für Dich ab.
Beim Lesen schwankte mein Gefühl dann aber zwischen dem Wohlgefühl und dem hm...,kenn ich eigentlich schon...
Das ist ok, versteh mich nicht falsch...ich denke nur, Du könntest stärkere Bilder finden...
Ist nur so ein Gefühl...

Liebe Grüße,
Jack
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Alt 30.09.2011, 10:28   #4
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Ach ja:

Hallo kalei!

Und was ist, wenn es diese Beziehung gibt?
Klar, hat man keinen Anspruch und keine Gewähr sie zu finden, aber bei - wie viele Menschen leben derzeit auf diesem Planeten? - sehr, sehr, sehr vielen Möglichkeiten ist die Wahrscheinlichkeit doch ziemlich groß, dass es diese Person gibt!
Klar, ist die reale Kontaktmöglichkeit geringer, da ich nicht überall ständig auf Reisen bin und mir nicht die Zeit nehme JEDEN kennenzulernen, abzüglich derer, die zu alt sind, derer die zu jung sind, derer, die nicht das gesuchte Geschlecht haben etc.
Aber nach meiner Erfahrung trifft einen das Richtige, wenn man aufgegeben hat, danach zu suchen und dem hinterherzulaufen.
Ich hatte übrigens, weil ich die Vermutung schon vorher hatte, versucht krampfhaft NICHT zu suchen und dieser Selbstbetrug funktioniert jedenfalls nicht...
Ach, ich wollte einfach nur sagen, dass man das passende Gegenstück finden kann...frei nach der alten Geschichte, dass die Menschen früher alle zweifach und vollständig waren, sie aber zu frech und mächtig wurden, so dass ein Gott sie zerriss und seitdem jeder sein Gegenstück sucht, dass es aber zweifellos gibt...
Wenn ich so darüber nachdenke, kann man nur hoffen, dass dem Gegenstück nichts passiert, solange man sich noch nicht gefunden hat, ach ja, danach natürlich auch nicht...
Schon gut, kam glaub ich rüber.

Liebe Grüße,
Jack
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Alt 30.09.2011, 10:31   #5
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.076

Lieber AnDi,

mir gefällt Dein Gedicht, gerade von den Bildern her, die ich alles andere als für bereits dagewesen halte. Allenfalls strahlt es eine resignierende Ruhe aus, dennoch vermögen bereits die ersten Verse zu fesseln.

Ich bin lediglich über eine Kleinigkeit in Vers vier gestolpert:

Zitat:
Als er, von süßen Träumen noch gefangen,
In einem fremden Mantel zu ihr kam,
Da wusste sie, heut Nacht war er gegangen
Und nahm zum Trost ihr Kindlein in den Arm.
Da am Ende von Vers drei das Komma fehlt, ist das Subjekt "er" scheinbar die handelnde Person des nachfolgenden Satzes. Deswegen sollte entweder noch ein Komma gesetzt werden oder - alternativ - ein Semikolon und Vers vier so formuliert sein:

... heut Nach war er gegangen,
zum Trost nahm sie ihr Kindlein in den Arm.

Ansonsten nichts zu meckern.

LG
Ilka-M.
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Alt 30.09.2011, 10:56   #6
Ex-Kaleidoskop
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Dabei seit: 07/2011
Beiträge: 217

Hallo Jack,

du bist also ein Romantiker? Ok, ich will niemandem wehtun....

Du hast mich vielleicht nicht richtig verstanden: Ich meinte, dass es unter den Millionen von Menschen wahrscheinlich nicht nur DEN EINEN gibt, der zu dir passt, sondern es gibt mehrere Möglichkeiten. Mit einigen harmoniert man wohl besser als mit anderen, aber grundsätzlich ist es für eine neue Beziehung tödlich, der Vergangenheit nachzutrauern.

So wie bei der Frau im Gedicht, die kein Glück mehr fand, da sie meinte, ihr EINZIGES Glück verloren zu haben. Und mal ehrlich: Was für ein tolles Glück ist denn einer, der immer wieder abhaut und wiederkommt, bis er endlich ganz verschwindet? Ich glaube, diese Frau hat irgendeinen Augenfehler, wenn sie nicht sieht, dass ihr vermeintliches Glück keines war und an diesem ihr ganzes weiteres Leben klammert - und sich selbst damit jede weitere Chance auf ein ECHTES Glück nimmt, weil sie ein GETRÄUMTES vorzieht.

Ein wenig behandele ich dieses Thema selbst in meinen neuen Gedicht, deshalb bin ich jetzt vielleicht so engagiert...

Ist aber alles lieb gemeint, und nicht dogmatisch. Du darfst gerne nicht meiner Meinung sein - ist alles gut.

Ich bin sehr gespannt, was ADe dazu meint......
Ex-Kaleidoskop ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2011, 12:22   #7
männlich Ex-Jack
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Beiträge: 954

bin ich wohl...

Nee, was die Ärmste im Gedicht angeht, so hat sie natürlich NICHT den richtigen gefunden in dem treulosen Halodri, dem wir vermutlich unrecht tun, weil er auf Montage war und dort vom Kran gestürzt ist bzw. von dem Walfänger gefallen ist und nicht wieder auftauchte...

Ich meinte nur, dass es grundsätzlich den richtigen Partner geben könnte...
Deine Ansicht ist selbstverständlich wesentlich bodenständiger und vielleicht realistischer...
Aber dennoch würde ich die MÖGLICHKEIT nicht ausschließen wollen!
Macht Spaß mit Dir, kalei

Liebe Grüße,
Jack
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Alt 01.10.2011, 10:50   #8
Ex-Kaleidoskop
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Hallo Jack,

Zitat:
Er schwieg und trat zur Tür, sie stand noch offen,
Kein Kuß, kein Brief und auch kein letztes Wort,
Das sieht mir nicht nach Unfall aus, sondern eher nach einem Nicht-mehr-wollen.



Aber egal, ich habe mir gerade gestern noch einmal das Rührstück "An Affair to Remember" angesehen, in dem Deborah Kerr und Cary Grant sich nach 6 Monaten auf dem Empire State Building wieder treffen wollen, wenn die Liebe echt war......

Was wär das Leben ohne Romantik, was wäre ein Poet ohne Romantik?

Schönes langes Wochenende,
Kalei
Ex-Kaleidoskop ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2011, 07:27   #9
männlich AndereDimension
 
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Hallo Risiko,Kaleidoskop,Jack,Ilka-Maria,

da habt ihr ja einige Fragen, auf die ich gerne antworte:

Man sagt, zwei Männer spielen im Leben einer Frau immer eine Rolle, egal was war und danach kommt; die erste große Liebe und der Vater ihrer Kinder.
In diesem Gedicht ist Er beides - was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie ihn deshalb für immer liebt, egal was passiert. Allerdings, in meinem Gedicht ist das so. Er betrügt sie, verschwindet öfter mal wieder für ein paar Tage/Wochen, kommt aber immer wieder zurück. Er liebt sie, aber die Freiheit ist ihm wichtiger als die Liebe - die er auch nur dann "fühlt", wenn er auf Distanz geht. Sie hat sich mit ihrer Rolle schon mehr oder weniger abgefunden, aber an diesem einen Tag spürt sie, dass alles anderes ist/wird. Er kommt im "fremden Mantel" nach Hause. Der Mantel ist mehr als nur ein fremder Geruch, mehr als "nur" eine Affäre. "Sie sprachen von Licht...." > er hatte ihr immer wieder gesagt, dass er sich ändern wird und mit ihr in die Zukunft gesehen/geträumt. Sie hat das angenommen, als Gefangene ihrer Gefühle blieb ihr auch nichts anderes übrig. Sie spürte aber, dass sich etwas ändern wird..."...kam die Finsternis von weit schon her". Für die meisten Menschen wäre das eine Erleichterung, weil das Schicksal eine Entscheidung trifft, zu der man selbst nicht in der Lage ist; selbst in dem Wissen, dass es das beste für einen wäre. Ein "normal liebender" Mensch kann das nur schwer nachvollziehen, aber es gibt auch so etwas wie die bedingungslose Liebe - die wunderbar sein kann, i.d.U. aber sehr zerstörerisch ist, da sie nur selten auch von beiden Seiten so "gelebt" wird. Der Mensch gestaltet sein Leben und bereichert es durch die Liebe- und wenn diese Liebe ausbleibt oder geht, hat er sich ein Fundament geschaffen das es ihm ermöglicht zu überleben. Es gibt aber auch Menschen die außerhalb der Liebe kein Leben haben und auch keins wollen. Die meisten können sich mehrmals im Leben verlieben und diese Liebe auch leben. Andere wiederum, können sich nur diese eine Liebe die sie leben, oder bereits gelebt haben, vorstellen. Das heißt nicht, dass sie es nicht auch mal mit einer anderen Person versuchen,
aber sie scheitern, selbst wenn der Andere ihnen den Himmel zu Füßen legt.
Auch ich bin der Meinung, dass es immer mehrere Menschen auf der Welt gibt, die man lieben kann - wenn man sich dafür öffnet. Ich aber erzähle von einer Frau, der es nicht mehr möglich ist sich dafür zu öffnen. Ich rede von einer Minderheit, doch die gibt es. Solche Personen kann ein "normaler Mensch" nicht trösten, weil er sie nicht versteht/verstehen kann. Viele große Künstler waren solche Menschen. Das Unglück der Liebe ist die Brutstätte der Kreativität und die Wiege der Kunst. Es gibt immer Ausnahmen, aber i.d.U. haben große Künstler kein auch nur halbwegs normales Leben geführt.
Otto Maier, Bahnbeamter, seit 20 Jahren mit Gisela Schmitt glücklich verheiratet, wird nie ein großer Künstler sein/können.
Ich habe zuhause eine Sammlung von Liebesbriefen der größten Künstler dieser Welt. Ob Musiker, Maler oder Lyriker, ihre Briefe sind allesamt Dokumente des Scheiterns.
Nun handelt mein Gedicht nicht von einer Künstlerin, aber von einer unglücklichen Liebe. Nur an seiner Seite wird ihr Himmel blau sein, egal was er dabei tut oder läßt.

Viele Grüße, A.D.

ps. in der Poesie gibt es nicht die Unterscheidung von "ß" "ss".
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2011, 12:01   #10
männlich Ex-Jack
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Eine wunderbare Antwort, A.D. ...
So gern gelesen, wie das Gedicht selbst!

Liebe Grüße,
Jack
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2011, 19:31   #11
männlich AndereDimension
 
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Hallo Jack,

danke auch für diese Rückmeldung!

Viele Grüße, A.D.
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