König Eidechse bei Poetry.de

Monty Schwarz · 12.12.2006, 11:09

Der riesige Garten
Mit den Nymphenstatuen
Und dem Heckenlabyrint
Mit den Springbrunnen
Und den bunten Pfauen
Mit den schnurgraden Wegen
Und versteckten Kapellen
Mit den Marmorbänken
Und der Orchestermuschel
Mit dem goldenen Palasttor
Und den Rittern in glänzender Rüstung

All das ist mein

Das Land zwischen den Horizonten
Mit allem, was darauf kriecht, atmet, lebt, stirbt

Ich bin König Eidechse

Ich scharre Künstlerinnen um mich
Ich will, dass sie mich malen
Nicht wie ich aussehe
Nein
Wie ich bin
Mein wahres Ich

Doch sie zeichnen immer nur den Eidechsenkörper
Leinwände sind schlechte Lügner
Die Künstlerinnen küssen sich stattdessen
Manchmal hilft es: es erinnert mich an Schlangen

Pelze, Perlen, Plunder
Kleider, Ketten, Kronen
Bedecken mich, doch machen keinen Menschen aus mir

Gleich wie viel
Scheiterhaufen brennen
Beile fallen
Wälder abgeholzt
Denkmäler errichtet werden

Mein Herz bleibt dunkel
Feuer hellt mein Herz nicht auf

Zu den Faschingsumzügen
Verkleide ich mich als
Roter Tod

Niemandem fällt etwas auf

Ich hoffe, die Uhren bleiben stehen

Ich trage den Hals offen
Stehe gerne an Fenstern
Und Klippen
Lasse Messer achtlos fallen

Doch im ganzen Land
Gibt es keine Attentäter
Keine Königsmörder

Jeder darf den König anschauen
Denn wer möchte schon
König Eidechse sein?

Ich fürchte nur den Hofnarr
Ich fürchte den Tag
An dem das Volk seine Witze versteht

Ich bin König Eidechse
Ich habe Mitleid mit dem traurigen Sänger

Und dem tanzenden Tod

12.12.2006, 11:09	#1
Monty Schwarz Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 84 Meine Gedichte	König Eidechse Der riesige Garten Mit den Nymphenstatuen Und dem Heckenlabyrint Mit den Springbrunnen Und den bunten Pfauen Mit den schnurgraden Wegen Und versteckten Kapellen Mit den Marmorbänken Und der Orchestermuschel Mit dem goldenen Palasttor Und den Rittern in glänzender Rüstung All das ist mein Das Land zwischen den Horizonten Mit allem, was darauf kriecht, atmet, lebt, stirbt Ich bin König Eidechse Ich scharre Künstlerinnen um mich Ich will, dass sie mich malen Nicht wie ich aussehe Nein Wie ich bin Mein wahres Ich Doch sie zeichnen immer nur den Eidechsenkörper Leinwände sind schlechte Lügner Die Künstlerinnen küssen sich stattdessen Manchmal hilft es: es erinnert mich an Schlangen Pelze, Perlen, Plunder Kleider, Ketten, Kronen Bedecken mich, doch machen keinen Menschen aus mir Gleich wie viel Scheiterhaufen brennen Beile fallen Wälder abgeholzt Denkmäler errichtet werden Mein Herz bleibt dunkel Feuer hellt mein Herz nicht auf Zu den Faschingsumzügen Verkleide ich mich als Roter Tod Niemandem fällt etwas auf Ich hoffe, die Uhren bleiben stehen Ich trage den Hals offen Stehe gerne an Fenstern Und Klippen Lasse Messer achtlos fallen Doch im ganzen Land Gibt es keine Attentäter Keine Königsmörder Jeder darf den König anschauen Denn wer möchte schon König Eidechse sein? Ich fürchte nur den Hofnarr Ich fürchte den Tag An dem das Volk seine Witze versteht Ich bin König Eidechse Ich habe Mitleid mit dem traurigen Sänger Und dem tanzenden Tod