Der Baum

[Michael_Bender]

Der Baum

Ein Wald, ich lauf hin durch.
‚ne Bank, ein Strauch, Hirsche sind zu sehen.
Ich laufe ‚nen dunklen Weg endlang.
Sehe nur den Schatten meiner selbst.

Ich bleibe stehen, schau mich um.
Seh’ einen roten Baum.
Blut rot, was könnt geschehen sein?
Trägt er in sich Wut?

Ich schau ihn an, seh sein Gesicht.
Tränen, kommen aus den Augen.
Ich frag, was denn geschehen sei.
Doch krieg ich keine Antwort.

Der Baum, so groß, so stark in sich.
Scheint einsam, verlassen zu sein.
Doch etwas, das so stark, so groß,
kann es denn so traurig sein?

Etwas, das so feste steht.
Kann es denn am Boden liegen?
Etwas, das der Wind nicht stört,
darf es denn am Grunde liegen?

Denn, wer so mächtig ist.
Darf doch keine Gefühle haben!
Denn, wer so stark dort steht,
darf doch nicht zu Boden gehen!

Schrei ihn an, er darf das nicht.
Er darf doch gar nicht weinen!
Plötzlich hör ich ihn dann flüstern,
höre wie er leise Spricht:

„Auch das Starke hat mal Angst.
Auch das Starke ist mal traurig.
Auch das Starke, kann nicht immer Leben.“

„Auch das Feste, kippt mal um.
Auch das Feste liegt am Boden.
Denn auch Wir, haben Furcht und Frust.“

„Jeder darf mal traurig sein,
und jeder ist mal stark.
Jeder darf mal Angst haben,
und jeder hat mal Mut.“

Michael Bender