Fundus "landes dampf"

[Richard L.]

an hummerabenden wird gewalzt bis das gold errötet und
ums eck in der pinte erklimmt irgendeiner den rand seiner pappe
leckt einem anderen einen schnaps aus den ohren
der daneben ist ruhig wie eine fuhre sand denkt was solls
die da halten sich die ärsche ihrer anstandswauwaus an die verschwitzten fressen
diesen koksrausch kann man bei kerner beichten
der beckmann pult sich dann den letzten grind hervor
aus den untiefen blubbern investigative schießeisen
einige bleistifte werden auf den tischen zu asche zertickelt
arme und reiche seelen auch
auf dass es ein bißchen kumpelt
oder nennen wir es verbrämte hatz
drangsalismus zur hauptsache erklärt irgendwas mit ismus
die glotze pulst die ansichten
der klemmspatzige medienpöbel grient nach den blitzen
und die diversen zentralorgane pischern es nullsätzig auf die leser und pöckeln den brei
ein starkoch wird es schon richten und schreit sie alle an bis der fond genehm und nie erreicht
so flirtet ein wildschweinbraten mit beantragten kümmergeldern
mit dem rest wird schindluder betrieben damit muß man leben
bis im kanzleramt die sonne abbrennt
der letzte sich vergewissert dass ein kreuz im kreis sich drehen
sich taumelnd in winkeln verkriechen kann
kurzweilig die gesellschaft zur last befriedet
es schimmeln der strebepfeiler ritzen
drunten und übelst

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2004/05

[Jeronimo]

Ja, und in diesem ganzen Schweinetrog sind all jene Flitzpiepen, die uns pausenlos die Welt erklären, mit Links und Zitaten, verkümmerte Blödzeitungsleser mir RTL2-Wissen, die genau wissen, wer und was warum gut oder schlecht ist und warum man solche Gedichte nicht lesen soll, die nicht auf „gülden“ enden. Froschgesichter mit Kaviarspeichel furzen uns die Bude voll, mit solchen Untertanen kann man als Mutti noch so manche Milliarde aus dem Fenster schmeißen.
Auch nach zehn Jahren ist dein Gedicht noch aktuell, lieber Farrell.

Jeronimo

[Ilka-Maria]

Fernseschelte!

Bei einigen Versen musste ich schmunzeln, so beim Beckmann, beim Starkoch und bei der abbrennenden Sonne im Kanzleramt.

Ich weiß schon, weshalb ich mein Fernsehgerät mehr als Wohnzimmerschmuck denn als Informations- oder Unterhaltungsmedium ansehe . Wenn das Ding mal eine Stunde pro Woche läuft, ist das für meine Verhältnisse viel.

Insgesamt: Was für sprachliche Ideen!

Trotz verständlicher Satire unter "Experimentelles" eingestellt.

Was mir bei dieser Gelegenheit aufgefallen ist: Seit 1. August haben es 15 Beiträge in diese Rubrik geschafft, von denen nur knapp die Hälfte - sieben - kommentiert wurden, davon nur einer üppig. Offensichtich werden die Texte hier als unverständlich oder völlig durchgeknallt empfunden. Da verwundert es, dass kürzlich die Anregung kam, einen Faden für Surreales einzurichten. Nach dem, was ich in dieser Rubrik sehe, dürfte sich die Beachtung solcher Texte in engen Grenzen halten. Eigentlich schade.

[Richard L.]

Hallo ihr Beiden,
schön, dass ihr kommentiert habt! Darüber zu reden wie es um unsere TV-Landschaft bestellt ist, wäre wie das Holz in den Wald zu schleppen. Das einzige was ich wirklich täglich brauche ist die „Kulturzeit“ auf 3sat, sowie einmal jährlich den Bachmann-Preis. Per Livestream, ich hasse diese Glotzen. Ansonsten höre ich viel lieber Radio und setze generell auf Printmedien. Regen und Schnee kann ich im Vorfeld riechen, auf die Wetterprognosen verlasse ich mich schon lange nicht mehr..
Schönen Abend!

[Fremder]

Ein gutes Gedicht. Damit trägst du nicht nur bei mir Eulen nach Athen.

Warum gibt es nicht längst das Fach Medienkunde/Medien in den Schulen? Man bedenke, wie viel unreflektierter Medienkonsum mittlerweile herrscht.

Hin und wieder denke ich an die drei Siebe des Sokrates. Auf das TV übertragen habe ich mir einige Regeln erstellt, um damit bewußter zu schauen:

- Brauche ich es?
- Interessiert mich der Inhalt?
- Ist es so aufbereitet, dass ich es behalten kann?
- Kann ich es mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen?
- Zieht es mich nicht runter?
- Habe ich Anknüpfungspunkte, um zu handeln?
- Sind intelligente oder charmante Menschen vor der Kamera?

[Richard L.]

Damit beschäftigt sich die Medienwissenschaft. Du hast drei wesentliche Punkte vergessen:

-die sogenannte Pressefreiheit
-Zensur
-an welchen Punkt befindet sich mittlerweile der sog. Journalismus?

Danke für Deinen Kommentar
MfG

[Ex-Poesieger]

Spektrometer in Bronze!

MFG

[Richard L.]

Hab ich ein Glück.

[scrabblix]

Lieber Farrell,

ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich als Kommentar in deinem Medienscheltefaden ein paar (hoffentlich passende) Verse einstelle.


Frönend dem Müßiggang
schlendernd die Straßen entlang
minimierend der Seele Gewicht

in der Abendhelle schimmert
der Fernseher ewiges Licht
ein Stückchen Seele wimmert

schaue den Schauenden zu
Gespräche scheinen tabu
Betroffenheit in Tüten

wird wohldosiert serviert –
der Strick – ich werd mich hüten
Seele wird grad poliert.

3.7.2009


Liebe Sonntagsgrüße
scrabblix

[Richard L.]

Liebe scrabblix,
nein, natürlich habe ich nichts dagegen. Ich habe Deinen Text gerne gelesen, man ist sofort im Geschehen. Dankeschön!
LG