Alles für die Kunst

[talking head]

Alles für den Künstler!

Nein! Für die Kunst!
Den Verleger, Galeristen, Veranstalter.

Passt so gut in Plastiktüten
was vor Steuern zu verhüten,
in Nummernkonten zu verstecken;
soll der Staat doch dran verrecken.

Aus verborgenen Ecken
treibt's den hervor,
der ohne letzte Wahrheiten
nicht kann verrecken,
sie nicht mehr findet,
einsam im seltsam leeren Sammlerschatz.

Eine Stiftung muss dann her
und schöner öffentlicher Platz
für den nun zu teuren,
hübsch bar bezahlten Sammlerschatz.
Was früher war zu teuer,
erspart den Erben manche Steuer.

Dann soll gesogen
aus Steuergeld der breiten Masse,
was nicht kann hinterzogen,
hochgezogen
werden ein Tempel von staatlicher Klasse
zum privaten Ruhm des Sammlers,
der wagte zu verbleichen,
ohne des Sammelns wahre Rechnung
vorher zu begleichen.

Die breite Masse zahlt den Spaß
macht atemlos auf der Straße nach Süden
am Ballermann
auf so manches Fass.

Kunst kommt von Künden,
wie Schauspieler es tun,
sichtbar machend des Wortes Gehalt.

Mit Durchschnittsgehalt
von 1.750 brutto in 48 Wochenstunden
kommen sie über die Runden
und bringen als studierte Meister großer Geste
uns wunderbare Feste.

Weil oft nicht genug zu künden,
müssen Künstler begründen,
warum's nicht reicht für Miete, Gas und neue Mütze,
damit sie kommt, die Stütze

nach Hartz IV,
das reicht dann schon mal für ein Bier.

Dir, Ehrenberg, aufrechter Sozialdemokrat,
ist zu danken,
dass auch die kranken
Künstler zum Arzt können wanken.

Was sagt uns das?

Schwarz das Geld,
edel die Seele,
erhaben das Empfinden,
große Gründungsgeste,
reiche Witwe im Stiftungsrat,
gut gelaunt der Staatsekretär,
im Gleichklang Inhalt und Form,
überraschende Ästhetik,
geradezu eine neue Norm.

Alles Geld nun weiß,
alle kennen von allem den Preis.

Draghi druckt schon neues Geld,
was gar nicht knapp ist auf der Welt,

so geht, Herr Präsident, ein Ruck durch's Land
der Kunst, verzeih, ich vergaß,
durch ihres Geldes Maß.

Stimmt alles das?
Oder ist's nur Spaß?
So schlimm ist's hier zu Lande nicht
wo die Kunst nicht hat dieses Gesicht.
Ist ja nur ein Gedicht.