Vorzeichen

[Ex Albatros]

Vorzeichen


Ich wollte dir
die Schönheiten
beidseits des Weges
zeigen,
doch Ungeduld
ließ dich
vorstürmen.

Nun, da mir
Vogelzüge
entgegenkommen,
winkst du mir
vom Horizont
auffordernd zu,

doch eine
auftürmende
Wolkenwand
zwingt mich,
Unterschlupf
in der Nähe
zu suchen.

[Appelschnut]

Hallo Albatros,
also, diese optische Gestaltung fand ich ja zuerst etwas unschön, aber dann ging mir auf, dass diese Satzzerstückelung so wohl hübscher ist, als rechtsbündig. Deswegen ok, so darf's bleiben!
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dein Gedicht (richtig) verstehe: Das LyrIch scheitert definitiv an der Ungeduld (und dem Ungestüm?!?) des LyrDu. Dann sind da die "Vogelzüge"... vielleicht eine Metapher für den Herbst und damit fürs Sterben... `für mich stirbt an dieser Stelle die Liebe der Beiden ein wenig. Das LyrDu winkt auffordernd, fordert das LyrIch auf, doch etwas zu unternehmen. Da aber ein Unwetter heraufzieht, muss das LyrIch bleiben, wo es ist und kann die Liebe so nicht retten. Die Thematikj ist schön gewählt, wenn auch nicht die neueste. Eine gute Auflage macht das aber wieder wett.
Ich mag generell Gedichte, die mit der Natur Gefühle ausdrücken. Deins ist auch so eins, was eben dadurch wirkt.
Gelungen, finde ich...
Gruß, Isa

Hi Albatros,

Dein Gedicht empfinde ich als angenehm, nicht so ruhelos und wild. Darf ich etwas anmerken? Das letzte Wort in der ersten Strophe ließe sich eventuell auf „vorstürmen“ konzentrieren.

„Vogelzüge / entgegenziehen“ ist möglicherweise noch nicht vollendet, aber gegenwärtig fällt mir auch kein Synonym ein, welches passen würde. „entgegen ziehen“ möglicherweise trennen in zwei Wörter?

In der letzten Strophe würde ich es umstell'n:

doch eine
Wolkenwand
auftürmend,
zwingt mich
in der Nähe
Unterschlupf
zu suchen.

Insgesamt sehr schön,
einen lg, deja_vu

[mabel]

Pragmatisch, zynisch, vorwurfsvoll, eiskalt konsequent. Einbahnstraße. Kein Pardon. So stellt sich das Lyrich dar. Es weist die Schuld gänzlich von sich. und sagt so ungefähr: "wenn du dich beherrscht hättest, sässest du jetzt nicht ohne mich da!"
Mir wird kalt. Das ist gar nicht mein Geschmack, überhaupt nicht. Es hat keine Tiefe. Ein schlechtes Boulevardstück mit einem drittklassigen Protagonisten.

[Appelschnut]

Aber, mabel, leider doch fast immer die traurige Wahrheit: Jeder weist die Schuld von sich und schiebt sie dem anderen zu... Daher nun auch nicht so schlecht!

[Ex Albatros]

@Fussballerin

nun, deine Interpretation klingt gar nicht schlecht. Meine Intention war ein klein wenig anders, aber das ist eben künstlerische Freiheit.

Besten Dank auch für deine "Rückendeckung". Jeder empfindet's eben anders.

@deja_vu

Deine Anregung hinsichtlich vor(aus)stürmen habe ich dankend aufgegriffen. Auch das ursprüngliche "entgegenziehen" habe ich in ein "entgegenkommen" abgeändert. Ob das jetzt besser ist, musst du entscheiden.

Nur die dritte Strophe habe ich belassen, weil es mir persönlich so besser gefällt.

Aber auch dir ganz lieben Dank für dein Lob, Interesse und deine Anregungen.

@mabel

Deine Kritik kommt ja recht unumwunden auf den Punkt. Ich denke, jeder empfindet es aufgrund seiner persönlichen Vorlieben, die wiederum durch Veranlagung, Erziehung und Erfahrung geprägt sind, anders. Ich hätte meine Formulierung im umgekehrten Fall etwas vorsichtiger gewählt, da die Beurteilung und Aufnahme eines Textes aufgrund der o.g. Punkte meistens subjektiv ist.

Nichtsdestoweniger auch dir Dank für Deine Meinung.

Liebe Grüße Euch Dreien

Albatros