Leuchtturm

[Ex Albatros]

Weithin sichtbar auf des Hügels Spitze,
thront der alte Turm in Weiß und Rot.
Zu zwei Seiten starren Fensterluken,
vier übereinander grad im Lot.

Obendrauf auf des Gemäuers Simse,
den die Balustrade rings umläuft,
ruht rundumverglast und eingegittert,
kuppelförmig rot sein Lichtgehäus.

Wie erhob´ner Zeigefinger weist so,
mahnend er des Tags hinauf zur Höh`.
Nah der steilen Felsenkant` gelegen,
blickt er weit hinaus auf blaue See.

Breitet dann ein abendliches Dämmern,
graue Schleier über Landschaft nieder,
zuckt urplötzlich aus Gehäuses Innerm,
Licht hervor, dass rasch und immer wieder

Bahn sich bricht zu fernen Horizonten,
die im Dämmerdunst allmählich schwinden,
bis zuletzt konturenlos und bleiern,
Meer und Himmel ineinandersinken.

Lichtesstrahl greift nun beständig kreisend,
wie Zyklopenarm tief in das Dunkel.
Reisst aus Nacht was phantomhaft sich dräuend,
und von See her antwortet Gefunkel.

Denn dort draußen zieht durch schwarze Fluten,
mancher bang und einsam seine Bahnen.
Trauend auf den hellen Schein des Feuers,
kann die scharfen Klippen er nur ahnen.

So mag´s gehn, dass auch einmal dein Schifflein,
sich in dunklen Fluten treibend findet.
Wohl dir, wenn dann aus der Nacht ein Lichtlein,
dir den Weg zum sichern Hafen kündet.



Anm.: Beschrieben ist der Leuchtturm
Dornbusch auf der Insel Hiddensee