gereifter garten

[Epilog]

Dann reihe ich mich mal mit diesem 35 Jahre alten Schätzchen in die länger werdende Liste der Herbstgedichte ein. Die Jahreszeit steht hier zumindest nicht im Titel ...

gereifter garten

nun ist fast alle ordnung abgelegt
die früchte sind gereift und ausgewogen
und blätter, wie von müdigkeit bewegt
entschweben von der dämmrung angezogen

dort zwischen rosen hat sich kohl verirrt
an fremdem boden nährt sich fremder same
der abgegrasten felder stille ziert
ein büschel weißer blumen ohne name

vom acker her verpflanzte roter mohn
sich zwischen lauch. unzeitgemäßes blühen:
als längst verstaubter kerne später lohn
sucht eine sonnblume das ferne glühen

den zarten glanz aus fast verblasstem gold
um dorthin sich dem schatten zu entwinden
doch auch der baum hat nur ans licht gewollt
und weiß, er wird doch nie erfüllung finden

noch brennt des herbstes glut über dem wald
doch bald schon wird der schnee die sterne spiegeln
und wird die fruchtbefreiten gründe bald
mit überzug von reinstem weiß versiegeln