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Alt 26.09.2007, 21:51   #1
Aesta
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 26


Standard Wo ich lebe

Liebe Mitglieder

Heute ist mir folgender Text eingefallen. Ist natürlich keine abgeschlossene Geschichte. Es wäre schön wenn ihr eure Meinung dazu schreiben könntet. Danke im Voraus!


Wo ich lebe

Wenn ich in dieses Dorf komme, rieche ich Kiefern. Die Häuser scheinen in den Wald hineingewachsen zu sein, sie sind der Wald.

So hässlich, wie in alten Tagen das Tal mit seinen finsteren Hainen und in tiefblauem Schein modernden Lichtungen beschrieben wurde, so sehr schien die Landschaft und alles, was in ihr gedeiht, verflucht und von Geistern heimgesucht. Aber Männer mit breiten Hüten wollten in lärmenden Fabriken Dinge produzieren, die sie reich machen sollten; deshalb schlugen sie Schneisen zwischen die Hügel.
Merkwürdig starren nun die heruntergekommenen Fassaden jeden Besucher an. Und die Menschen, die diesem Ort entspringen, kommen selten aus ihren Häusern und gehen im Dorf hin und her, damit jeder denkt, der aufgerissene Asphalt sei durch die eifrige Benutzung in einen derart desolaten Zustand geraten. Aber er ist es nicht. In Wirklichkeit drängen die Erdgeister nach oben, denn sie wollen zurücknehmen, was ihnen gehörte. Und die Menschen kehren, wenn sie ihre Statistenrolle erfüllt haben, nach Hause zurück um hinter ihrem von tödlicher Langeweile verseuchten Gemäuer in ein stinkendes, knarrendes Bett zu steigen.

Manch einer ist aber derart von diesem Ort benommen, dass er krank wird, dass sich Hautfetzen von seinen Unterarmen lösen und er mit geschwollenem Gesicht Tag für Tag in seinem Fauteuil sitzend zum Fenster hinaus, in die ihm entgegengähnende Landschaft starrt. Die Berggötter schenken ihm ihre seltsamen Melodien, wenn der Wind um die kleine Kirche aus roh behauenen Steinen schwirrt und tote Blätter mit sich trägt. Im roten Licht des weiten Friedhofgartens erheben sich Krähen von den Stelen, die mir "Adieu!" entgegenrufen. Im Rausch dieser Stimmung irre ich von einer Trunkenheit zur anderen und höre die Sirenen lauter werden, wälze mich in diesem Übel und will doch an keinem anderen Ort sein.
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