einklang

[Epilog]

einklang

(für f., meine so lang verlorene musikerin)

an manchen tagen ist der klang verhangen
im innersten verstummt des trostes wort
und doch erfasst verbindend ein akkord
gemeinsam uns in hoffen und in bangen

des lebens melodie hat viele saiten
man trifft nicht immer nur den rechten ton
und hofft dennoch, die sanfte vibration
von einem ohr ins andere zu leiten

macht uns nicht die chromatische verbannung
der harmonie erst unserer selbst bewusst?
erfahren wir die reibung als verlust
und nicht als wiederkehr verlorener spannung?

der einklang ist ein sog der sanften schwingung
die sich ergründend auf die tasten trägt
doch fortlaufend auch zwischenräume prägt
und dafür ist: nicht eins zu sein bedingung

so sind in ungewählter stimmung zügel
in einen klangkörper wir eingespannt
der kleinste anstoß von versagter hand
verleiht dem gang der dinge neue flügel

[Ex-Ralfchen]

Servus – schon ST eins hat eine wunderbare Zieselierung an worten... Ich muss den Text erst verdauen - melde mich später

[Ex-Lichtsohn]

Zitat von Epilog

so sind in ungewählter stimmung zügel
in einen klangkörper wir eingespannt
der kleinste anstoß von versagter hand
verleiht dem gang der dinge neue flügel

s5:
da bitte noch einmal hinschauen

vielen lieben dank fürs lesen lassen - ein textblatt schaffen und ausdrücklich sagen dass das werk zur ehre einer bestimmten person geschaffen wurde bedeutet für mich nur danken können - aber das ist völlig ok

alle liebe in deinen tag

[Ex-Ralfchen]

in einen klangkörper - wir eingespannt...

Könnte es sein das er mit dem Klangkörper dass wir also uns meint und dazwischen ein Gedanken Strich gehört?

[Epilog]

das Gedicht ist 29 Jahre alt - da kann ich selbst nur spekulieren, was ich (an der konkreten Stelle) eigentlich sagen wollte.

Grundsätzlich ist hier aber, um Reim und Metrum genüge zu tun, die Inversion mal wieder überstrapaziert worden. Ohne die genannten Formenzwänge wollte ich wohl ungefähr zum Ausdruck bringen: Durch die Zügel einer Stimmung, die wir selbst nicht wählen konnten, sind wir in einen gemeinsamen Klangkörper eingespannt (wobei sowohl der Klangkörper als auch die Stimmung in ihrer Bedeutung außer einer seelisch-körperlichen Dimension auch der zugrundeliegenden musikalischen Metapher geschuldet sind - Instrumente sind ja auch gestimmt, oder verstimmt).

Jetzt wird es wahrscheinlich noch komplizierter. Bin auch gerade in der Redaktion und kann - zumindest euch - nicht mehr schreiben.

Herzliche Grüße

Epilog

[Perry]

der Text erinnert mich an die mühevolle Zeit, in der ich auch versucht habe Gedanken in Silbenfolgen und Reime zu fügen.
Ich habe mich mittlerweile ja für eine lockerere lyrische Form entschieden und muss sagen, seitdem fließen meine Gedanken wesentlich entspannter.

Mein unmaßgeblicher Vorschlag wäre:

"so sind in ungewählter stimmung zügel
wir in einen klangkörper eingespannt
der kleinste anstoß von versagter hand
verleiht dem gang der dinge neue flügel"

Wobei sich die Frage stellt, ob man an einem "Zeitdokument" wie diesem überhaupt Änderungen vornehmen sollte.

LG
Perry

[Epilog]

vielen Dank für deinen Vorschlag - so ist zwar in Z2 die Inversion (halbwegs) aufgehoben, aber das Metrum stimmt nicht mehr wirklich (konkret: der fünfhebige Jambus ...). Aber da das 99,99999 ... % der Forenmitglieder kaum interessieren dürfte, müssen wir Ilka wohl nicht zwecks Umschreibung bemühen.

"Zeitdokument" trifft mich natürlich in den Magen, weil es so "treffend" ist. 2019 habe ich nicht dieses, aber eines der diversen anderen Gedichte "für F." an sie geschickt. Die Antwort blieb nicht aus und war keineswegs ablehnend, eher so "Wie nett! Haben wir uns nicht über Goethe-Gedichte kennengelernt?" und dann "Hast du auch Kinder?" und "Was machst du für 'nen Job?"

(Trotzdem ...) werde ich sie immer lieben.

Einen schönen Abend wünscht Dir

Epilog

[Ex-Pennywise]

Moin Epilog,

da ist sie wieder. Die allseits beliebte Inversion. Auch ich bin heute mal wieder auf sie hingewiesen worden und ja... Manchmal wünschte ich mir, ich könnte so wie Perry diese lockere und lyrische Form gut klingen lassen. Aber ich verfalle automatisch in die Metrik der Reime. So sitzt man manchmal ewig an einer verdammten Zeile und meint die Lösung gefunden zu haben. Und dann wird doch etwas entdeckt.
Tja, ich habe hier keinen wirklichen Vorschlag. Was überwiegt mehr? Die Wichtigkeit der Metrik oder die Umstrukturierung um die Inversion zu "vernichten". Ich persönlich finde die Metrik sehr wichtig und finde, wenn man das nicht überitreibt und es sich nicht stümperhaft anhört, dann ist es in Ordnung. Die A-Lösung der beibehaltenen Metrik und der richtigen Sortierung sehe ich nicht.
Ich habe mich allerdings beim ersten Lesen vom Rhythmus und der Melodie mitnehmen lassen. Hätte ich die Kommentare nicht gelesen, wäre es bei mir so durchgegangen. Möglicherweise stellt mich das in einen lyrisches Banausenlicht.
Schöner Text und kein Kreuzreim.

[Epilog]

ich war drei Tage unterwegs und bin dann ganz bewusst nicht online - deshalb die kleine Verzögerung.

Du siehst das instinktiv schon alles richtig, alter "Banause" - beim lesen oder leisen vorsprechen sollte alles rund und harmonisch klingen - dann kann man immer noch nach unreinen Reimen, metrischen Asymmetrien sowie Inversionen suchen, wenn man will (muss man aber nicht, und wenn sie nicht sofort aufstoßen, können sie ja eigentlich nicht schädlich sein).

Jemand, der wie ich (warum auch immer) einen relativ strikten Endreimrahmen mit Stab- und Binnenreimen, Assonanzen und einem weitgehend gleichmäßigen Metrum in Einklang () zu bringen versucht, wird wahrscheinlich den Status der "Vollkommenheit" nie erreichen können (oder - schlimmer: dieser klingt wie ein hölzerner, gestelzter Totentanz). Am nachsichtigsten (auch mir selbst gegenüber) bin ich normalerweise bei Inversionen - sie sollten nur nicht allzu häufig vorkommen, grob entstellend aus dem Rahmen fallen oder andere Sinnzusammenhänge suggerieren (so wie Ilka und/oder Heinz es einmal bei Deinem "Leuchtturm" entdeckt zu haben glauben).

Wenn das nicht zutrifft, können Inversionen - meine persönliche Meinung und von Fall zu Fall zu prüfen - Lyrik sogar in gewisser Weise "adeln", indem Sie den Unterschied der verwendeten artifiziellen Sprache zum Idiom des Alltags noch hervorheben.

Einen schönen Restpfingstmontag wünscht Dir und allen

Epilog