Des Dichters Tod

[Heinz]

Wenn meine Leidenszeit zu Ende geht
und mich Gevatter Hein mit kaltem Hauch anweht,
wenn ich dann die Gewissheit habe,
dass nicht Languste oder Hummer,
waren meiner Liebsten Kummer,
sondern Krebs mich flott zum Grabe
hingeführt hat, habe ich nur eine Bitte:

Macht doch nicht so lange Gesichter!
Ihr tragt zur Grube nur nen toten Dichter,
der endlich Schluss macht mit dem Reimen.
Hört auf zu loben und zu schleimen
und singt ein Lied zu seinem Preis,
bildet einen großen Kreis
und tanzt für mich die Tarantella -
hoch das Bein und höher noch Italia!

Ihr ängstigt euch vor jener schwarzen Pforte?
Ich gebs ja zu: Es gibt viel schönre Orte.
Schmeißt mir paar Rosen hinterher
sagt paar Worte, recht bedeutungsschwer
und fragt das rotbezopfte Weib,
ob sie zu meinem Zeitvertreib
nicht mit mir in die Grube will
(ich glaube, sie heißt Ruth, vielleicht Sybill).

Doch ganz egal ob Billi oder Ruth,
es tät mir kalten Leiche gut,
sie läg bei mir und wärmte mein Gebein
und neidisch wäre Bruder Hein,
wenn sie noch einmal zittert oder bebt,
ihr Röckchen hoch und höher hebt
und flüstert: Dieser Dichter hat gelebt!
Jetzt könnt ihr flott zum Wirtshaus laufen,
um Dichters Fell, also meines, zu versaufen.

[MiauKuh]

Lieber Heinz,

das eben macht den Unterschied. Das hier lese ich gerne und gerne bis "zu Ende" und schmunzele sogar ab und an dabei.

Mir hat besonders diese Passage besonders gefallen:

"Ich gebs ja zu: Es gibt viel schönre Orte.
Schmeißt mir paar Rosen hinterher
sagt paar Worte, recht bedeutungsschwer
und fragt das rotbezopfte Weib,
ob sie zu meinem Zeitvertreib
nicht mit mir in die Grube will"

Es ist so schön locker. Aber mal davon abgesehen: Der Tod ist doch keine ernste sondern nur die aller-normalste Sache.

Also ja,
da ich dich ja auch "erleben" (haha, "leben") durfte: Das Gedicht und diese von mir zitierten Zeilen hier, beides passt sehr gut zu dir.

Liebe Grüße

[Heinz]

Lieber MiauKuh,
ja, mich hat wieder einmal das Fell gejuckt. Danke schön für Deine verständnisvollen Worte!
Liebe Grüße,
Heinz

[AlteLyrikerin]

Lieber Heinz,

wer so geläufig und geschmeidig dichtet wie Du, braucht manchmal einen advocatus diaboli.

Du rühmst dich, Dichter deines Muts. Der Tod wird dich nicht schrecken.
Auch brauchst du keinen Engelschor den Staub dir zu erwecken.
Der Tod ist Tod und überdies noch weit von deinem Zelt.
Wie klingt dein Lied, wenn du es spürst, dass jetzt dein Vorhang fällt?

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

[Heinz]

Liebe AlteLyrikerin,
ich danke Dir für Deine einfühlsamen Worte. Dummerweise habe ich noch eine Strophe vergessen, aber die wird noch nachgeliefert.
Zum Thema Tod habe ich aus vielerlei Gründen eine andere Einstellung als viele von uns. Natürlich ist der Tod eine ernste Angelegenheit und nichts liegt mir ferner als andere wegen ihrer Einstellung zu verspotten. Aus gutem Grund ist dieses Gedicht in der Ich-Form geschrieben.
Einen advocatus diaboli sollte ich brauchen? Das reicht nicht. Da muss es schon knüppeldick kommen, bevor ich meinem Lästermaul Einhalt gebiete.
Wie mein Lied klingt, gesetzt den Fall, ich spürte das Fallen des Vorhangs?
Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mein Freund, ein fabelhafter Tenor, mir versprochen hat, bei meiner Bestattung: "La Danza: Tarantella Napolitana" von Gioachino Rossini zu singen.
Liebe Grüße,
Heinz

[dr.Frankenstein]

Musst du auch sterben. Oh man, nein bleib noch bisschen.
So einsam ist Hein doch garnicht, der hat ja seine Cadaverin.
Seine große Liebe.

Aber ein Tänzchen an der Grube ist gut.
Als Geliebte bleiben dir wohl nur Gruftimädchen.
Gestern kam die Männliche Version bei Aktenzeichen XY

[Heinz]

Lieber Dr. Frankenstein,
Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich Dir bin. Deswegen habe ich dem Ding noch eine Strophe hinzu gefügt.
Liebe Grüße,
Heinz