zu dritt bei Poetry.de

gummibaum · 30.09.2016, 18:01

zu dritt am tisch. es gäbe viel zu sagen.
der sohn belauert, was die mutter denkt,
er wittert seines vaters herbe fragen,
doch beide sind in stummes tun gezwängt.

die mutter schließt die augen selbstververgessen,
sie atmet aus dem weinglas milden duft.
der vater heftet seinen blick aufs essen
und zwischen allen wächst und gärt die kluft.

der sohn im schwarzen t-shirt ist der sieger,
doch ist der sieg zu leicht, um wahr sein.
die eltern ducken sich wie müde krieger
und lassen ihn mit halber kraft allein.

http://www.swabble.me/wp-content/upl...tz-d6t0aex.jpg

Thing · 30.09.2016, 19:17

Das ist eine sehr gelungene Adaption, obwohl das Gedicht alleine kein kritisches Auge zu scheuen braucht.

Kompliment und lieben Gruß
von
Thing

gummibaum · 30.09.2016, 19:48

hallo thing,

ich weiß nicht, ob der text ohne das bild trägt. Ich bin von diesem inspiriert worden. andererseits: vielleicht ging es dem maler (ich kenne den bildtitel und künstler nicht) um eine ganz andere aussage.

danke und lg
gummibaum

p.s. entschuldige bitte, dass ich selbst zur zeit etwas kommentierfaul bin.

Sonnenwind · 30.09.2016, 20:59

Hallo, gummibaum!

Zitat:

ich weiß nicht, ob der text ohne das bild trägt.

Doch, tut er! Und wie!

Aber auch das Bild hast du sehr überzeugend interpretiert.

LG
Sonnenwind

gummibaum · 30.09.2016, 21:29

dann bin ich beruhigt. danke, Sonnenwind.

lg g

Ex-Dabschi · 30.09.2016, 23:32

Lieber Gummibaum,

Dein Gedicht finde ich sehr gelungen. Dennoch habe ich eine andere Interpretationsmöglichkeit zum Bild entdeckt.

Ich hab mir das Bild längere Zeit angeschaut und auf mich wirkt es so, als würde die Frau gleich herbe Fragen stellen. Sie nimmt eine straffe Haltung am Tisch ein und wirkt dominanter als ihr Mann. Sie schaut ein wenig überheblich mit erhobenem Kopf auf den Inhalt ihres Weinglases, als würde sie darin den Text lesen können, den sie auf den Lippen hat.

Der Mann hingegen stochert mit gesenktem Kopf in seinem Essen herum. Entweder er hat ein schlechtes Gewissen oder er ist generell der Unterdrückte in dieser Familie und befürchtet schon wieder die Ausbrüche seiner Frau. Vielleicht auch, weil sie Alkoholikerin ist und sich nicht unter Kontrolle hat. Der Sohn beobachtet die angespannte Lage vorsichtig. Die Falten auf seiner Stirn lassen erkennen, dass auch er angespannt ist.

Das habe ich aus dem Bild gelesen …

Liebe Grüße
Dabschi

gummibaum · 01.10.2016, 09:35

danke, dabschi, für die positive bewertung des gedichts. was das bild angeht, hast du eine interpretation gegeben, die ich für zutreffender halte. toll!

lg g

Laie · 01.10.2016, 10:20

Hallo gummibaum,

ein ernstes Gedicht präsentierst du hier, das viel Stimmung in sich trägt. Diese findet sich auch in dem Bild wieder. Eine sehr gelungene Interpretation.

Das Bild stammt übrigens aus der Serie "Breaking Bad" und hat einen vollkommen anderen Hintergrund. Aber das nur so am Rande und das ändert auch nichts an der Qualität des Gedichtes und der Interpretation.

Gern gelesen.

Gruß,
Tiger

Thing · 01.10.2016, 10:48

Paßt dieser Titel nicht wie angegossen (falls ich ihn nicht falsch übersetzt habe)?

Pit Bull · 01.10.2016, 15:59

Auch für mich passen Bild und Interpretation zusammen.
Das etwas Beklemmende finde ich spannend.

Gute Idee mit dem Text zu einem Bild!

VG Pitti

DieSilbermöwe · 01.10.2016, 16:11

Eine sehr inspirierende Idee, ein Gedicht zu einem Bild! Allein für die Idee 5 Sterne ...

Warum allerdings der Sohn der Sieger sein soll, bleibt mir verborgen. Sein Blick ist abschätzend, als denke er: "Trinkt sie oder trinkt sie nicht? Soll ich sie abhalten oder nicht?"
Der Vater scheint sich aus allem raushalten zu wollen, konzentriert sich nur auf sein Essen.

Hach, tolles Bild und tolles Gedicht (wenn ich das Bild auch anders interpretiere).

Thing · 01.10.2016, 18:06

Liebe Silbermöwe, gummibaum hat schon eine ganze Reihe Gedichte zu Bildern gemacht!

dr.Frankenstein · 01.10.2016, 21:24

Der Sohn hat in die Weinflasche gepinkelt.
Weil es um eine Sache geht die er gemacht hat.
Und seine Stiefmutter beschimpft den Vater den sie wegen der Kohle geheiratet hat: "Na hast deinen Bengel nicht im Griff, du alter Bock."
Und der Sohn wartet darauf das sie in diesem Absurden Gespräch trinkt und es mitbekommt.

Also stimmen dann alle Interpretationen.

Ex-Letreo71 · 01.10.2016, 23:40

Lieber Gummibaum,

ein starkes Bild und ein ebenso starkes Gedicht, sehr wirkungsvoll und gelungen.
Ich interpretiere es auch anders, aber das ist ja völlig normal.

Liebe Grüße und toi, toi, toi für...

Letreo

Gylon · 02.10.2016, 11:27

Lieber gummibaum,
klasse!
Meine Interpretation würde etwas anders ausfallen.
Ich sehe hier nicht unbedingt den Sohn, sondern vielleicht einen heimlichen Verehrer, das der Frau nicht entgangen ist und sich für Ihn in Pose setzt und es still genießt angeschaut zu werden.

Liebe Grüße Gylon

gummibaum · 02.10.2016, 15:34

vielen dank für eure kommentare, tiger, bit bull, silberwöwe, thing, dr.frankenstein, letro und gylon.

ich wünsche euch alles gute!

lg g

Thing · 03.10.2016, 12:59

Ein Versuch:
Der Mann im Arbeitskittel macht Mittagspause. Er wirkt konzentriert, aber unbeteiligt. Ich glaube nicht, daß er der Ehemann der Frau ist.
Sie wirkt übelegen mit dem leisen Lächeln um den Mundwinkel Sie streichelt mit der Linken fast zärtlich das Glas. Die Flasche neben ihr deutet darauf hin, daß sie "als was Besseres" bedient wird, evtl. ist sie Gast.
Der Junge in der Mitte mustert die Frau unentwegt aus den Augenwinkeln. Sein Essen hat er nicht angerührt. Er ist sicher der Sohn des Mannes.
Diese Spannung in seinen Augen macht mir den meisten Eindruck.
Das dürfte auch die Schlüsselszene sein.

Das war nur ein Versuch!

DieSilbermöwe · 03.10.2016, 18:10

Zitat:

Zitat von Thing

Liebe Silbermöwe, gummibaum hat schon eine ganze Reihe Gedichte zu Bildern gemacht!

Das habe ich bisher nicht mitbekommen; wie schade! Werde jetzt mal mehr darauf achten.

Thing · 03.10.2016, 19:34

https://www.poetry.de/showthread.php?t=68979

Nöck · 06.10.2016, 13:01

Lieber gummibaum,

dein Gedicht ist klasse. Ich habe es gelesen, ohne vom Bild zu wissen und hatte sofort entsprechende Bilder im Kopf.

Ich interpretiere das Bild mal bewusst aus einer ungewöhnlichen Perpektive:

Der Sohn hat seinen schwulen älteren Freund gerade seiner Mutter vorgestellt und wartet nun auf eine Reaktion. Der Freund möchte sich in sein Essen verkriechen, er wurde von dem Outing überrascht. Die Mutter nimmt es scheinbar gelassen hin, ihr ist die Veranlagung ihres Sohnes bekannt. Vielleicht ist der Wein auch vergiftet, und der Sohn wartet darauf, dass die Mutter endlich davon trinkt.

Oder

Der junge Mann ist zu Besuch, er gehört nicht zur Familie und ist der Liebhaber der Frau. Der Ehemann weiß zwar Bescheid, verschließt davor aber die Augen. Die Frau genießt die Situation und der junge Mann wartet auf ein Zeichen der Zuneigung.

Ich weiß, das ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen, aber es macht mir Spaß, etwas aus einer "unmöglichen" Sicht zu betrachten.

Liebe Grüße
Nöck

Thing · 06.10.2016, 13:09

Zitat:

Zitat von Nöck

Oder

Der junge Mann ist zu Besuch, er gehört nicht zur Familie und ist der Liebhaber der Frau. Der Ehemann weiß zwar Bescheid, verschließt davor aber die Augen. Die Frau genießt die Situation und der junge Mann wartet auf ein Zeichen der Zuneigung.

Ich weiß, das ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen, aber es macht mir Spaß, etwas aus einer "unmöglichen" Sicht zu betrachten.

Liebe Grüße
Nöck

Diese Deutung sagt mir sehr zu.

fennigpfux · 09.10.2016, 14:50

Endlich ein Gedicht!
Zu viele Adjektive rauben die Kraft, aber
ein Gedicht!
Das Bild entsteht durch den Text!
Das Zeigen des Bildes ist nur für die Genesis interessant.

Endlich ein Gedicht.
Bisher nur verreimte Meinungen auf diesen Seiten gefunden.

Thing · 09.10.2016, 15:01

Zitat:

Zitat von fennigpfux

Endlich ein Gedicht!
Zu viele Adjektive rauben die Kraft, aber
ein Gedicht!
Das Bild entsteht durch den Text!
Das Zeigen des Bildes ist nur für die Genesis interessant.

Endlich ein Gedicht.
Bisher nur verreimte Meinungen auf diesen Seiten gefunden.

Du kannst von gummibaum noch viele solcher Gedichte finden.
Dein doppeltes "Ein Gedicht!" ist etwas mager als Kommentar.

LG
Thing

fennigpfux · 09.10.2016, 18:33

Ja, Thing, nur doppelt wäre zu mager - deshalb hatte ich im Überschwang ein drittes "Ein Gedicht" hingeworfen.

Sicher könnte mehr kritisiert werden, ich weigere mich aber, große Abhandlungen zu schreiben.
Aber doch noch so viel:
Meinem Kunst-Kodex nach muss ein Ding, ( ein Text, ein Film, eine Plastik, ...) in erster Ebene immer allein funktionieren. Erst in zweiter Ebene steht der Bezug zum allgemein bekanntem Kontext, die dritte Ebene sei denen vorbehalten, die Spezialwissen haben, welches für den gemeinen Farrellen nicht vorauszusetzen und/oder nur auf Umwegen zu erreichen ist.

Insofern wundert gummibaums letzte Zeile der ersten Strophen, in der nur "beide" in stummes Tun gezwängt sind und nicht alle. Damit scheint mir das Funktionieren in erster Ebene schon durchbrochen.

Ohne durch alle Mängel reiten zu wollen: Der Text macht Bilder. Das ist seine Qualität. Und auch dies: Ungewöhnliche Vorgänge mit gewöhnlichen Worten erzählen, macht Lesern Freude.

Thing · 09.10.2016, 18:37

Zitat:

Zitat von fennigpfux

Der Text macht Bilder. Das ist seine Qualität. Und auch dies: Ungewöhnliche Vorgänge mit gewöhnlichen Worten erzählen, macht Lesern Freude.

Ich srimme Dir zu.

30.09.2016, 18:01	#1
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	zu dritt zu dritt am tisch. es gäbe viel zu sagen. der sohn belauert, was die mutter denkt, er wittert seines vaters herbe fragen, doch beide sind in stummes tun gezwängt. die mutter schließt die augen selbstververgessen, sie atmet aus dem weinglas milden duft. der vater heftet seinen blick aufs essen und zwischen allen wächst und gärt die kluft. der sohn im schwarzen t-shirt ist der sieger, doch ist der sieg zu leicht, um wahr sein. die eltern ducken sich wie müde krieger und lassen ihn mit halber kraft allein. http://www.swabble.me/wp-content/upl...tz-d6t0aex.jpg

03.10.2016, 19:34	#19
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, Silbermöve - https://www.poetry.de/showthread.php?t=68979

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30.09.2016, 19:17	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Das ist eine sehr gelungene Adaption, obwohl das Gedicht alleine kein kritisches Auge zu scheuen braucht. Kompliment und lieben Gruß von Thing

30.09.2016, 19:48	#3
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	hallo thing, ich weiß nicht, ob der text ohne das bild trägt. Ich bin von diesem inspiriert worden. andererseits: vielleicht ging es dem maler (ich kenne den bildtitel und künstler nicht) um eine ganz andere aussage. danke und lg gummibaum p.s. entschuldige bitte, dass ich selbst zur zeit etwas kommentierfaul bin.

30.09.2016, 21:29	#5
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	dann bin ich beruhigt. danke, Sonnenwind. lg g

30.09.2016, 23:32	#6
Ex-Dabschi abgemeldet Dabei seit: 05/2014 Beiträge: 2.371 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Gummibaum, Dein Gedicht finde ich sehr gelungen. Dennoch habe ich eine andere Interpretationsmöglichkeit zum Bild entdeckt. Ich hab mir das Bild längere Zeit angeschaut und auf mich wirkt es so, als würde die Frau gleich herbe Fragen stellen. Sie nimmt eine straffe Haltung am Tisch ein und wirkt dominanter als ihr Mann. Sie schaut ein wenig überheblich mit erhobenem Kopf auf den Inhalt ihres Weinglases, als würde sie darin den Text lesen können, den sie auf den Lippen hat. Der Mann hingegen stochert mit gesenktem Kopf in seinem Essen herum. Entweder er hat ein schlechtes Gewissen oder er ist generell der Unterdrückte in dieser Familie und befürchtet schon wieder die Ausbrüche seiner Frau. Vielleicht auch, weil sie Alkoholikerin ist und sich nicht unter Kontrolle hat. Der Sohn beobachtet die angespannte Lage vorsichtig. Die Falten auf seiner Stirn lassen erkennen, dass auch er angespannt ist. Das habe ich aus dem Bild gelesen … Liebe Grüße Dabschi

01.10.2016, 09:35	#7
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	danke, dabschi, für die positive bewertung des gedichts. was das bild angeht, hast du eine interpretation gegeben, die ich für zutreffender halte. toll! lg g

01.10.2016, 10:20	#8
Laie Dabei seit: 04/2015 Ort: Oberpfalz Alter: 33 Beiträge: 847 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo gummibaum, ein ernstes Gedicht präsentierst du hier, das viel Stimmung in sich trägt. Diese findet sich auch in dem Bild wieder. Eine sehr gelungene Interpretation. Das Bild stammt übrigens aus der Serie "Breaking Bad" und hat einen vollkommen anderen Hintergrund. Aber das nur so am Rande und das ändert auch nichts an der Qualität des Gedichtes und der Interpretation. Gern gelesen. Gruß, Tiger

01.10.2016, 10:48	#9
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Paßt dieser Titel nicht wie angegossen (falls ich ihn nicht falsch übersetzt habe)?

01.10.2016, 15:59	#10
Pit Bull Dabei seit: 08/2012 Ort: Berlin Alter: 58 Beiträge: 1.878 Meine Gedichte Meine Favoriten	Auch für mich passen Bild und Interpretation zusammen. Das etwas Beklemmende finde ich spannend. Gute Idee mit dem Text zu einem Bild! VG Pitti

01.10.2016, 16:11	#11
DieSilbermöwe Dabei seit: 07/2015 Alter: 60 Beiträge: 6.711 Meine Gedichte Meine Favoriten	Eine sehr inspirierende Idee, ein Gedicht zu einem Bild! Allein für die Idee 5 Sterne ... Warum allerdings der Sohn der Sieger sein soll, bleibt mir verborgen. Sein Blick ist abschätzend, als denke er: "Trinkt sie oder trinkt sie nicht? Soll ich sie abhalten oder nicht?" Der Vater scheint sich aus allem raushalten zu wollen, konzentriert sich nur auf sein Essen. Hach, tolles Bild und tolles Gedicht (wenn ich das Bild auch anders interpretiere).

01.10.2016, 18:06	#12
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebe Silbermöwe, gummibaum hat schon eine ganze Reihe Gedichte zu Bildern gemacht!

01.10.2016, 21:24	#13
dr.Frankenstein Dabei seit: 07/2015 Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken Alter: 41 Beiträge: 5.468 Meine Gedichte Meine Favoriten	Der Sohn hat in die Weinflasche gepinkelt. Weil es um eine Sache geht die er gemacht hat. Und seine Stiefmutter beschimpft den Vater den sie wegen der Kohle geheiratet hat: "Na hast deinen Bengel nicht im Griff, du alter Bock." Und der Sohn wartet darauf das sie in diesem Absurden Gespräch trinkt und es mitbekommt. Also stimmen dann alle Interpretationen.

01.10.2016, 23:40	#14
Ex-Letreo71 abgemeldet Dabei seit: 01/2014 Ort: Niedersachsen Beiträge: 4.032 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Gummibaum, ein starkes Bild und ein ebenso starkes Gedicht, sehr wirkungsvoll und gelungen. Ich interpretiere es auch anders, aber das ist ja völlig normal. Liebe Grüße und toi, toi, toi für... Letreo

02.10.2016, 11:27	#15
Gylon Dabei seit: 07/2014 Beiträge: 4.269 Meine Gedichte	Lieber gummibaum, klasse! Meine Interpretation würde etwas anders ausfallen. Ich sehe hier nicht unbedingt den Sohn, sondern vielleicht einen heimlichen Verehrer, das der Frau nicht entgangen ist und sich für Ihn in Pose setzt und es still genießt angeschaut zu werden. Liebe Grüße Gylon

02.10.2016, 15:34	#16
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	vielen dank für eure kommentare, tiger, bit bull, silberwöwe, thing, dr.frankenstein, letro und gylon. ich wünsche euch alles gute! lg g

03.10.2016, 12:59	#17
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ein Versuch: Der Mann im Arbeitskittel macht Mittagspause. Er wirkt konzentriert, aber unbeteiligt. Ich glaube nicht, daß er der Ehemann der Frau ist. Sie wirkt übelegen mit dem leisen Lächeln um den Mundwinkel Sie streichelt mit der Linken fast zärtlich das Glas. Die Flasche neben ihr deutet darauf hin, daß sie "als was Besseres" bedient wird, evtl. ist sie Gast. Der Junge in der Mitte mustert die Frau unentwegt aus den Augenwinkeln. Sein Essen hat er nicht angerührt. Er ist sicher der Sohn des Mannes. Diese Spannung in seinen Augen macht mir den meisten Eindruck. Das dürfte auch die Schlüsselszene sein. Das war nur ein Versuch!

06.10.2016, 13:01	#20
Nöck Dabei seit: 12/2009 Ort: In den Auen des Niederrheins Beiträge: 2.662 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber gummibaum, dein Gedicht ist klasse. Ich habe es gelesen, ohne vom Bild zu wissen und hatte sofort entsprechende Bilder im Kopf. Ich interpretiere das Bild mal bewusst aus einer ungewöhnlichen Perpektive: Der Sohn hat seinen schwulen älteren Freund gerade seiner Mutter vorgestellt und wartet nun auf eine Reaktion. Der Freund möchte sich in sein Essen verkriechen, er wurde von dem Outing überrascht. Die Mutter nimmt es scheinbar gelassen hin, ihr ist die Veranlagung ihres Sohnes bekannt. Vielleicht ist der Wein auch vergiftet, und der Sohn wartet darauf, dass die Mutter endlich davon trinkt. Oder Der junge Mann ist zu Besuch, er gehört nicht zur Familie und ist der Liebhaber der Frau. Der Ehemann weiß zwar Bescheid, verschließt davor aber die Augen. Die Frau genießt die Situation und der junge Mann wartet auf ein Zeichen der Zuneigung. Ich weiß, das ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen, aber es macht mir Spaß, etwas aus einer "unmöglichen" Sicht zu betrachten. Liebe Grüße Nöck

09.10.2016, 14:50	#22
fennigpfux Dabei seit: 10/2016 Ort: auf Reisen Alter: 46 Beiträge: 304 Meine Gedichte Meine Favoriten	Endlich ein Gedicht! Zu viele Adjektive rauben die Kraft, aber ein Gedicht! Das Bild entsteht durch den Text! Das Zeigen des Bildes ist nur für die Genesis interessant. Endlich ein Gedicht. Bisher nur verreimte Meinungen auf diesen Seiten gefunden.

09.10.2016, 18:33	#24
fennigpfux Dabei seit: 10/2016 Ort: auf Reisen Alter: 46 Beiträge: 304 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ja, Thing, nur doppelt wäre zu mager - deshalb hatte ich im Überschwang ein drittes "Ein Gedicht" hingeworfen. Sicher könnte mehr kritisiert werden, ich weigere mich aber, große Abhandlungen zu schreiben. Aber doch noch so viel: Meinem Kunst-Kodex nach muss ein Ding, ( ein Text, ein Film, eine Plastik, ...) in erster Ebene immer allein funktionieren. Erst in zweiter Ebene steht der Bezug zum allgemein bekanntem Kontext, die dritte Ebene sei denen vorbehalten, die Spezialwissen haben, welches für den gemeinen Farrellen nicht vorauszusetzen und/oder nur auf Umwegen zu erreichen ist. Insofern wundert gummibaums letzte Zeile der ersten Strophen, in der nur "beide" in stummes Tun gezwängt sind und nicht alle. Damit scheint mir das Funktionieren in erster Ebene schon durchbrochen. Ohne durch alle Mängel reiten zu wollen: Der Text macht Bilder. Das ist seine Qualität. Und auch dies: Ungewöhnliche Vorgänge mit gewöhnlichen Worten erzählen, macht Lesern Freude.