Resignation

[Ottilie]

Als nicht half mehr all die Klage,
all das Jammern, Schreien, Fluchen,
kam ein Vorschlag aus der Runde:
Wolln den Übermenschen suchen!

Ging ein Ruck wohl durch die Runde,
die Verzweiflung, sie verflog.
Manch Gesicht zeigte ein Lächeln,
als man endlich dann loszog.

Ach, es zitterte die Stimme
eines Manns mit weißem Haupt:
„Finden werden wir ihn sicher.
Wenn nur jeder fest dran glaubt!

Leben wird er, ganz gewisslich,
tief versteckt in einem Wald
oder einem Hochgebirge,
wo’s sehr einsam ist und kalt!"

Hob ein Zweifler nun den Finger:
„Weiser du, so steh mir bei:
Sollten wir nicht vorher wissen,
wie er denn beschaffen sei?"

Stille ward‘s, ein kurzes Schweigen
fiel über die Runde her.
Bis der alte Mann erklärte:
„Das, oh Freunde, ist recht schwer.

Er muss sein: ein bisschen anders,
als wir das gewesen sind.
Ruhig und friedlich, recht bescheiden,
etwa wie ein liebes Kind.

Er darf nicht zu schlau sein, leider,
nicht zu groß sein Intellekt.
Denn es hat der Geist des Menschen
zuviel Böses schon entdeckt.

Das Bedürfnis, reich zu werden
sollt ihm fehlen, wenn es geht.
Keusch, in Armut muss er leben.
Ohne Gott, ohne Gebet…“

Doch das Schweigen wurde tiefer.
Auch der Alte ward jetzt stumm.
Ließ den Kopf ganz plötzlich hängen.

Und dann kehrten alle um.