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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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21.02.2014, 10:25 | #1 |
Gast
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Die Zange
Die Zange
©Hans Hartmut Karg 2014 Sie waren Brüder, Freunde, Schwestern Im Schweinestall – und spielten gern. Die Ferkelzeit, die war schon gestern, Selten sahen sie ihren Herrn. Denn in der Schweinemastanlage Läuft alles automatisch ab. Mit Licht wird da die Nacht zum Tage, Die Fütterung besorgt ein Rad. Und automatisiert bleibt Fleisch In den bodenspaltigen Boxen: Gelegentlich lautes Gekreisch, Als gäbe es kämpfende Ochsen. So rast das Schweineleben weiter, Schmutzkotz in Automatikwelt. Der Landmann wird zum Technikleiter, Es dreht sich alles nur um Geld. Gelegentlich kommt ein Transporter, Bringt neue Ferkel in den Stall. Die Welt hier kennt keinen Reporter, Die Tür schließt sich mit lautem Knall. Dann, wohl nach einem halben Jahr, Werden die Freunde mitgenommen. Sie wittern niemals die Gefahr, Sonst wären sie ihr längst entkommen. Im kachelweißen Raum stehn Männer, Ganz weiß gewandet wie die Engel. Die Schweine warten da nun länger, Eines verzehrt noch einen Stängel. Dann packt die Zange seinen Nacken, Epilepsiert rast nun das Hirn, Die Ketten können jetzt zupacken, Der Schweiß tritt auf des Metzgers Stirn. Nach einem tiefen, raschen Schnitt Spritzt Blut aus diesem schönen Schwein. Der Körper zappelt, will das nit – Doch bleibt im Sterben er allein. Warum müssen wir Schweine essen, Die klugen, edlen Glücksgeschöpfe? Warum müssen wir uns vergessen, Nur weil wir wollen volle Töpfe? Gar manches Tier wird nur getötet – Und dann entsorgt im Schweineberg. Doch keine Scham die Wangen rötet: Ist das denn nichts als Teufelswerk? * |
21.02.2014, 12:29 | #2 |
moin moin
....der Gedanke, der deinem Gedicht zu Grunde liegt, ist es unbedingt wert, in Verse gefasst zu werden.
Auch wenn Inversionen und Holperstrecken vorhanden sind, ist es gut. Die letzten Feinheiten, wirst du bestimmt gekonnt einbauen. ich habe diese Verse gerne gelesen. Curd Belesos |
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21.02.2014, 16:52 | #3 |
Hi!
Ich finde das persönlich eins ihrer stärksten Gedichte - das etwas "holprige" passt in dem Fall meiner Meinung nach gut zum Inhalt. Ich fühlte mich an Reinhardt Meys "die Würde des Schweins" erinnert. Ist gut gelungen. Liebe Grüße, Schreibfan |
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21.02.2014, 16:56 | #4 |
R.I.P.
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Wenn es noch Teufelswerk wäre -
nein - es ist Menschenwerk. Aber das kann auch gleichbedeutend sein. Schon lange ausgefleischten Vegetarier- Gruß von Thing |
22.02.2014, 10:24 | #5 |
Gast
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Re: Die Zange
Liebe Dichterfreunde,
nicht umsonst hat man die Schlachtungsvorgänge so "versteckt", dass sie dem Normalbürger visuell und akustisch entzogen sind. Es fragt auch niemand danach, was aus den Blutmengen, den Urinmengen, den Kotmengen der Schlachttiere wird..... Wie kann man dann bei einem Tier, das uns so nahesteht, noch von einem "Mitgeschöpf" reden, wenn man es nur füttert, um es anschließend zu keulen und aufzufressen - oder zu entsorgen? Ich danke Euch für Eure guten Kommentare! Herzliche Grüße H. H. Karg |