Rosarot

[Ex-Letreo71]

Ich gehörte zu den Menschen, die sehr sehr lange mit der rosaroten Brille durchs Leben liefen.
Ich wollte es so. Was wirklich um mich herum geschah, wollte ich nicht sehen.
Ich träumte nur von schönen Dingen, die unschönen verdrängte ich, bis sie mich schliesslich erdrückten.

Heute bin ich weit ab davon, bin Realist. Rosarot ist eigentlich nur noch die Sonnenbrille von meinem Sohn die er trägt, obwohl er ein Junge ist, was er natürlich auch ist. Nur die Realität, Leute, ist ganz anders,
ein großer Haufen Mist. Komisch, dass ich ausgerechnet jetzt an einem Kuhstall vorbeilaufe.

Ich habe beschlossen, mit der Liebe ins Gericht zu gehen. Ich bin total verknallt, aber geliebt werde ich nicht. Das ist mir zu wenig. Vielleicht habe ich mich auch verschlossen, wer weiß, sowas soll vorkommen.
Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, obwohl man so dicht dran ist.
Bin mal gespannt, ob sich was tut.

Ich hab so viele Gedanken, dass ich schon ganz wirr davon bin. Im Groben würde ich sagen, ich schaff das schon. Das hilft ungemein. Am Ende lohnt sich das, ich kann nicht hellsehen.

Mein Sohn hält mir gerade einen Zettel hin, auf dem geschrieben steht: "Mama ei loff ju", wie befreiend.
Meine Tochter steckt mitten in der Pubertät. Sie schreit mich an, weil sie mich hasst, weil sie mich liebt.
Rosa ist gestrichen, schwarz ist in! Brüderchen ist Babe.

[urluberlu]

Da hast du mit einem kleine Abschnitt den Kindern ein schönes "Denkmal" gesetzt. "ei loff yu" sagen nicht alle auf die gleiche Art.
Die Geschichte klingt ein wenig sehr nach "wirklich erlebt". Mit ein wenig mehr "show, don't tell" würde sie mMn besser.
Einen guten Tag wünscht
Url

[Ilka-Maria]

Liebe Manuela,

die Geschichte klingt für mich wie spontan geschrieben, quasi ohne Entwurf, wobei sie eine Lockerheit zeigt, die sie gut lesbar macht. Diese Lockerheit gefällt mir gut.

An Redundanzen und etwas ungelenken Ausdrücken könntest du arbeiten:

Heute bin ich weit ab davon, bin Realist. Rosarot ist eigentlich nur noch die Sonnenbrille von meinem Sohn, die er trägt, obwohl er ein Junge ist, was er natürlich auch ist.

Heute bin ich weit ab davon, bin Realist. Rosarot ist nur noch die Sonnenbrille meines Sohnes, die er trägt, obwohl er ein Junge ist.[/B].

Wobei die Frage bleibt, was die rosarote Sonnenbrille des Sohnes mit der Realismuserfahrung der Mutter zu tun hat, um die es hier eigentlich geht. Das könnte ein kleiner Einschub klären wie: "Rosarot um mich herum ist nur noch die Sonnenbrille meines Sohnes ..."


Lieben Gruß
Ilka

[Ex-Letreo71]

Zitat von urluberlu

Da hast du mit einem kleinen Abschnitt den Kindern ein schönes "Denkmal" gesetzt. "ei loff ju" sagen nicht alle auf die gleiche Art.
Die Geschichte klingt ein wenig sehr nach "wirklich erlebt". Mit ein wenig mehr "show, don't tell" würde sie mMn besser.

Hallo Url,

meine kleine Geschichte entstand sehr spontan. Ich hab gestern eine Schublade aufgeräumt und da tauchte plötzlich dieser Zettel und die rosarote Sonnenbrille auf.
Was wolltest du denn hinter besser schreiben, oder kann ich mir das aussuchen?

Lieben Gruß

Letreo

[Ex-Letreo71]

Hallo Ilka,

danke für deinen Kommi. Mit deinen Anmerkungen hast du nicht ganz unrecht. Als ich das gestern, spät, schrieb wusste ich selber nicht, was da zum Vorschein kommt, nur locker fand ich es aus.

Lieben Gruß

Letreo