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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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30.12.2007, 23:02 | #1 |
He techne athanate - Die Raben
Die Raben
Das Sonett, mit dem ich den Lyrikwettbewerb des städtischen Gymnasiums Selm gewann. Manchmal fühl ich dunklen Schrei, wenn sie auf kahlen Ästen sind; vernebeln Augenlicht im Wind, mit dunklen Lampen an dem Kai. Im nächtlich Schmutzgewässer sieht man ihre finstre Federpracht; schwärzer noch, als dunkle Macht des Orpheus, der mir schläft im Lid. Und wenn sie sich ihr düstres Kleid im Schatten thronend, ach, vom Leid zu säubern suchen, bis es glänzt; dann einstig kreischt die Eifersucht durchs Tuch der Nacht hinab zur Bucht, bis du sie an dem Ruf erkennst. |
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31.12.2007, 00:52 | #2 | |
RE: He techne athanate - Die Raben
Zitat:
Kann verstehen, weshalb du den Wettbewerb gewonnen hast, das ist wirklich ein gelungenes und klischeefreies Gedicht. Rechtschreibfehler sind dementsprechend nicht zu finden. Deine Umschreibung der Raben ist sehr kreativ und es erfreut, dass man hier auf Adjektive trifft, die die Dunkelheit und die 'düstere Aura' bzw. das den Raben zugesagte Schlechte nicht so beschreiben, wie man es erwarten würde (und wie es auch tatsächlich in einigen Gedichten der Fall ist, die von Raben handeln... es tauchen z. B. 'tödlich', 'verdammt', uvm auf). Zweite Strophe, Zeile Drei und Vier, ist meine Lieblingsstelle. Ich habs generell mit Mythologien, und das passt sehr gut. Ich würde sagen, ein vielversprechender Anfang, dem hoffentlich noch einiges folgen wird. |
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31.12.2007, 01:06 | #3 | ||
RE: He techne athanate - Die Raben
Zitat:
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31.12.2007, 01:33 | #4 |
Hallo!
nachdem du ja schon zu anfang den humor bewiesen hast, auf alle, nur nicht auf meine willkommensgrüße zu antworten, wollte ich jetzt genüßlich dein rabenwerk verreißen, aber siehe da: ein formal sauberes und wohlklingendes sonett...da kann man nix machen... hier gibt es soetwas leider nicht allzu oft zu lesen, weil es nicht ganz einfach ist, ein stimmiges sonett zu drechseln und das ist dir, wie ich finde gelungen. manch eine(r) wird die etwas altmodischen formulierungen bekritteln, ich habe damit keinerlei probleme. sehr gern gelesen: der kirmesbollo |
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31.12.2007, 02:24 | #5 | |
Zitat:
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31.12.2007, 09:59 | #6 |
Hallo He techne athanate,
ich kann mich den vorangehenden Kommentaren weitgehend anschließen: Das ist wirklich ein technisch sauberes Sonett (und jeder, der schon mal eins geschrieben hat, weiß, wie anspruchsvoll das ist). Dennoch fehlt mir etwas, was für Sonette charakteristisch ist: These und Antithese (und ggf. Synthese). Dein Gedicht hat einen erzählerischen Duktus, der solche Oppositionen gar nicht zulässt und somit verhindert, dass ein Zwiespalt entstehen kann, der in einer Synthese (wie von Hegel gefordert) aufgeht. Was den Stil betrifft, stören mich zwei Dinge: Str.1, V.2: "sind": hier könnte man bestimmt ein hochwertigeres Verb finden (sein und haben sind besonders als Hilfsverben gebräuchlich, deshalb scheint es eine Tendenz zu geben, sie als Vollverben eher zu meiden). Str.2, V.1: die Apokope von "nächtlichen" zu "nächtlich" verdankt sich allein dem Metrum... Abgesehen von diesen kleineren Unsauberheiten ist dies aber ein sehr gelungenes Sonett. Weiter so! RM |
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31.12.2007, 13:00 | #7 |
Vielen Dank auch für die konstruktive Kritik!
Das mit dem "sein" und "haben" wurde mir auch von meiner Deutschlehrerin gesagt - doch ich sah das nicht als großen Makel. Es passt ja - und es wiederholt sich nicht. Diese Apokope ist natürlich vom Metrum abhängig - aber warum ist das eine Unsauberheit? Ich finde nicht, dass beim Lesen das als unsauber gilt - vielleicht nicht gerade Alltagssprache oder eine geläufige Abkürzung, aber ich finde, dass das durchgeht. Aber ich muss dir Recht geben, an diesen Stellen haperte es auch kurzzeitig beim Schreiben. |
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31.12.2007, 14:55 | #8 | |
Zitat:
Viele Grüße, RM |
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