Ein Maler, der auf Reisen ging bei Poetry.de

Fridolin · 04.01.2011, 18:02

Der folgende Beitrag ist ein Text für ein Couplet, das ich für einen Vortrag einstudieren will (Gesang mit Klavierbegleitung). Da die Musik schon als Playback vorliegt, kann ich keine grundlegenden Änderungen vornehmen. Wichtig ist, ob ich die "und" am Zeilenanfang so lassen kann.

Ein Maler, der auf Reisen ging,
ließ seine Frau alleine
und sprach, du bist solch süßes Ding,
doch treu, das ist ja keine!

Die Welt ist doch seit Anbeginn
wahrhaft ein Sündenbabel!
Drum mal ich dir ein Eslein hin,
'ne Handbreit unterm Nabel.

Doch Beste, wenn die Lust dich packt,
dann werde ich es sehen.
Und bleibt mein Eslein nicht intakt,
dann wirds dir schlecht ergehen.

Denn eines nämlich sag ich dir:
Ich kenn der Weiber Schläue.
Drum sei das Eselein von mir
der Zeuge deiner Treue!

Der Gatte ging, der Hausfreund kam.
Nach tagelangem Lieben
wars Eslein, was nicht wundernahm,
nicht ganz intakt geblieben.

Der Freund jedoch, in jedem Sinn,
als Hausfreund praktikabel,
malt ihr ein neues Eslein hin,
die Handbreit unterm Nabel.

Doch einen Fehler er beging,
zwar nur nen klitzekleinen,
denn da, wo jetzt ein Sattel hing,
trugs erste Eslein keinen.

Und als der Gatte kam sodann,
rief seine Frau voll Schläue:
Schau dein intaktes Eslein an,
den Zeugen meiner Treue!

Am Anfang wars ihm froh zu Sinn,
doch später miserabel.
Er schaute nämlich näher hin,
die Handbreit unterm Nabel.

Dein Zeuge, schrie er desperat,
hat wahrlich nichts verschwiegen.
Wers Eselchen gesattelt hat,
der hat es auch bestiegen.

Fridolin

Ex-Schamanski · 04.01.2011, 23:13

Ich sehe kein Problem mit "und" am Zeilenanfang. Es kommt nur zweimal vor und paßt nahtlos in den jambischen Rhythmus.

Zitat:

und sprach, du bist solch süßes Ding,

Hier stört mich nur das "solch", wozu die Grammatik derart mit der Brechstange behandeln? Wieso nicht einfach "ein süßes Ding", dann fließt es wieder, syntaktisch wie klanglich. Ich sehe wohl die Alliteration "solch süßes", aber direkt davor prallen drei Konsonanten aufeinander in "bist solch", und das tut Aussprache und Ohr nicht gut.

Rein subjektive Ansicht.

Fridolin · 05.01.2011, 14:15

Hallo Scharmansky,

vielen Dank für deinen raschen Kommentar.

Ich sehe bei "solch süßes Ding" die Grammatik nicht mit der Brechstange behandelt. Nach meiner Kenntnis gilt die Regel, dass nach endungslosen Formen der Prominaladjektive regelmäßig stark dekliniert wird: kein leichtes Leben, manch liebes Mal, solch stürmisches Wetter. Für mein Sprachgefühl wirkt in der Wendung "solch süßes Ding" solch verstärkend. Das habe ich bisher bei meinen Vorträgen besonders betont.

Ein Problem habe ich noch in der letzten Strophe mit "desperat", da muss ich noch eine andere Lösung finden. Ich muss ja erst nächsten Dienstag ins Aufnahmestudio.

Liebe Grüße
Fridolin

Ex-Schamanski · 05.01.2011, 17:13

Lange auf kurze Silbe.

Liegt eine lange Note darunter?

Fridolin · 05.01.2011, 21:13

Hallo Schamansky,

ich nehme an, du kannst Audiodateien (mp3) abspielen, ich hab auf meiner HP eine Aufnahme von früher in einer textlich anderen Fassung:

Ein Maler, der auf Reisen ging

LG Fridolin

Ex-Schamanski · 05.01.2011, 21:20

Das "desperat" - "hat" scheint mir auf einer Achtelnote zu liegen, von 2/4 ausgehend. Da kommt es auf langen oder kurzen Silbenvokal nicht an. Meine Meinung.

04.01.2011, 18:02	#1
Fridolin Dabei seit: 04/2010 Beiträge: 1.026 Meine Gedichte	Ein Maler, der auf Reisen ging Der folgende Beitrag ist ein Text für ein Couplet, das ich für einen Vortrag einstudieren will (Gesang mit Klavierbegleitung). Da die Musik schon als Playback vorliegt, kann ich keine grundlegenden Änderungen vornehmen. Wichtig ist, ob ich die "und" am Zeilenanfang so lassen kann. Ein Maler, der auf Reisen ging, ließ seine Frau alleine und sprach, du bist solch süßes Ding, doch treu, das ist ja keine! Die Welt ist doch seit Anbeginn wahrhaft ein Sündenbabel! Drum mal ich dir ein Eslein hin, 'ne Handbreit unterm Nabel. Doch Beste, wenn die Lust dich packt, dann werde ich es sehen. Und bleibt mein Eslein nicht intakt, dann wirds dir schlecht ergehen. Denn eines nämlich sag ich dir: Ich kenn der Weiber Schläue. Drum sei das Eselein von mir der Zeuge deiner Treue! Der Gatte ging, der Hausfreund kam. Nach tagelangem Lieben wars Eslein, was nicht wundernahm, nicht ganz intakt geblieben. Der Freund jedoch, in jedem Sinn, als Hausfreund praktikabel, malt ihr ein neues Eslein hin, die Handbreit unterm Nabel. Doch einen Fehler er beging, zwar nur nen klitzekleinen, denn da, wo jetzt ein Sattel hing, trugs erste Eslein keinen. Und als der Gatte kam sodann, rief seine Frau voll Schläue: Schau dein intaktes Eslein an, den Zeugen meiner Treue! Am Anfang wars ihm froh zu Sinn, doch später miserabel. Er schaute nämlich näher hin, die Handbreit unterm Nabel. Dein Zeuge, schrie er desperat, hat wahrlich nichts verschwiegen. Wers Eselchen gesattelt hat, der hat es auch bestiegen. Fridolin

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05.01.2011, 14:15	#3
Fridolin Dabei seit: 04/2010 Beiträge: 1.026 Meine Gedichte	Hallo Scharmansky, vielen Dank für deinen raschen Kommentar. Ich sehe bei "solch süßes Ding" die Grammatik nicht mit der Brechstange behandelt. Nach meiner Kenntnis gilt die Regel, dass nach endungslosen Formen der Prominaladjektive regelmäßig stark dekliniert wird: kein leichtes Leben, manch liebes Mal, solch stürmisches Wetter. Für mein Sprachgefühl wirkt in der Wendung "solch süßes Ding" solch verstärkend. Das habe ich bisher bei meinen Vorträgen besonders betont. Ein Problem habe ich noch in der letzten Strophe mit "desperat", da muss ich noch eine andere Lösung finden. Ich muss ja erst nächsten Dienstag ins Aufnahmestudio. Liebe Grüße Fridolin

05.01.2011, 17:13	#4
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	Lange auf kurze Silbe. Liegt eine lange Note darunter?

05.01.2011, 21:13	#5
Fridolin Dabei seit: 04/2010 Beiträge: 1.026 Meine Gedichte	Hallo Schamansky, ich nehme an, du kannst Audiodateien (mp3) abspielen, ich hab auf meiner HP eine Aufnahme von früher in einer textlich anderen Fassung: Ein Maler, der auf Reisen ging LG Fridolin

05.01.2011, 21:20	#6
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	Das "desperat" - "hat" scheint mir auf einer Achtelnote zu liegen, von 2/4 ausgehend. Da kommt es auf langen oder kurzen Silbenvokal nicht an. Meine Meinung.