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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 28.11.2010, 13:27   #1
Mephistopheles
 
Dabei seit: 04/2009
Alter: 32
Beiträge: 42

Standard Bewusstsein

Bewusstsein

Zerschmetternd, zerberstend, zerkrachend!
Vernichtend, wahllos vergeltend, verstörend!
Die Welt – der Spaß der Zeit,
Das Spiel von Gott!

Gesteine, ihr zerfetzt den Fels mit lautem, krachendem Stoß!
Leblos und kalt zerreißt's den Stein – erbarmungslos!
Erhaben erhebst du dich, feurige Sonne, von solcher Macht!
In dir verglüht's, die Materie,
Ganz gleich welchen Wesens und welcher strahlenden Pracht!

Darunter, inmitten des Chaos, dort steht der Mensch, das Ich:
Ihm ist's gegeben,
Dies zu erleben!
Doch wozu dies Können? Ein Unfall, ein Unglück, ein mieses Geschick?
Geschenk vom Quäler, hier! vom großen Sadist!
Doch hat der Mensch dagegen eine List:
Er ordnet das Chaos in seinen Gedanken
Und bringt den Plan des Quälers zum Wanken!

Hat alles einen Zweck, hat alles einen Nutzen?
Als nur das Lebendige zu bringen zum Stutzen?
Als nur den Menschen zu bringen zum Staunen?
Der lebendige Mensch: ein Zufall in der Welt,
Verflucht zu erleben, was nur dem Toten gefällt!

Zerschmetternd, zerberstend, zerkrachend!
Vernichtend, wahllos vergeltend, verstörend!
Die Welt – der Spaß der Zeit,
Das Spielzeug des Quälers, des großen Sadisten!
Mephistopheles ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2010, 15:05   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Mephistopheles!

Ja, das ist verstörend.

In Deinem Gedicht sind einige Inversionen, die mir nicht behagen und Deinem Talent nicht angemessen scheinen.
Der Inhalt ist natürlich weltbewegend und läßt die dauernde Frage aufscheinen:

Wozu wurde ein Tier mit Intellekt bedacht?
Bestraft?
Gesegnet?

Erleichternde Erkenntnis:
Selbst, wenn sich der Intellekt gegenseitig auslöscht:
Terra wird sich davon erholen - und wahrscheinlich aufatmen.

(Erhaben erhebst Du Dich, feurige Sonne, über solche Macht!)
gefiele mir besser.
Derlei Anmerkungen hätte ich noch mancher, aber ich will nicht zu pingelig erscheinen.

Auch viele Deiner Apostrophe sind (lyrisch gesehen) überflüssig.


Wuchtig, erratisch, lapidar!
Gefällt mir ungemein!


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2010, 16:23   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Wenn ich zu den Anmerkungen von Thing noch etwas ergänzen darf:

Zitat:
Zerschmetternd, zerberstend, zerkrachend!
Vernichtend, wahllos vergeltend, verstörend!
Hier sind gleich zu Beginn Partizipien aneinandergereiht, was normalerweise eher unschön klingt, in diesem Gedicht - gerade als Auftakt - jedoch viel Kraft entfaltet. Leider stört das schlichte, schwache Adjektiv/Adverb "wahllos" diesen Eindruck. Hier gehört ein Wort hin, das sich harmonisch zu den Partizipien gesellt (z.B. "zornbebend", denn wer zornig ist, handelt in der Regel nicht wählerisch).

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2010, 16:12   #4
Mephistopheles
 
Dabei seit: 04/2009
Alter: 32
Beiträge: 42

Huhu!

Ersteinmal ein Dankeschön für eure Antworten!

@Thing

Schön dass du das Gedicht als verstörend empfindest, so sollte es auch wirken. Der Gedanke ist meiner Meinung nach einfach verstörend: Die gigantische Welt, das kalte, leere Universum, voller toter Materie, und inmitten davon steht der Mensch als bewusst erlebendes Lebewesen, ein "Spaß der Zeit", auf das keine Rücksicht genommen werden kann: Wenn morgen irgend ein Gestein aus dem All in die Welt einschlägt und alles Leben auslöscht, wen interessierts dann eigentlich? - so viel ganz kurz zu dem Gedanken, der dem Gedicht zu Grunde liegen soll.

Mich würde trotz allem interessieren, welche Inversionen und Apostrophe du genau meinst. Apostrophe sind im Gedicht nur 3 zu finden, die aber meiner Meinung nach da sehr gut hinpassen.

Zitat:
(Erhaben erhebst Du Dich, feurige Sonne, über solche Macht!)
gefiele mir besser.
Damit bezieht sich die Macht aber nicht mehr auf die Sonne, sondern auf die Gesteine, die sich in den beiden Versen zuvor gegenseitig zerfetzen. Das bringt zwar ein recht schönes Bild, wenn sich die Sonne über die Szenerie erhebt, aber ich wollte schon sie selbst als mächtig bezeichnen.

@ Ilka-Maria:

Mit dem "wahllos vergeltend" will ich eigentlich schon etwas bestimmtes ausdrücken. Vergelten kann eigentlich nur jemand, der auch etwas empfindet. Vergeltung ist (hier) eine (gewaltsame) Reaktion auf eine (gewaltsame) Tat, meistens eine Art Rache. Gesteine empfinden aber nichts. Es wirkt auf einen empfindenden Zuschauer jedoch, als würde auf einen Stoß eines Gesteins auf ein anderes ein nächster Stoß eines Gesteines als Reaktion erfolgen, das sich aber nicht explizit an dem Gesteinsbrocken rächt, der es gestoßen hat, sondern einen Beliebigen in nächster Nähe zerfetzt, alleine um die "Wut" zu entladen. Hoffe du verstehst was ich meine. Dein "zornbebend" würde zwar ähnliches ausdrücken, aber würde nicht so sehr auf dieses Willkürliche dabei aufmerksam machen. Wahllos klingt vielleicht wirklich etwas schwach in dieser Wortreihe... momentan will mir aber nichts besseres einfallen :P

Nochmal danke für eure Antworten!

Grüße
Mephisto
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