Vollmond

[Henkerchen]

„Der Vollmond macht mich ganz melancholisch“
Me-lan-cho-lisch
Ein Wort, dessen Klang schon ein tiefes Gefühl der unvollkommenen Sehnsucht nach etwas unerreichbaren in mir wachruft.
Ein unangenehm angenehmes Gefühl,
das mich zweifeln lässt
an dem Sinn,
der Welt,
der Gesellschaft,
an mir.
Bin ich nicht nur ein Teil
dieser Gesellschaft, die konstruiert wurde, um uns
auf dieser Welt
den Sinn zu nehmen
und unsere Gefühle zu unterdrücken,
um uns als ausgebrannte, willenlose Hüllen im schalen Sein des Lebens besser kontrollieren zu können?
Bin ich am Ende nur die Marionette
der Normen eines Konstrukts,
dessen Existenz die Fäden meines Denkens
in garstigen Klauen verdrehter Logik erwürgen?
„Nein“, scheint das helle, volle Rund zu flüstern,
„nicht, solange ich über allem wache,
was unter mir ruht.“
Me-lan-cho-lisch