Das Lesezeichen

[Hans Werner]

Das Lesezeichen

Bevor ich nun zur Ruhe gehe
und meine Kleider von mir tue
und in die fernsten Ecken spähe,
ob kein Insekt mir stör die Ruhe,

da nehme ich aus dem Regal
ein Buch, das ich besonders liebe,
und das ich aufschlug manches Mal,
damit es mir die Zeit vertriebe.

Beim Blättern fällt ein Lesezeichen
zufällig aus dem Buch heraus,
ich fühle mich dabei erbleichen,
es ist ein Bild vom Vaterhaus.

Ich seh die Eltern vor mir stehen,
sie schauen mich gar seltsam an,
als sprächen sie mit leisem Flehen,
vergiss nicht, was wir dir getan.

Längst sind wir tot und unsre Seelen
benötigen dein gutes Denken,
wir wollen uns nicht länger quälen,
dein Beten kann uns Ruhe schenken.

Ich falte meine alten Hände
und fange flüsternd an zu sprechen:
Ach führe es zum guten Ende,
lass ihre Seelen nicht zerbrechen.