Mensch, wach auf!

[Abedabun]

Schlaflos liegt die Dämmerung,
Nicht ganz aus ihrem Traum erwacht,
Schaudernd noch im Dunkeln.

Gnadlos bahnt das Licht sich an,
Zerstört der Dämmerungs Versteck,
Hilflos im Morgengrau'n.

Verblasst der Sterne Funkeln,
Erlischt der Illusion die Macht,
Kalt vor Offenbarung.

Wem in dieser Welt vertraun,
Wenn Mensch ersäuft in seinem Dreck,
Den stehts treibt Gier voran?

Leichen pflastern die Triumph-
Alleen in Palästen aus Skelett,
Erbaut sich selbst zum Ruhm.

Verfault er in Verwesung,
Des eigens erschaffnen Reichs,
Seines strebsamen Tuns.

Entsetzt blickt sich áŋpa* um,
Auf gichtgeplagt berauschtes Fett,
Gevöllt vom Siegessumpf.

Grauen Wahnsinn Menschlichkeit
Zweifel Selbstzerstörung Liebe
Licht wärmts Herz – Genesung
Dann erst leuchtets für die Welt.

*áŋpa (Lakota) = Morgendämmerung