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Alt 04.09.2005, 11:41   #1
luca
 
Dabei seit: 09/2005
Beiträge: 3


Standard Ein Tag im September

Der Zug fuhr pünktlich in den Hauptbahnhof ein und kaum war er zum Stillstand gekommen strömten die Menschen aus den Abteilen auf das Gleis um ihren eigenen Leben nachzugehen. Nachdem die Bahn sich geleert hatte, stieg sie aus und lief zielsicher Richtung Ausgang, obwohl sie vorher noch nie hier gewesen war. Die Blicke der Männer, die sie streiften, bemerkte die junge Frau nicht einmal, dazu war sie viel zu sehr in ihren Gedanken gefangen.
Als Ariane ins grelle Licht der Sonne trat, brauchte sie erst mal einen Moment um sich zu orientieren und den Taxistand zu finden.
Sie lief auf das nächstbeste Taxi zu und als der Fahrer, ein großer Mann Anfang vierzig, sie bemerkte, richtete er sich auf und lächelte. Ariane lächelte zurück, zumindest probierte sie es, aber richtig gelang es ihr nicht. Fünf Minuten später saß sie auf der Rückbank und war auf dem Weg zur Ringkirche.
„Schönes Wetter heute und so warm für September, nicht?!“, fing der Fahrer ein Gespräch an. Ariane sah ihm über den Rückspiegel in die Augen und antwortete nach einer Weile leise: „Ja, es sollte wohl passend sein zum Anlass“ Der Mann war etwas verwirrt über diese Antwort und blickte sie im Spiegel an, doch sie hatte ihren Blick schon abgewandt und sah aus dem Fenster. Er überlegt kurz, entschied sich dann aber noch einmal ein Gesprächsthema zu finden: „Sind sie auf eine Feier eingeladen?“ Ariane sah ihn erstaunt an. „Ich meine wegen Ihrem Kleid. Sie sehen nicht so aus, als wollten Sie sich auf die nächstbeste Wiese legen“, sagte der Fahrer grinsend. Ein Anflug eines Lächelns legte sich auf ihr Gesicht, verschwand aber schnell, als sie antwortete: „Ein Bekannter heiratet.“ Ihr Ton ließ keine Zweifel daran, dass sie nicht mehr reden wollte und die restlichen Minuten der Fahrt verliefen schweigend
Endlich angekommen, stieg sie aus und gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, der daraufhin fröhlich weiterfuhr und die junge schweigsame Frau auch bald schon wieder vergessen hatte.
Jetzt war sie wieder allein und sie war spät dran. Die Trauung war für 13.00 Uhr angesetzt und inzwischen war es schon 13.10 Uhr. Die Glocken läuteten nicht mehr und der Vorplatz der Kirche war menschenleer. Ein leiser Windhauch strich durch die Bäume, deren Blätter sich langsam verfärbten.
Langsam ging Ariane auf einen der Seiteneingänge zu. „Soll ich wirklich reingehen? Will ich mir das wirklich antun?“, fragte sie sich. „Es wäre so einfach wieder zu gehen –niemand hat mich gesehen. Niemand weiß, dass ich hier bin, und ich müsste keine dummen Fragen beantworten.“ Während all dieser Fragen war sie der kleinen Eingangstür immer näher gekommen und blieb kurz davor stehen. Doch dann dachte sie an Lukas und öffnete kurzentschlossen die Tür.
In der Kirche war es angenehm kühl nach der brennenden Sonne, aber auch viel dunkler, so dass sie kurz am Eingang stehen bleiben musste, damit ihre Augen die Umgebung erkennen konnten. Die Kirche war vollkommen gefüllt und hätte Ariane darauf geachtet, hätte sie einige bekannte Gesichter erblickt. Ihr Blick war jedoch vollkommen auf das Paar vorne am Altar gerichtet.
Da stand er, sie hatte ihn seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, aber er hatte sich nicht verändert. „Warum machen Anzüge Männer eigentlich noch attraktiver als sie eigentlich sind“, fragte sie sich ärgerlich, „und warum in Gottes Namen wirken Frauen in einem weisen Hochzeitskleid noch schöner und strahlender?!“ Die Zeremonie hatte gerade angefangen und Ariane setzte sich schnell in eine der letzten Reihen.
Der Pfarrer begann und Ariane wartete darauf, dass er endlich die magischen Worte sprechen würde: „Und wenn jemand etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, dann soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen.“ Sie wusste, dass sie niemals den Mut haben würde etwas zu sagen, aber trotzdem war dieser Satz ihre letzte Hoffnung.
Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit bis der Pastor die Worte sagte und dann ging alles ganz schnell: Das Brautpaar drehte sich leicht in die Menge um zu überprüfen, dass auch ja niemand etwas einzuwenden hatte und dann begegneten sich ihre Blicke. Er schien erstaunt sie hier zu sehen, verwirrt was er tun sollte und Arianes Herz schlug schneller bei diesem Blick, so hatten sie sich früher oft angesehen – früher als sie noch glücklich waren...
Plötzlich begann Stimmengemurmel in der Kirche, denn der Bräutigam war vom Altar weggegangen – ohne seine Braut, wie Adriane bemerkte – und ging zügig das Mittelschiff entlang direkt auf sie zu. Sie war inzwischen aufgestanden und sah ihm ruhig entgegen, während sie innerlich fast einen Herzstillstand hatte. Nun stand er vor ihr, sah sie mit diesem unwiderstehlichem Lächeln an und streckte ihr seine Hand entgegen und sagte „Lass es uns noch mal versuchen?“
„Ja Heiko, ich will!“ Die lauten Worte schreckten Ariane aus ihrem Tagtraum und es dauerte ein paar Sekunden bis sie erkannte, dass die Trauung inzwischen schon ein ganzes Stück weitergegangen sein musste. Und sie bemerkte auch wie glücklich und verliebt Heiko die Frau an seiner Seite ansah, als er ihr den Ring über den Finger streifte. Wahrscheinlich hätte er Ariane nicht mal erkannt, wenn sie direkt neben ihm gestanden hätte. Komischerweise machte ihr dieser Gedanke, der ihr vor einer Stunde noch das Herz gebrochen hätte, gar nichts mehr aus. Sie lächelte. Heiko war glücklich und seine Frau strahlte mit der Sonne um die Wette. Er hatte ihre kurze Begegnung schon längst als schöne Erinnerung abgelegt und es war Zeit, dass sie das endlich auch tun würde!
Leise schlich sich Ariane durch die selbe Seitentür wie am Anfang aus der Kirche. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und der Wind fuhr ihr durch die langen Haare und lief Richtung Bahnhof. Es war ein viel zu schöner Tag um ein Taxi zu nehmen.
Auf ihrem Rückweg war sie stolz - sie hatte geschafft, was sie gewollt hatte: Einen Schlussstrich ziehen! Und was ihr noch viel besser gefiel, ihr Herz war wieder frei – frei für Lukas. Bei dem Gedanken an ihn machte sich ein Kribbeln im Bauch breit. Er hatte solange versucht ihr Herz zu erobern und sie hatte ihm keine Chance gegeben. „Das wird sich jetzt ändern.“, dachte sie, „wir müssen es langsam angehen lassen, aber es kann funktionieren.“ Und zum ersten Mal seit sie von Heikos Hochzeit erfahren hatte, lächelte sie aus tiefstem Herzen.
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Alt 10.09.2006, 00:17   #2
Julian
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 7


Eine Geschichte die für alle Beteiligten gut ausging, ist acuh sehr selten ;-). Mir gefiel die Geschichte. Sie strahlt sehr viel Optimismus aus, man kann es sich vorstellen. Der tagtraum wurde geschickt eingebaut. Ich habe keine Rechtschreibfehler gefunden und wenn, würde man es sowieso überfliegen, da es wunderschön und anschaulich geschrieben ist. Dickes Lob meinerseits.
Julian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2006, 13:25   #3
Ex Grünkreuz
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 265


naja, ich find´s etwas langweilig. Am Anfang läuft die Geschichte sehr schleppend an, es ist ziemlich unwichtig zu beschreiben wie sie nun anreist usw. Ich verstehe das du keine spektakulärere Story wolltest, sondern etwas alltägliches, was aus der subjektiven Perspektive zu etwas besonderen wird. Das muss aber nicht grundsätzlich so öde sein, hier ist es die Sprache des Textes, die das Lesen unterhaltsam und interessant machen kann. Die von dir gewählte Sprache ist aber zu gewöhnlich. Beispielsweise sucht man retorische Mittel großteils vergebens. Gefallen hat mir diese Stelle: "seine Frau strahlte mit der Sonne um die Wette"
Ex Grünkreuz ist offline   Mit Zitat antworten
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