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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 15.06.2015, 18:43   #1
männlich strunzistrunz
 
Dabei seit: 06/2015
Alter: 24
Beiträge: 3

Standard Ein Blick aus dem Fenster

Ein Blick aus dem Fenster,
Meine eigenen Gespenster.
Ein Glas Rotwein,
Möchtest du wirklich Tod sein?
Ein weißes Blatt Papier,
Weshalb sitze ich noch hier?
Eine Platte voller Sorgen,
Denk nicht am Morgen!
Billige Phrasen,
Keine Pappnasen!
Und die Moral von der Geschicht,
Was soll dieses Gedicht?
So viele Fragen,
Ich will all ihre Antworten sagen.
Ich kenne sie nicht,
Ein ahnungsloses Gesicht.
Die Suche beginnt,
Ich will ziehen mit dem Wind.
Ein Blick aus dem Fenster,
Nichts als Gespenster...

Ich würde mich über Meinungen, Anregungen etc. bezüglich meines Gedichtes sehr freuen
strunzistrunz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2015, 19:14   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Lieber Strunzistrunz,

bevor ich zu Deinem Gedicht komme, heiße ich Dich bei Poetry willkommen. Du wirst hier einige Schreiber Deines Alters oder wenigstens unter 20 Jahren finden, die sich gut etabliert haben.

Zu Deinem Gedicht habe ich in der Tat einige Anmerkungen, die sich jedoch nicht auf den Inhalt, sondern auf einige der von Dir gewählten Ausdrücke beziehen. Dabei geht es vor allem um diesen Textteil:

Zitat:
Zitat von strunzistrunz Beitrag anzeigen
...
Möchtest du wirklich Tod sein?
Ein weißes Blatt Papier,
Weshalb sitze ich noch hier?
Eine Platte voller Sorgen,
Denk nicht am Morgen!
Natürlich wäre jeder Mensch gerne der Gevatter Tod, wenn er schon kein Gott sein kann, denn der Tod ist ebenfalls unsterblich . Kleiner Scherz von mir - nix für ungut! Du meintest wohl eher das Adjektiv "tot".

Ein weißes Blatt Papier ist eine zu undeutliche Metapher für ein unbeschriebenes Blatt, gemeint ist ein "leeres Blatt Papier". Es spielt keine Rolle, welche Farbe es hat, wichtig ist der Hinweis, dass nichts drauf geschrieben ist.

Auf einer Platte bekommt man normalerweise etwas sehr Leckeres serviert, und zwar in einer Größenordnung, dass sie für den Kellner balancierbar ist. Sorgen jedoch sind schwer und drücken nieder. Wenn Du nicht auf die inflationäre Wendung "Sack voll Sorgen" zurückgreifen willst, musst Du nach einem Ersatz suchen (ein Kübel, eine Wanne, ein Zuber).

Warum soll jemand nicht schon am Morgen seinen Denkapparat benutzen dürfen? Du meintest sicherlich: ... denk nicht an morgen ...". Hier ist "morgen" eine Zeitbestimmung und deshalb klein zu schreiben.

Viel Spaß beim Weitertüfteln.

Beste Grüße
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2015, 20:49   #3
weiblich Litteralia
 
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538

Lieber Strunzistrunz,

herzlich Willkommen hier.

Genau genommen gibt es in Deinem Gedicht keine wirkliche Aussage.
Das LI sitzt rum, guckt aus dem Fenster, sieht seine Gespenster, Depressionen hin, Depressionen her, und da sitzt es wieder und sieht seine Gespenster.
So what?

Der Punkt ist, dass dieses Gedicht sich selbst seinen Sinn nimmt. Klar, Du beschreibst hier jemanden, der Angst hat, Angst vor morgen (Mobbing? Schule? Beerdigung?), aber alleine diese Beschreibung ist kein Kunstwerk.
Wenn hier jetzt ein sprachlich perfekt ausgearbeitetes Gefühlsszenario stünde, wäre das etwas anders.

Vielleicht wäre es interessant, genauer auf diese Gespenster einzugehen und sie greifbarer zu machen.
"Meine eigenen Gespenster" und dann das Thema "Der Schüler, der immer lacht, mich zum Außenseiter macht" wenn es um Mobbing ginge oder sonst was.

Nur Mut zum Ausprobieren!
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Liebe Grüße
Jana
Litteralia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2015, 14:11   #4
männlich strunzistrunz
 
Dabei seit: 06/2015
Alter: 24
Beiträge: 3

Hallo liebe Ilka, danke für die Hinweise ersteinmal. Allerdings war es mir schon wichtig, dass dieses Blatt weiß ist und nicht leer, aber das wird hier undeutlich, die Farbe hat hier eine Bedeutung, weil das Gedicht in einem größeren Kontext einer von mir konstruierten Geschichte steht... Außerdem ist mit der Platte eine Schallplatte gemeint. Ich habe leider oft Probleme mit Ortographie im deutschen (Ich komme gebürtig aus England).
Und auch Hallo Litteralia, mir ist durchaus bewusst, dass dieses Gedicht kein Meisterwerk ist und das soll es auch überhaupt nicht sein. Das Gedicht soll keinen Sinn ergeben, es soll unschlüssig und wirr sein, das alles ergibt allerdings erst im Kontext der konstruierten Geschichte Sinn... Ich habe das Gedicht also sehr aus dem Kontext gerissen, hätte ich nicht machen sollen...
Hier der Anfang der Geschichte in die dieses Gedicht eingebaut sein soll (ist auch nur eine Rohfassung, die unüberarbeitet ist):
LÜGEN
Er saß dort. In dieser großen Welt. In diesem unendlichen Universum. Er saß ausgerechnet dort. Und alles zog an ihm vorbei, die Menschen, die Vögel, die Autos etc. nur das große graue Schiff nicht. Auf das Schiff achtete er, er beobachtete es. Es dampfte. Langsam bahnte es sich seinen Weg durch die schäumenden Gewässer. Die Sonne stand tief, die tief graue Stadt drohte sie zu verschlucken und nie wieder herzugeben. Warm gegen kalt – rot gegen grau. Die Sonne schien dem Jungen ins Gesicht. Sie wärmte ihn. Es schien alles so einfach. „Das Schiff fährt“ , dachte er „an mir vorbei, an so vielem vorbei, es verpasst doch so gigantisch viel und trotzdem wirkt es glücklich, wie es sich selbst im Winde wiegt und im über das trübe Wasser zieht.“ Zwei orangefarbene Krabben krochen an seinen nackten Füßen vorbei, der Wind fuhr ihm durchs Gesicht. Er schmunzelte.
Grau – Alles grau. Der Nebel hatte ihn bald komplett umhüllt, er fühlte sich isoliert von allem was er je wahrgenommen hatte – Isolation. Er war anders. Der Junge wusste nicht weshalb er anders war anders als wer er war oder in welcher Art und Weise er anders war. Trotzdem spürte er es klar und deutlich. Er verstand die Menschen nicht. In seinen Augen waren sie alle blind. Alle genauso blind wie er. Doch die meisten sahen das nicht ein, er aber sah ein, dass er nicht Verstand und genau aus diesem Grund saß er dort.
Weil er verstand, dass er nicht verstand.
Weil er verstand, dass er keinen Verstand braucht.
Weil er verstand, dass es ihn eigentlich überhaupt nicht gab.
„Lügen“ dachte er.
„Alles Lügen“ und er fing an diese Worte vor sich hin zu flüstern, bald brüllte er es mit einer unglaublichen Wortgewalt. Je länger er brüllte, desto mehr schloss sich der Nebel um ihn, bis der Junge überhaupt gar nichts mehr sah, außer grau.
Der Nebel isolierte ihn nun vollständig von der Außenwelt.
„Alles ist falsch, alles Betrug! Ich will Freiheit! Doch überall sind Grenzen! Wohin soll ich gehen? Was soll ich bloß tun? Ich bin klein, doch...“
Und so brüllte er weiter, klagte die Menschheit und sich selber an. Die Forderungen wandten sich zu Fragen. Es war unerträglich, er irrte im nicht enden wollenden Nebel umher und fand NICHTS. Nach einer unvorstellbar langen Zeit stieß er zu seiner eigenen Überraschung auf etwas, nicht größer als ein Kieselstein, doch das Ding war weich und hart zur gleichen Zeit, heller als die Sonne und dunkler als die tiefste Nacht. Wörter reichen keineswegs aus um dieses Objekt zu beschreiben geschweige denn zu verstehen. Das Objekt durchströmte ihn, nahm ihn ein und gab ihn wieder ab, es zerstörte ihn komplett und setzte ihn wieder zusammen, es ließ ihn vergessen nur um ihm das selbe erneut beizubringen. Dabei schrie es in ohrenbetäubender, ja schon hypnotisierender Lautstärke und strahlte trotzdem tiefste Ruhe aus. Es klagte aus tiefster Seele, doch bewegte sich kein bisschen und lebte nicht. Plötzlich explodierte es, der Junge erschrak. Die Explosion war das angenehmste was er je gespürt hatte, es fühlte sich so an, als ob er in einer riesigen Truhe voller flauschiger Katzenfelle liegen würde.
Auf einmal verstand er. Er erkannte. Der Junge kannte die Antwort auf alle Fragen, die er sich jemals zu stellen gewagt hatte. Der Nebel löste sich, dahinter war allerdings nur unendlich weiße Leere. Je mehr er verstand desto weniger wollte er verstehen. Das Wissen zerriss ihn innerlich, nicht nur sprichwörtlich. „Die Wahrheit gibt es doch überhaupt nicht“ sprach er klag voll vor sich hin um sich noch zu retten, doch es war längst zu spät. Er fiel zu Boden und begann sich in sich selbst aufzulösen. Was passierte hier nur? Sein Klagen war nun größer als je zuvor. Dann trat ruckartig Stille ein, Ruhe, Schweigen. Unerträgliche Ruhe. Er wollte das alles nicht. Der Junge war zu schwach.
Die Sonne ging auf und spendete wärme, das unendliche weiß schwand und wurde zu dem strahlenden grau einer Großstadt und die unerträgliche Ruhe wurde durch das angenehme zwitschern von Vögeln gebrochen. Am Ufer des Flusses lag ein Junge, er sah sehr friedlich, glücklich und zufrieden aus wie er dort lag. Der Junge war tot.
Eine junge Frau fand den Jungen auf ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit, sie war unheimlich aufgebracht und rannte zur nächsten Telefonzelle um die Polizei zu rufen. Als die Frau wieder zurückkam war der Junge weg – Verschwunden. Er war in den Fluss gerollt. Nun trieb er auf dem Wasser, er suchte, er bestimmte den Weg. Sein Mund öffnete sich. Weißer Rauch stieg aus seinen Augen – Vergessen, Verschwinden.
Er vergaß.
Eine Weile später bekam er Hunger und beschloss sich etwas zu essen zu suchen, also trieb er an Land und stieg aus dem Wasser. Er fing einige Fische mit bloßen Händen und grillte sie mithilfe einiger erhitzter Steine. Dann setzte er sich an das Ufer des Flusses um zu suchen.
Er saß dort. In dieser großen Welt. In diesem unendlichen Universum. Er saß ausgerechnet dort. Und alles zog an ihm vorbei, die Menschen, die Vögel, die Autos etc. nur das große graue Schiff nicht. Auf das Schiff achtete er, er beobachtete es. Es dampfte. Langsam bahnte es sich seinen Weg durch die schäumenden Gewässer.

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