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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 13.10.2006, 17:47   #1
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Standard Nacht

Durchströmt dich die Nacht,
dann suche den Himmel.
Auf milchweißem Schimmel
bei alleiniger Wacht.

Begleitet von Sternen
trinkst du nur die Stille.
Dir fremd ist der Wille,
der naht aus den Fernen.

Kometenstaub fächelt
und Träume entstehen.
Mit leisestem Flehen
Frau Sonne dir lächelt.

Vorüber bist du, Nacht,
der Glutball am Himmel:
Im gold'nen Gewimmel
neues Leben erwacht.




Über Kommentare würde ich mich sehr freuen!
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Alt 24.10.2006, 20:22   #2
meiry
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Nacht

Hi Fußballerin,

wie versprochen hab ich mich mal bei Dir umgesehen und mir gleich mal dieses Werk hier zur Brust genommen (wenns sonst keiner tut) )

Ok, mein erster Eindruck war gleich gut, ich bin hängengeblieben, ich wollte es noch öfter lesen, es nicht nur registrieren und "zu den Akten legen", sondern es hat mich zunächst vor allem durch seinen Rhythmus angesprochen. Ich mag es, wenn es "läuft", wenn die Zeilen metrisch zusammen gehören. Jeder Vers ist für sich ein stimmiges Ganzes und die Verse korrespondieren m.E. auch, V2 und V3 sind metrisch identisch, die eine Silbe, die in V1Z1 am Ende fehlt ist nicht so schlimm, und - schön symmetrisch - hast Du in V1Z4 und V4Z4 diese letzte eben vorne angehängt. Ergibt also schon mal allein vom Rhythmus her wie gesagt ein schönes Bild.
Aber auch inhaltlich fühlte ich mich gleich eingeladen zu verweilen und mal über Deine Intentionen und Hintergründe nachzudenken und auch da hast Du mich gut erwischt, ich mag es, wenn man nicht gleich alles herauslesen kann, sondern ein bisschen denken und rätseln muss und trotzdem nicht unbedingt darauf kommt was wirklich dahinter steckt.

Ich stelle mir das so vor, dass das lyr. Ich von einem Erlebnis erzählt, bei dem es eines Nachts wach wird und in den Himmel schaut, vielleicht um Antworten auf Fragen zu suchen. Die Nacht, die es durchströmt könnte ein Hinweis auf Depression/Trauer/etc sein. Den milchweißen Schimmel würde ich jetzt als Mittel zum Zweck sehen, zu versuchen der Nacht davon zu reiten und den Himmel, also einen Ausweg zu suchen.
Die Sterne leuchten den Weg, die Stille gibt Kraft, das lyr. Ich lässt sich von nichts und niemandem beirren und geht/reitet seinen Weg.
Denn alles sieht gut aus, der Kometenstaub ist schon Vorbote dessen was gutes kommen wird und auch die Sonne fleht und lächelt das lyr. Ich schon an, es sieht also alles gut aus. Und tatsächlich - es wird gut, ein neuer Tag beginnt, die Sonne scheint, das lyr. Ich geht ins Leben.
Der entscheidende Punkt ist m.E. der milchweiße Schimmel: ohne ihn gäbe es vermutlich kein Entkommen aus der Nacht.
Wofür steht er? Bzw. was bedeutet er? Was willst Du damit sagen?

Sehr gerne gelesen!


Schöne Grüße
Spirit
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Alt 24.10.2006, 20:59   #3
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Liebe Spirit!
Ganz, ganz lieben Dank für deine schöne Kritik. Ich hatte mich schon ein wenig geärgert, dass ich hierzu keien Kritik bekommen hatte, wollte aber nicht nochmal darum bitten - also freue ich mich jetzt ganz besonders! )

Du hast mir eine sehr interessante Lesart meiner Zeilen aufgezeigt, die mich sehr fasziniert - ehrlich gesagt, habe ich aber an etwas anderes gedacht:
Ich weiß nicht, ob du das Gefühl kennst, aber manchmal stehe ich einfach nur in der Nacht und spüre, wie sie mich sozusagen durchfließt.
Dieses Gefühl sollte auch das lyrische Ich haben, dass unter einem Nachthimmel steht. Der milchweiße Schimmel steht für das Mondlicht, gleichermaßen für den Mond und ist dann quasi der Begleiter des lyr. Ichs.
In der zweiten Strophe geht es mir um die Weiten des Weltalls, die für uns Menschen unergründlich sind.
Dann möchte ich die träumerische Atmosphäre aufzeigen, die die Nacht besitzt. Dabei steht die Nacht die ganze zeit über sehr positiv da, als ein Schutzraum, der Platz zum Nachdenken und Träumen lässt...
Mit Strophe 4 wird das lyr. Ich wieder zurück in die Wirklichkeit geholt, in dem nun einmal das wirkliche Leben spielt!

Ich wollte verdeutlichen, dass Träume etwas Schönes und Wichtiges sind, aber ihren Platz in der Nacht bzw. der Dunkelheit haben. Das heißt nicht, dass ich Tagträume nicht mag, aber im Prinzip gehören Träume etc. für mich in die Nacht. Das eigentliche Leben spielt am Tag, im Licht der Sonne.
Gleichzeitig ist mein gedicht einfach auch eine Hommage an die Nacht, die ich so gerne mag und von mir einmal gewürfigt werden sollte...

Trotzdem: Deine Lesart sagt mir total zu!
Vielen Dank und ganz liebe Grüße!
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2006, 21:34   #4
tigerente
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 18

Hi!

Finde das Gedicht sehr gelungen! Ich mags, wenn ein Gedicht was mit mir "anstellt", also wenn ich beim Lesen zB ein Bild vor mir seh, oder Farben, oder wenn es ein Gefühl erzeugt. Bei "Nacht" ist das so. Wenn mans liest, kann man beinah eine kühle angenehme Nacht spüren, die Dunkelheit, die eher weich und samtig ist. Find ich gut!
Zwei Dinge "stören" mich allerdings ein bisschen: Zum einen der "milchweiße Schimmel". "Milchweiß" find ich zwar richtig gut und auch die Metapher an sich für den Mond ist gelungen. Aber "weiß" und "Schimmel" geht nicht zusammen, find ich. Das ist ein bisschen zuviel des guten. Ich seh schon, dass "Schimmel" wegen des Reims sein muss, dass man also nicht einfach "Pferd" stattdessen nehmen kann. Nur, "milchweiß" würd ich auf keinen Fall ändern, das gefällt mir persönlich echt gut. Sorry, dass ich dir da jetzt nur sagen kann, was mir nicht gefällt, ohne dir einen anderen Vorschlag machen zu können!
Ja, und zum zweiten würd ich das Gedicht mit der dritten Strophe enden lassen. Da hast du dann auch schon den beginnenden Tag drinnen und ich find, das reicht. Mehr "Tag" würd ich in dieses "Nacht-Gedicht" nicht hineinnehmen.
Aber wie gesagt: An sich ein sehr gelungenes Gedicht!

liebe Grüße von der tigerente
tigerente ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2006, 22:45   #5
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Hallo Tigerente.
Ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass es mir gelungen ist, eine schöne Atmosphäre mit meinen Worten zu erzeugen Das ist immer so ein Hochziel von mir...

Deine Tips kann nachvollziehen, habe aber gewissermaßen Bauchschmerzen, sie umzusetzen:

Die vierte Strophe ist für mich ganz wichtig, weil sonst die "Wirklichkeit" des Tages fehlen würde: Durch sie wird der Gegensatz von Träumen am Tag und in der Nacht verdeutlicht...

Der Schimmel: Jetzt wo du es sagst, fällt mir auf, dass weißer Schimmel im Prinzip ein bisschen doppelt gemoppelt ist... Andererseits ist es ein Oxymoron und somit ein wichtiges Stilmittel. Ich finde jedenfalls, es klingt irgendwie so schön! Aber ich werde nochmal ein wenig darüber meditieren...

Danke für deine Worte...
Ganz liebe Grüße
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2006, 16:49   #6
Homo noctis
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 30

Mir gefällts. Es stellt die zurecht Nacht auf eine schöne Weise dar.
Homo noctis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.12.2006, 20:47   #7
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Danke schön. Das freut mich... Wollte ich auch erreichen!
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
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