Nikolaus für Groß und Klein

[Nöck]

Der Nikolaus schaut in sein Buch,
dann schimpft er los mit lautem Fluch:
„Ihr ungezognen Himmelswesen,
ich kann hier drin fast nichts mehr lesen!

Die Seiten sind zerfetzt und nass,
ich frage euch: Was soll denn das?
Ein Rentier wird ganz rot und sabbert,
es hatte an dem Buch geknabbert.

„Für wen ist jetzt das Puppenhaus“,
der Niklaus zieht die Stirne kraus,
„und welches Kind bekommt den Ball -
und wer das Pferd mit Pferdestall?“

„Ein Rentier war’s, ich war es nicht“,
ruft da ein kleiner Weihnachtswicht.
„Ich habe es genau gesehn,
da hinten steht das böse Ren.“

Der Niklas runzelt seine Brauen:
„Ich sollte dir den Po verhauen,
zu petzen, find ich gar nicht fein,
das schickt sich nicht und ist gemein!“

„Ach, lieber Niklaus, schimpf doch nicht,
er hat ja Recht, der kleine Wicht.“
Das Rentier weint und senkt den Kopf,
„ich hab’s getan, ich armer Tropf.

Doch nur, weil ich so hungrig war,
das darf man nicht, das ist jetzt klar.
Ich dachte mir doch nichts dabei,
ich tu’s nie wieder, drum verzeih.“

„Ist ja schon gut, mein braves Tier,
du gibst es zu, das lob ich mir.
Doch welches Kind kriegt was geschenkt?
Ihr Englein, überlegt und denkt.“

Die Engel sind total verwirrt,
so etwas ist noch nie passiert.
„Das Christkind“, ruft ein Weihnachtswicht,
„warum fragt ihr das Christkind nicht?“

Gesagt, getan, das Christkind lacht,
und hat den Laptop angemacht.
„Hier stehen alle Wünsche drin,
weil ich ja nicht von gestern bin.“

[Unar die Weise]

Da hat er noch mal Glück gehabt.
Und mit Dem Schenken hats geklappt.
Die Engel sind halt gut vernetzt.
Sie haben Internet, das fetzt.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆


Lieber Nöck,
hier hat die moderne Kommunikation mal Vorteile.
Aber, so ein Brief an den Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind, Engel und den Osterhasen
ist handschriftlich, im Umschlag, vielleicht mit gemaltem Bild immernoch am schönsten.
Wenns aber mal schnell gehen muss, geht sicher auch eine Email.

Wie du bemerkst, bringt mir dein Gedicht Kurzweil. Amüsant ist es ausserdem.

Nikolausgruß
Unar

[Mohrel]

Hallo lieber Nöck,

was für eine witzige Idee Federleicht und schön geschrieben!
Habe ich sehr gern gelesen!
Allein der eigentlich bischöfliche "Nikolaus" irritiert mich in diesem Zusammenhang ein wenig; normalerweise beschenkt er nach dem Brauchtum die Kinder mit Äpfeln und Nüssen und hat, wenn überhaupt, nur den Krampus als Begleiter..

Liebe Grüße

[gummibaum]

Das gefällt mir auch, lieber Nöck. Welche ein Glück, dass das Christkind uptodate ist.

LG g

[ganter]

Hay Nöck,

Christkind mit Lappi und Neon-Heiligenschein – so wollen wir es in der heutigen Zeit!

-ganter-

[Georg C. Peter]

„Für wen ist jetzt das Puppenhaus“,
der Niklaus zieht die Stirne kraus,
„und welches Kind bekommt den Ball -
und wer das Pferd mit Pferdestall?“

Lieber Nöck,

das erinnert etwas an den hochverehrten Wilhelm Busch,
etwas für Kinder UND Erwachsene!

Sehr schön!
Liebe Grüße von Georg

[DieSilbermöwe]

Ein erfrischend lustiges und modernes Nikolausgedicht hast du damit geschrieben, lieber Nöck.

Die letzte Strophe ist phänomenal. Ein modernes Christkind.

LG DieSilbermöwe

[Nöck]

Hallo ihr Lieben,

danke, dass ihr mein Nikolausgedicht mit euren positiven Kommentaren gewürdigt habt.

Ich habe in meinem Leben schon viele Nikoläuse auftreten sehen, die meisten von ihnen machten den Kindern Vorhaltungen und forderten Besserung. Da steckten jeweils die Eltern dahinter, wie blöd kann man nur sein. Anstatt seinen Kindern in der Vorweihnachtszeit gute Gefühle zu vermitteln, machten sie lieber alles kaputt (Ein Armutszeugnis).

Natürlich @Mohrel gab es auch den bischöflichen "Nikolaus" und der hätte den Kinder bestimmt niemals gedroht.

Und @Unar einen Brief/Wunschzettel selbst zu schreiben und etwas dazu zu malen, ist und bleibt das Natürlichste und Schönste.

Danke noch einmal für eure netten Kommentare, ich wünsche euch, dass euch der Weihnachtsmann wohl gesonnen ist.

Nöck

[DieSilbermöwe]

Ich habe in meinem Leben schon viele Nikoläuse auftreten sehen, die meisten von ihnen machten den Kindern Vorhaltungen und forderten Besserung. Da steckten jeweils die Eltern dahinter, wie blöd kann man nur sein. Anstatt seinen Kindern in der Vorweihnachtszeit gute Gefühle zu vermitteln, machten sie lieber alles kaputt (Ein Armutszeugnis).

Ja, da hast du recht. Ich sah mal (war damals selbst noch ein Kind, allerdings eines, das wusste, dass der Nikolaus nicht echt ist) auf einer Nikolausfeier einen Nikolaus, der einem Kind mit der Rute drohte (ich weiß nicht mehr, ob er wirklich Klapse damit bekam) und der Kleine war zu Tode erschreckt und lief heulend im Kreis. Die Mutter stand (fast würde ich sagen: schadenfreudig und nickend - sie hatte das Ganze natürlich angezettelt) daneben und ergötzte sich offenbar an dem Schauspiel. Niemand griff ein und mir tat der Kleine entsetzlich leid.

Ich bin eigentlich heute noch entsetzt, wenn ich an den Vorfall denke. Wie kann man sich als verkleideter Nikolaus dazu hergeben, so etwas zu machen?

Ich habe es nicht verstanden und werde es nie verstehen.

[Nöck]

Die Mutter stand (fast würde ich sagen: schadenfreudig und nickend - sie hatte das Ganze natürlich angezettelt) daneben und ergötzte sich offenbar an dem Schauspiel.

Wenn die Erziehung versagt, gibt's ja noch den Nikolaus. Noch früher drohten die Eltern mit dem schwarzen Mann oder sogar mit Fritz Haarmann: "Warte, warte nur ein Weilchen!"