Erster Urlaubstag in Kalavrita

[Heinz]

Safrangewandet erwachte am kühlenden Morgen die Sonne
Hellas, vergoldete prächtig die Wände der kleinen Mansarde.
Zephyr beschenkte die Sinne mit Düften von blühenden Rosen,
Schattende Bäume des Parks hinterm Hause verwöhnten die Augen,
knospende Zweige umrahmten das Strahlen des glänzenden Steines -
schade, ich konnte das Kunstwerk in Gänze nicht sehen, das sicher
meisterlich kundige Hände einst schlugen aus marmornen Felsen.
Waagrechte Äste von Bäumen voll reifender Feigen begrenzten,
mächtige Eichen versperrten den spähenden Augen die Blicke -
weibliche Reize zu ahnen vermochten die gierenden Sinne -
Zeus, du Beherrscher des Himmels, sei gnädig und halte die Damen
fest an dem Ort wo sie stehen, ich eile sie nahe zu sehen.


(Kalavrita ist ein kleines Städtchen an der Nordküste des Peleponnes, dessen männliche Bevölkerung im Dez. 1943 von der Deutschen Wehrmacht restlos umgebracht wurde)

[urluberlu]

Hallo Heinz

Bis Zeile drei ist das ein schönes Bild, obwohl die Daktylen richtungslos dahinplätschern.
a) passt das gut zu der beschriebenen Stimmung, wo nichts als passives Geniessen angesagt ist ohne den wfG (den für gewisse Lyriker unverzichtbaren "weiterführenden Gedanken")
b) schmiegt sich so der Rhythmus an die natürlichen schlanken Linien der deutschen Sprache, statt sie zum militärischen Gleichschritt zu zwingen.

Dass du im weiteren nicht von diesem Duktus der Bahnhofsprecherstimme "Ihre nächsten Anschlüsse" abweichst, macht das ganze leider echt langweilig und teils auch holprig, weil einzelne Stellen dann doch nicht so recht in den Daktylus passen.

In den ersten, schönen Zeilen fehlt für meinen vollsten Genuss noch ein Apostroph nach Hellas.

Schönen Tag dir, reife Feigen und das Meer
Url

[Heinz]

Lieber urluberlu,
Dank für Lob und Kritik. Zu meiner Entschuldigung hinsichtlich der genannten Schwächen kann ichnur sagen: Ich versuche, ganz langsam und schülerhaft, enflich auch mal "richtige" Hexameter zu schreiben. Sei so nett und betrachte das Vorliegende als Etüde.
Liebe Grüße,
Heinz