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Alt 18.09.2016, 10:39   #1
männlich Landstreicher
 
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Standard Morgens am Lagerfeuer

Tagebucheintrag, geschrieben am 12. Juli 2016 irgendwo in der Hohenlohe





Eine gelbviolett gefärbte Quellwolkendecke zieht aus Südwesten über das Land.
Flache, leucht verwellte Wolkenunterseiten zeichnen die einströmende Warmluft in der Höhe, am Feuerplatz ist es angenehm mild.
Eine Weinbergschnecke frühstückt zu meinen Füssen, links die noch warme Asche und rechts einige Schafe von denen eines in meine Richtung grast.
Nettes, kleines, braunes Schaf mit kurzen, kräftigen Hörnern.
Grillenzirpen, leise Musik aus meinem Empfänger und vereinzeltes Vogelzwitschern aus dem Mischwald links hinter der Feuerstelle.
Ein angenehm moosbewachsenes Mäuerchen auf dem ich sitze, rahmt die alte, leicht bewachsene Terrasse ein und gedämpft leuchten Wald, Wiese und die Felder unterhalb.
Das Gewitter gestern abend war kurz und heftig- nun weht kaum noch Wind.
In der Höhe strömt nochmal ein Schwall Warmluft in den Südosten und ballt sich dort zu einem umfangreichen Gewitterregensystem.
Ganz in der Ferne leise Verkehrsgeräusche, lauter klingen die Vögel und ganz laut das Geräusch der grasenden Schafe rechts.
Vor mir Obstbäume und weiter rechts ein altes Gartenhaus.
Die Luft duftet intensiv nach feuchtem Wald und eine Morgenfliege summt nah an mir vorbei.
Ein paa rVögel auf der alten Birke neben mir rufen aufgeregt und irgendwo schleicht eine Katze durch Wiese und Wald.
Im Brennholzstapel hinter mir kann ich ein Tier brummeln und kratzen hören das klingt wie eine Mischung aus Krähe und Katze.
Schnecken machen bei der Fortbewegung relativ wenig Geräusche ausser sie kippen und fallen mal um, was vorkommt.
Da produziert das Schaf das rechts von mir in der Wiese liegt, lautere Geräusche beim Kauen ausser wenn ich es anschaue, dann hält es ganz still.
Würziger Wald- und Erdduft sowie Sommerheugeruch wehen aus Südwest heran, es duftet leicht nach Pilzen.
Vom Nachbarshof ertönen erste Morgengeräusche worauf die Schafe sofort an den Zaun laufen um zu schauen was dort gemacht wird.
Einige kleine Fliegen tanzen in der Luft vor mir und zahlreiche Vöge unterhalten sich nun von Baum zu Baum.
Ein schwarzes Schaf steht plötzlich rechts neben mir, beobachtet erst mich dann die Wiese unterhalb.
Die Weinbergschnecke vor mir verschwindet aus meinem Blickfeld und die letzten Regentropfen verdunsten von den Grashalmen.
Kein Wind bewegt die dunkelgrünen Zweige der Bäume, nur die Grillen geben leise den Takt des Vogelsangs.
Die Unterseite des südwestlichen Wolkenflusses verliert langsam ihre festen Konturen und wandet sich zu verschwommenen, einheitsgrauen Höhenniederschlägen die in der trockeneren Luft darunter verdunsten.
Im Wald sehen die Baumstämme unter Wolken- und Blättermassen wie der schwarze Scherenschnitt von vielen tanzenden Beinen aus.
Flammenwellen gleich leuchtet davor die rötliche Rinde einer Kiefer, strukturiert wie die Linien auf meiner Hand.
Ein grosses, weisses Schaf pflückt sich Blätter aus der Luft von einem jungen Apfelbaum unterhalb der Terrasse.
Das Wasser liegt auf den Pflanzen, hat den Boden angeweicht, steht in Pfützen und strömt in Massen über der kühleren Luft dahin.
Meine Haut wird weicher und der Mond nimmt weiter zu, die Nächte werden heller.
In der Kiefer neben mir ruft ein Eichhörnchen und das Tier im Holzstapel meldet sich wieder.
Als ich durch das moosige, warme Gras unter der Kiefer gehe, schweigt das gut versteckte Hörnchen, das weisse Schaf hat Position rechts von mir eingenommen und beobachtet mich nun während eine Krähe im Tiefflug über den Garten steuert.
Morgenkaffee über der Spiritusbüchse gekocht, Kekse und Radio.
Nun brennt doch noch ein Feuer aus Kiefern- und Buchenzweigen, stösst grosse Rauchdampfwolken in den feuchten Südwestwind.
Erste Stückchen blauen Himmels zeigen sich nördlich.
Südamerikanische Musik im Radio und das Eichhörnchen läuft am Waldrand vorbei, rot leuchtend wie eine Flamme.
Eine schöne Feuerstelle neben dem moosbewachsenen Mäuerchen unterhalb der Mooswiese, mit zwei alten Bänken und der gemauerten Terrasse nebenan.
Rötliches Leuchten verrät gewaltige, hochreichende Wolkenmassen im Süden.
Nun singen im gesamten Wald, in den Kiefern und Obstbäumen zahlreiche Vögel.
Eine Elster spricht vom Dach und die rotbraune Katze riecht verschlafen an meinem Rucksack in dem sich Nahrung befindet.
Ein Schaf raschelt links im Wald und das mysteriöse Tier im Holzstapel hat sich als Baummarder gezeigt.
Leuchtende Flammen tanzen den Buchenzweigen entlang und zarter Rauch sowie trockenes Knistern erfüllen den Moment.
Die Katze riecht am Schafdung auf der Terrasse, schüttelt den Kopf und kratzt sich mit der Hinterpfote hinterm Ohr bevor sie erneut mein Frühstück beschnüffelt.
Die Vögel kommentieren es von den Bäumen aus.
Dann geht die Katze ein Stück weg, dreht mir demonstrativ den Rücken zu und hofft, das ich ihr nun mein Frühstück überlasse.
Ein Specht hämmert im Wald, ein brennender Buchenzweig sackt mit hellem Geräusch in die Glut und im Osten zeigt sich die Sonnenscheibe erstmals heute in einer Wolkenlücke.
Süsser Duft der alten Kiefernzweige, ein kleiner Vogel segelt im Nahflug an mir vorbei, die Katze schleckt sich die Pfoten.
Der erte Schmetterling tanzt an, in der Ferne fliegt leise ein Hubschrauber.
Eichenholz- und Gerbsäuregeruch wehen heran, die brennenden Buchenzweige knistern, von der Kiefer fällt ein abgenagter Zapfen und darüber werkelt das Eichhörnchen.
Drei Sorten von wunderschönem Moos wachsen neben mir- ein Moos ist silbergrün und eng an den rötlichen Sandstein geschmiegt, ein Moos ist grasgrün emporwachsend und ein aquamaringrünes Bechermoos bilden eine Gemeinschaft.
Die Luft ist mild und im Wald singt das Täubschen.
Die Schafe laufen geschlossen hinter der Katze her und zunehmend sprudeln Quellwolken aus der tief dahinziehenden Wolkendecke auf dem Weg das sich im Osten bildende Starkregengebiet zu nähren. Dort wo es am Horizont dunkelgelb leuchtet, liegen noch warme Luftmassen.
Eine Krähe ruft und leuchtend stehen einzelne Brennesseln vor dem dunklen Bretterstapel hinter mir.
Der Baummarder knurrt und krächzt aus seinem Brennholzstapel hinter mir.
Das Eichhörnchen kommentiert vom Baum aus wie ich die rauchenden Enden der verbrannten Buchenzweige auf die Mitte des Gluthaufens lege und neue, trockene Buchenzweige nachlege.
Der leichte Wind dreht weiter Richtung Süden.
Die Brennesseln am Waldrand blühen ockergelbund eine neue Weinbergschnecke ist hintermir im Moosgras unterwegs.
Einzelne Ascheflocken fliegen dem wogenden Wolkenfluss entgegen.
Statt der trockenen Zweige habe ich nun Mengen von Kiefernzapfen über den Gluthaufen geschichtet und bin Besitzer eines Kiefernzapfenvulkans.
Die Schafe schauen zu und die Vögel kommentieren es von ihren Bäumen aus.
Der südwestliche Wind nimmt etwas zu, wirft den Rauch turbulent in die Landschaft und rauscht in den oberen Zweigen der hohen Birke gegenüber.
Pfeiffen, Rufen, Knistern, Krähen, Singen, Zwitschern und Zirpen ergeben den Moment.
Die Weinbergschnecke hinter mir überquert ein altes, morsches, im Moosboden halbversunkenews Eichenbrett.
Die Luft duftet nach milder Gerbsäure und süssem Kieferharz.
Immer wieder leuchtet die Sonne kurz aus kleinen Wolkenlücken, es ist eine grosse Freude.
Mein Kiefernzapfenvulkan verzehrt sich selbst- eine weitere Feuergeschichte.
Ich bewundere die Geduld und Hingabe mit der mich die Schafe nun bereits seit Stunden beobachten.
Als die Kiefernzapfen zu Asche zerfallen, hunderte von Kilometern Quellwolkenfluss vorbeigezogen sind, während die Sonne schon ein kleines Stückchen in den Himmel gekommen ist und eines der Schafe bereits eingeschlafen ist, beginnen die Krähen auf der Wiese und in der Mulde ihre tägliche Arbeit.
Als goldgelbe Sterne leuchten hellgelb die Habichtskrautblüten vor dem dunkelschattierten Fichtenwald.
Die grosse Birke sieht aus als wäre sie nun erwacht und schüttelt kurz sämtliche Zweige in einer warmen, südlichen Windböe.



Guten Morgen
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