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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 06.09.2006, 22:39   #1
la tristesse
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 93

Standard Immun

Immun
blutende Kinder
blankes Elend
im Fokus der Kameralinse,
für ein beschissenes Bilderbuch.
Seite 27
Leichen in Blutlachen
schwarz auf weiß gedruckt,
auf plattem Zelluloid.
Schmerzen, Trauer,
Kriegsszenario
und ich fühle nur
glatte Struktur.
Als ich mich am Papier schneide
klebe ich ein Pflaster über den Riß in meiner Haut
und wünsche
meine Seele könnte bluten
la tristesse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 08:58   #2
Appelschnut
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 279

Na holla, was für eine Kritik! Du kritisierst etwas, dass in unserem Leben eigentlich fast allgegenwärtig ist: Das wenige Gefühl, das noch empfunden wird, wenn man von Morden und Toten in Büchern liest oder irgendwo hört.
Sehr gut beschreibst du dies in den ersten Strophen. Dabei kann ich mich nicht entscheiden, ob diese ersten zeilen besonders emotional sind oder eher sachlich... Aber diese Fragestellung macht dein Gedicht umso interessanter.
Die letzte Strophe schließlich ist für mein Empfinden die beste. Diese Nüchternheit, die in den ersten beiden Zeilen dieser letzten Strophe steckt und dann, nach einer kleinen Zäsur, das emotionale Bild der Seele, die bluten möchte. Grandios!
Passend daher auch die Überschrift: Wir sind eben ein Stück weit immung gegen all dieses Leid der Welt.

Ein Kritikpünktchen habe ich aber noch: In der ersten Strophe stört mich etwas, dass du schreibst:

Zitat:
weinend, blankes Elend
im scharfen Fokus der Kameralinse,
Mich stört die starke Häufung von Adjektiven. Ich würde das scharf weg lassen...

Liebe Grüße, Fußballerin
Appelschnut ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 10:12   #3
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Standard RE: Immun

"und wünsche
meine Seele könnte bluten. "

würde ich weglassen
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 10:34   #4
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Eigenwillige Verpackung, aber interessant. Gut umgesetzt und ich muss sagen, dass ich am Anfang auch geschockt war, so etwas in einem Text vorzufinden. Das nüchterne Ende gefällt auch mir sehr gut. Das sind wahrscheinlich die Gefühle, die du auch hervorrufen wollest. Kurz um: Ein sehr guter Text

Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 11:52   #5
Lycrael
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 257

toll; brutal und treffend. trefend für unsere heutige gesellschaft. treffend für unsere zeit. über den verlusst der moral gegen geld. über die brutalität die nicht mehr schockiert sondern freut. denn man bekommt geld.

...sehr gern gelesen...

LG
lycrael
Lycrael ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 13:34   #6
la tristesse
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 93

Hallo meine Lieben,

Zu erst mal ein verlegenes "Dankeschön" für das Lob (hätte ich nicht erwartet) und die schönen Verbesserungsvorschläge.

@ Fussballerin
Danke für die schönen Worte.
Mich stört eben dieser Teil ganz besonders, vielleicht finde ich eine Möglichkeit ihn umzuändern. Sind vielleicht ein paar Adjektive zu viel auf einem Haufen. Mal sehen was ich machen kann.

@ Fön
hm..ich weiß nicht, ob das Gefühl dann nachklingt. Das Motiv der Seele war ja als krasser Gegensatz zum Rest gemeint. Ich grüble gerade selbst noch darüber...

@ Yve und Lycrael: Ihr habt genau getroffen, was ich sagen wollte. Vielen Dank dafür.

Liebste Grüße,
eure tristesse
la tristesse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 14:04   #7
Ex Grünkreuz
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 265

Zitat:
Original von Lycrael
toll; brutal und treffend. trefend für unsere heutige gesellschaft. treffend für unsere zeit. über den verlusst der moral gegen geld. über die brutalität die nicht mehr schockiert sondern freut. denn man bekommt geld...l

war es denn früher anders ?

Ich denke die Kritik richtet sich nicht gegen eine bestimmte Gesellschaft sondern die Menschheit im allgemeinen. Warum aber sollte man etwas natürliches kritisieren? Die Natur des Menschen kann man nicht ändern, stattdessen sollte man sie akzeptieren und nicht an ihr realitätsferne Moralansprüche stellen.
Ex Grünkreuz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 14:06   #8
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

der seelische konflikt (gegensatz) entsteht in jedem betroffenen leser von alleine.
da braucht es keine keulen.
denke ich zumindest.
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 15:11   #9
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

@ El Fön: Doch das denke ich schon. Es ist viel aufrüttelnder und ein krasser Gegensatz zu sonstigen Sachen.

Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 15:19   #10
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Zitat:
Original von Grünkreuz
Die Natur des Menschen kann man nicht ändern, stattdessen sollte man sie akzeptieren und nicht an ihr realitätsferne Moralansprüche stellen.
amen.
gewöhnung ist anpassung, also sinnvoll.
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 17:52   #11
la tristesse
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 93

abend,

sorry Grünkreuz aber da fällt mir nichts mehr zu ein...
Außerdem stelle ich keine Moralansprüche an die "Natur des Menschen", sondern an jeden Einzelnen von uns, auch an mich.

"Natur des Menschen" hört sich an wie "tschuldigung, ist halt so".

Danke Fön...guter Satz

Liebe Grüße
tristesse
la tristesse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2006, 19:39   #12
Ex Grünkreuz
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 265

insgesamt also doch an die ganze Menschheit, wenn du jeden Einzelnen meinst

Ich denke man muss es nicht entschuldigen. Es ist halt so
Ex Grünkreuz ist offline   Mit Zitat antworten
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