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Heinz · 09.12.2017, 10:05

Mit vierzig Jahren hab ich in Granit geschrieben,
die Funken flogen weit, als ichs hinein getrieben.
In aberhundert Petroglyphen könnt ihr lesen,
erkennt gewiss mein Sinnen und erblickt mein Wesen:
Archaisch, ungestüm und ungeschliffen
hab ich sehr früh nach Sternen kühn gegriffen.

Schon drei Millennien sind seither verflogen -
für ewge Götter nur ein Augenblick -
zum Marmelstein hats mich mit Macht gezogen,
in seiner Pracht verbarg sich größtes Glück.
Mein Meißel schuf ein göttergleiches Weib
aus Marmor – seidenweich und weiß ihr Leib.

Mit Jahren reich bedacht versuch ich zu ergründen,
was euch und mir als großes Lebensziel wohl frommt:
Ein Feuer kann der Gott Apoll in uns entzünden,
und jedes Wort wird Glut, wenns rein vom Herzen kommt.
Gedichte sind von uns erschaffne neue Welten,
als dritte Dimension soll Poesie uns gelten.

Eisenvorhang · 09.12.2017, 10:12

Hallo Heinz,

ein sehr schönes Gedicht, mit einer Prise Wehmut, viel Dankbarkeit und Selbstreflektion.

Poesie und dritte Dimension?

Worte schaffen Bilder und Bilder schaffen Räumlichkeit.
Was Gedichte noch umschließen ist Zeit und ihre Metaebene.
(Was auch immer Zeit ist).

Ich persönlich würde Poesie vierdimensional betrachten

gursky

Heinz · 09.12.2017, 10:20

Lieber gursky,
natürlich hast Du Recht, aber ich bin bescheiden und stoße wohl nur zögerlich in die vierte Dimension vor.
Vor allzu viel Selbstreflexion hüte ich mich aus Selbstschutz. Was tun, wenn das Resultat auf ein verfehltes Leben deutet?
Einen schönen Tag!
Heinz

gummibaum · 09.12.2017, 12:16

Lieber Heinz,

dein Gedicht widmet sich einem klassischen Thema in schöner klassischer Form.

Gern gelesen und eine schlichte Kurzversion versucht.

LG gummibaum

Mit vierzig schrieb ich in Granit.
Die Funken flogen weit,
und was der Meißel glühend schnitt,
sprang kühn aus meiner Zeit.

Mit siebzig nahm ich Elfenbein,
und jeder Schlag war leicht.
Ich grub ihm zögernd Weiches ein.
Ein Weib, das Göttern gleicht.

Und sieh, es rührte den Apoll.
So hat er sie belebt.
Er goss uns auch zwei Becher voll,
darinnen Liebe bebt...

Heinz · 09.12.2017, 18:05

Lieber Gummibaum,
ich freue mich sehr über Deinen Kommentar und über Deine Art und Weise der
Gestaltung eines fast gleichen Themas.
Ein schönes Wochenende!
Heinz

talking head · 11.12.2017, 17:10

Hallo Heinz,

sehr gerne gelesen, dein Gedicht. Hat mich nicht in Ruhe gelassen, warf eine Antwort dahin (Der Bildhauer), musste so raus; erfasste ich damit den Sinn deines Werks?

Liebe Grüße,
talking head

Heinz · 11.12.2017, 17:20

Lieber talking head,
klar - der Bildhauer musste raus (und aus der Bildhauerei wurde Schrift und in den Schriften wurde und wird Poesie für die Nachwelt bewahrt).
Danke fürs "gern gelesen"!
Liebe Grüße,
Heinz

UdoFrentzen · 12.12.2017, 02:48

Hast du eine Werkstatt und einen Austellungsraum, den man besuchen kann?
Ist da noch ein Termin frei?
Ich würde die Fahrt mit einem Besuch im Hildener Eldorado verbinden.

Udo

Heinz · 12.12.2017, 16:23

Lieber UdoFrenzen,
zum Steinmetzen habe ich es noch nicht geschafft. Das einzige dreideminsonale Werk, das ich zustande gebracht habe, ist ein Torso aus Lindenholz (Torso, weil ich zu blöd bin, einen Kopf, Arme oder Beine zu schnitzen).
Ich sehe, Du wohnst in Köln - ich arbeite in Rodenkirchen. Wie wäre es mit einem Kölsch (ich bring dann auch den Torso mit).
Liebe Grüße,
Heinz

UdoFrentzen · 13.12.2017, 23:48

Lieber Heinz,

Das Gedicht klang wie aus eigener Erfahrung.
Komme gerne auf ein Kölsch in die Stadt.
Gib mir bitte eine gute Stunde Vorwarnung,
da ich mit der Linie 1 von Weiden-Bahnstraße,
zwei Stationen hinter dem Stadium, losfahre.
Habe kein Auto, - nur ein Rennrad im Keller.
02334 3894388 (nicht immer an)
0178 2343188
udo.f@gmx.de

BB Udo

Ex-Poesieger · 14.12.2017, 01:37

Satan weiche!!!

Heinz · 14.12.2017, 09:52

Hallo Poesieger,
jetzt wird es bedenklich - seit wann führst Du Selbstgespräche?

Lieber Udo,
ich werde Dich anrufen, glaube aber, dass wir unser Kölsch auf den Jahresanfang verschieben müssen.
Liebe Grüße,
Heinz

Ilka-Maria · 14.12.2017, 11:28

Lieber Heinz,

ich bin immer wieder verblüfft über deinen Wortschatz (ganz zu schweigen von deiner lyrischen Kunst). Davon wünschte ich mir mehr in diesem Forum. Phantasie ohne eine handwerkliche Basis bringt nur Wirres hervor. Von dir kann jeder, dem die Lyrik ernst ist, eine Menge lernen.

Besten Gruß
Ilka

Heinz · 14.12.2017, 19:59

Hallo Ilka-Maria,
dass ich mich über Dein Lob sehr freue, will ich Dir gern gestehen.
Wenn jemand wie Du, mit der ich so manchen Strauß ausgefochten habe, vorurteilslos so einen Kommentar schreibt, beweist menschliche Größe. Das ist aller Anerkennung wert!
Vielen Dank und beste Grüße,
Heinz

Ex-Poesieger · 14.12.2017, 22:25

Und gerade wenn du es für bedenklich hältst Selbstgespräche zu führen muss doch was dran sein, wenn man darauf hingewiesen werden muss anstatt angeregt worden zu sein. Da bist du manchmal noch etwas zu zögerlich. Gerade mit dem Meißel ist das femininere in mir aber nicht so rauszuarbeiten. Es sei denn es hat wirklich 3000 Jahre gedauert.

Ilka-Maria · 14.12.2017, 22:28

Zitat:

Zitat von Poesieger

Gerade mit dem Meißel ist das femininere in mir aber nicht so rauszuarbeiten. Es sei denn es hat wirklich 3000 Jahre gedauert.

Ich bin sicher, dass es bei dir noch ein paar tausend Jahre mehr dauern wird.

Heinz · 14.12.2017, 23:51

Bist Du sicher? Wie heißt der Film? "Dreitausend Jahre sind nicht genug" (kann aber sein, dass der Film anders heißt.
H.

09.12.2017, 10:05	#1
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Gestalten Mit vierzig Jahren hab ich in Granit geschrieben, die Funken flogen weit, als ichs hinein getrieben. In aberhundert Petroglyphen könnt ihr lesen, erkennt gewiss mein Sinnen und erblickt mein Wesen: Archaisch, ungestüm und ungeschliffen hab ich sehr früh nach Sternen kühn gegriffen. Schon drei Millennien sind seither verflogen - für ewge Götter nur ein Augenblick - zum Marmelstein hats mich mit Macht gezogen, in seiner Pracht verbarg sich größtes Glück. Mein Meißel schuf ein göttergleiches Weib aus Marmor – seidenweich und weiß ihr Leib. Mit Jahren reich bedacht versuch ich zu ergründen, was euch und mir als großes Lebensziel wohl frommt: Ein Feuer kann der Gott Apoll in uns entzünden, und jedes Wort wird Glut, wenns rein vom Herzen kommt. Gedichte sind von uns erschaffne neue Welten, als dritte Dimension soll Poesie uns gelten.

12.12.2017, 02:48	#8
UdoFrentzen Dabei seit: 05/2008 Ort: Köln Alter: 76 Beiträge: 247 Meine Gedichte	Termin frei? Hast du eine Werkstatt und einen Austellungsraum, den man besuchen kann? Ist da noch ein Termin frei? Ich würde die Fahrt mit einem Besuch im Hildener Eldorado verbinden. Udo

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09.12.2017, 10:12	#2
Eisenvorhang Dabei seit: 04/2017 Ort: Erzgebirge Alter: 38 Beiträge: 2.675 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Heinz, ein sehr schönes Gedicht, mit einer Prise Wehmut, viel Dankbarkeit und Selbstreflektion. Poesie und dritte Dimension? Worte schaffen Bilder und Bilder schaffen Räumlichkeit. Was Gedichte noch umschließen ist Zeit und ihre Metaebene. (Was auch immer Zeit ist). Ich persönlich würde Poesie vierdimensional betrachten gursky

09.12.2017, 10:20	#3
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber gursky, natürlich hast Du Recht, aber ich bin bescheiden und stoße wohl nur zögerlich in die vierte Dimension vor. Vor allzu viel Selbstreflexion hüte ich mich aus Selbstschutz. Was tun, wenn das Resultat auf ein verfehltes Leben deutet? Einen schönen Tag! Heinz

09.12.2017, 12:16	#4
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Lieber Heinz, dein Gedicht widmet sich einem klassischen Thema in schöner klassischer Form. Gern gelesen und eine schlichte Kurzversion versucht. LG gummibaum Mit vierzig schrieb ich in Granit. Die Funken flogen weit, und was der Meißel glühend schnitt, sprang kühn aus meiner Zeit. Mit siebzig nahm ich Elfenbein, und jeder Schlag war leicht. Ich grub ihm zögernd Weiches ein. Ein Weib, das Göttern gleicht. Und sieh, es rührte den Apoll. So hat er sie belebt. Er goss uns auch zwei Becher voll, darinnen Liebe bebt...

09.12.2017, 18:05	#5
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Gummibaum, ich freue mich sehr über Deinen Kommentar und über Deine Art und Weise der Gestaltung eines fast gleichen Themas. Ein schönes Wochenende! Heinz

11.12.2017, 17:10	#6
talking head Dabei seit: 05/2016 Ort: NRW Alter: 63 Beiträge: 754 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Heinz, sehr gerne gelesen, dein Gedicht. Hat mich nicht in Ruhe gelassen, warf eine Antwort dahin (Der Bildhauer), musste so raus; erfasste ich damit den Sinn deines Werks? Liebe Grüße, talking head

11.12.2017, 17:20	#7
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber talking head, klar - der Bildhauer musste raus (und aus der Bildhauerei wurde Schrift und in den Schriften wurde und wird Poesie für die Nachwelt bewahrt). Danke fürs "gern gelesen"! Liebe Grüße, Heinz

12.12.2017, 16:23	#9
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber UdoFrenzen, zum Steinmetzen habe ich es noch nicht geschafft. Das einzige dreideminsonale Werk, das ich zustande gebracht habe, ist ein Torso aus Lindenholz (Torso, weil ich zu blöd bin, einen Kopf, Arme oder Beine zu schnitzen). Ich sehe, Du wohnst in Köln - ich arbeite in Rodenkirchen. Wie wäre es mit einem Kölsch (ich bring dann auch den Torso mit). Liebe Grüße, Heinz

13.12.2017, 23:48	#10
UdoFrentzen Dabei seit: 05/2008 Ort: Köln Alter: 76 Beiträge: 247 Meine Gedichte	Lieber Heinz, Das Gedicht klang wie aus eigener Erfahrung. Komme gerne auf ein Kölsch in die Stadt. Gib mir bitte eine gute Stunde Vorwarnung, da ich mit der Linie 1 von Weiden-Bahnstraße, zwei Stationen hinter dem Stadium, losfahre. Habe kein Auto, - nur ein Rennrad im Keller. 02334 3894388 (nicht immer an) 0178 2343188 udo.f@gmx.de BB Udo

14.12.2017, 01:37	#11
Ex-Poesieger abgemeldet Dabei seit: 11/2009 Beiträge: 7.222 Meine Gedichte Meine Favoriten	Satan weiche!!!

14.12.2017, 09:52	#12
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Poesieger, jetzt wird es bedenklich - seit wann führst Du Selbstgespräche? Lieber Udo, ich werde Dich anrufen, glaube aber, dass wir unser Kölsch auf den Jahresanfang verschieben müssen. Liebe Grüße, Heinz

14.12.2017, 11:28	#13
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.089 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Heinz, ich bin immer wieder verblüfft über deinen Wortschatz (ganz zu schweigen von deiner lyrischen Kunst). Davon wünschte ich mir mehr in diesem Forum. Phantasie ohne eine handwerkliche Basis bringt nur Wirres hervor. Von dir kann jeder, dem die Lyrik ernst ist, eine Menge lernen. Besten Gruß Ilka

14.12.2017, 19:59	#14
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Ilka-Maria, dass ich mich über Dein Lob sehr freue, will ich Dir gern gestehen. Wenn jemand wie Du, mit der ich so manchen Strauß ausgefochten habe, vorurteilslos so einen Kommentar schreibt, beweist menschliche Größe. Das ist aller Anerkennung wert! Vielen Dank und beste Grüße, Heinz

14.12.2017, 22:25	#15
Ex-Poesieger abgemeldet Dabei seit: 11/2009 Beiträge: 7.222 Meine Gedichte Meine Favoriten	Und gerade wenn du es für bedenklich hältst Selbstgespräche zu führen muss doch was dran sein, wenn man darauf hingewiesen werden muss anstatt angeregt worden zu sein. Da bist du manchmal noch etwas zu zögerlich. Gerade mit dem Meißel ist das femininere in mir aber nicht so rauszuarbeiten. Es sei denn es hat wirklich 3000 Jahre gedauert.

14.12.2017, 23:51	#17
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Bist Du sicher? Wie heißt der Film? "Dreitausend Jahre sind nicht genug" (kann aber sein, dass der Film anders heißt. H.