Du ahnst nicht

[Candlebee]

Du ahnst nicht,
wie sehr ich danach sehne,
dich an mich zu ziehen.
Die Traurigkeit in deinem Blick
zum Verschwinden zu bringen,
unter der ich einen
ganzen Regenbogen
an anderen Gefühlen spüren kann.
Doch die Stunde ist schwarz,
zu schwarz diese Nacht.

Candlebee

[DieSilbermöwe]

Hallo Candlebee,

das sind sehr schöne Zeilen, die eine Gefühlslage des LI verdeutlichen: Auch wenn es will, kann es das LD nicht aus seiner gedrückten Stimmung reißen. Die Umstände sind dagegen, zu schwarz (sorgenvoll?) ist die Nacht, warum auch immer. Es würde nicht funktionieren, das spürt das LI. Wunderschön formuliert.

Einen kleinen Meckerer habe ich: Es müsste eigentlich „wie sehr ich mich danach sehne" heißen, aber wahrscheinlich wolltest du hier eine Doppelung vermeiden. Im nächsten Satz kommt ja „dich an mich zu ziehen."

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Es müsste eigentlich „wie sehr ich mich danach sehne" heißen, aber wahrscheinlich wolltest du hier eine Doppelung vermeiden. Im nächsten Satz kommt ja „dich an mich zu ziehen."

Guten Morgen,

das waren auch meine Gedanken, außerdem könnte man das "danach" weglassen, wenn man umformuliert hätte:

Du ahnst nicht,
wie sehr ich mich sehne,
dich zu umarmen/in meine Arme zu nehmen.

Weiterhin stört mich ein wenig die umständliche, sperrige Formulierung: "... zum Verschwinden zu bringen". Warum nicht einfach "... zu verscheuchen/verjagen/verschwinden zu lassen"?

Auch die unschöne Aufeinanderfolge von zwei Wörtern mit gleichem Anlaut ("an anderen") ließe sich vermeiden:

"... einen
ganzen Regenbogen
anderer/weiterer Gefühle ..."

Hingegen finde ich die Doppelung von "schwarz" in den letzten beiden Zeilen sinnvoll, denn sie unterstreicht die düstere Stimmung.

Von der Idee her die einfühlsame Beschreibung einer Traurigkeit, ohne daraus eine dramatische Depression herzuleiten.

LG
Ilka

[dunkler Traum]

... manchem über mir stimme ich zu.

Ich sehne nach ... halte ich für ok und verständlich, da es im nächsten Halbsatz aufgelöst wird, aber auch ohne diesen wäre es verständlich.
Ich finde es toll, dass du die Gründe für die Schwärze offen gelassen hast. So kann sich jeder Leser seine eigene Interpretation suchen, da findet sich wahrscheinlich viel.
Ich finde, du beschreibst auf verbesserbare Weise ein Gefühl, dass sicher einige nachvollziehen können. Man würde gern helfen, trösten ... , fühlt sich aber irgendwie daran gehindert.

wsT
dT

[DieSilbermöwe]

Hallo dunkler Traum,

. Ich sehne nach ... halte ich für ok und verständlich, da es im nächsten Halbsatz aufgelöst wird, aber

es geht nicht um Verständlichkeit, sondern um Grammatik.

„Ich sehne nach" ist grammatikalisch einfach falsch.

LG DieSilbermöwe

[Freya Fall]

Ich finde, man muss nicht immer auf den Gedichten herumkauen. Ein schönes Gedicht ist und bleibt ein schönes Gedicht und deins ist ein schönes Gedicht.
Liebe Grüße. Mach dir noch einen schönen Tag,
Freya

[DieSilbermöwe]

Zitat von Freya Fall

Ich finde, man muss nicht immer auf den Gedichten herumkauen [...]

Muss man nicht. Darf man in einem Gedichteforum aber.

[Ilka-Maria]

Zitat von Freya Fall

Ich finde, man muss nicht immer auf den Gedichten herumkauen.

Die Frankfurter Anthologie hat mit dem "Herumkauen auf Gedichten" vierzig Bände gefüllt. Leider wurde diese Serie vor einigen Jahren eingestellt, warum auch immer, denn sie war sehr erfolgreich.

Wenn Candlebee keine Kommentare zu ihren Texten bekommen möchte, kann es es mitteilen. Sieht aber bisher so aus, als freue sie sich darüber.

Zu dem Verb "sich sehnen": Silbermöwe argumentiert richtig, denn es handelt sich um ein reflexives Verb. Um das doppelte "mich" zu vermeiden, hätte Candlebee auch formulieren können:

Du ahnst nicht,
wie sehr ich danach verlange,
dich an mich zu ziehen.

Dies nur zur Ergänzung, weil man möglichst lange kauen soll, wenn man die Speise optimal verdauen will.

Nichts für ungut, ein bisschen Spott muss sein.

LG
Ilka

[Freya Fall]

Wenn ihr wollt, dann kaut natürlich nur.
Liebe Grüße,
Freya.

[Candlebee]

Hallo Silbermöwe und Ilka-Maria,

eure Anmerkungen geben einmal mehr Denkanstöße und das finde ich großartig. Das "mich" in der zweiten Zeile ist mir wohl entwischt. (Ich tippe oftmals zu schnell) Und ehrlich gesagt, klingt es auch ein bisschen komisch. Das "danach" bleibt in jedem Fall bestehen, es verstärkt meinen Wunsch, die Person in die Arme zu nehmen.
Was das "zum Verschwinden zu bringen" angeht, war mir dies aufgestoßen, aber mir fiel nicht das passende ein. Verjagen, verscheuchen ... ist mir zu lasch. Ich werde mich noch einmal eingehend mit diesen Zeilen beschäftigen. Sie haben eine gewisse Bedeutung.

Wer Gedichte von mir kennt, weiß um die Tiefsinnigkeit.

Hallo dunkler Traum und Freya Fall,

ich danke auch euch für den Kommentar. Du, dunkler Traum, kannst immer toll hinter die Zeilen schauen. Das erweckt in mir den Eindruck: Man, sieht es wirklich dunkel in mir aus.

Und was das "herumkauen" anbelangt, bin ich immer dankbar für jedes Feedback. Sicher bereiten manche Kommentare ein wenig Bauchweh oder ich rolle die Augen, aber es sind Meinungen, Hilfestellungen, Anregungen. Dann entscheide ich, ob ich dran bastel oder es zerreiße. Oder ob ich es für mich trotz aller Kritik so belasse.
Viel schlimmer finde ich, gar keinen Kommentar zu bekommen. Da ist natürlich der erste Gedanke: Das war Scheiße! Was Blödsinn ist. Vielleicht war es einfach nett zu lesen und gut.
Also Freya Fall, auch du darfst mal drauf herumkauen, wenn du magst. Ich freue mich, dass dir meine Zeilen gefallen haben.

Habt einen schönen Donnerstagabend, Candlebee