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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 28.11.2021, 19:06   #1
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Standard endlich

es flakert ein licht in sternklarer nacht
vom mond sanft geküsst von liebe bewacht
von klirrender kälte und windböh bedroht
verwehrt sich ein leben dem bitteren tod

es leuchtet ein licht hinaus in die welt
erinnert bescheiden an jeden der fehlt
mahnt sich zu besinnen wie kurz diese frist
und nie zu vergessen wie endlich es ist

Geändert von Ex-Lichtsohn (28.11.2021 um 20:30 Uhr)
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Alt 28.11.2021, 20:10   #2
männlich Andri
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Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Hallo Lichtsohn,
das Gedicht ist für mich grenzwertig am Kitsch gebaut. Manchmal sind ja gerade das die schönsten Gedichte, für mich jedoch in diesem Fall nicht. Die Märchensprache mit "bitterem Tod" "klirrende Kälte" etc. gefällt mir nicht. Überhaupt ist Klischee nach Klischee aneinandergereiht. Und letztlich verwehre ich mich ohnehin der ständigen Mahnung der Sterblichkeit.
Es ist dein Stil sehr zart zu schreiben und oft gelingt es sehr schön. Dieses mal bist du nach meinem Geschmack aber leider doch deutlich auf der Kitschseite gelandet.
Ändern solltest du verwährt -> verwehrt
Viele Grüße
Andri
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Alt 28.11.2021, 20:35   #3
männlich Ex-Lichtsohn
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Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.493

Zitat:
Ändern solltest du verwährt -> verwehrt
vielen lieben dank dir - habe ich gleich geändert

andri aus genau dem grund schreibe und veröffentliche ich ja gern hier:
du sagst mir frei heraus was du davon hältst und das ist doch voll ok so
also ich als der schreiberling bedanke mich sehr gern für deinen fingerzeig
und von einem "hey cool" hab ich ja wenig wenn das nicht so gemeint ist.
du hingegen zeigst mir ja genau auf wo der schuh drückt und ich kann da
genau hinschauen und vielleicht etwas mitnehmen und beim nächsten mal
weniger klischee an klischee reihen

ab und an fällt es mir sehr sehr schwer "die bremse zu ziehen" -
da gibt es tage da könnte ich einen text nach dem anderen
hinausschiessen - vielleicht kennst du das ... genau da muss
ich noch so ungeheuer viel lernen und besonders lernen texten
"zeit zu geben"

vielen lieben dank dir
und ganz besonders
für den mut das so deutlich
herauszustreichen
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Alt 28.11.2021, 20:40   #4
männlich Andri
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Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Zitat:
und ganz besonders
für den mut das so deutlich herauszustreichen
meist gehört ja wesentlich mehr Mut dazu Kritik, empfinde man sie als berechtigt oder nicht, zu akzeptieren oder sogar als nützlich anzunehmen.
Lieben Gruß dir!
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2021, 20:45   #5
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Zitat:
meist gehört ja wesentlich mehr Mut dazu Kritik, empfinde man sie als berechtigt oder nicht, zu akzeptieren oder sogar als nützlich anzunehmen.
Lieben Gruß dir!
deine kritik oben war durchaus gerechtfertigt und ich
empfinde sie als sehr fair formuliert

Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2021, 22:22   #6
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.107

Hallo Lichtsohn, Hallo Andri

Den Begriff "Kitsch" finde ich schon sehr hart geäußert, zunächst denke ich müsste man Kitsch definieren und nur weil keine waffenschwingenden Amazonen in dem Gedicht vorkommen, muss man es nicht gleich derart abwerten.
Ich vermute dass der Begriff etwas voreilig genutzt wurde?

Zitat Wiki
Zitat:
Kitsch steht zumeist abwertend gemeinsprachlich für einen aus Sicht des Betrachters minderwertigen Gefühlsausdruck.
Und was den Begriff Klischee betrifft, sollte man erstmal vor der eigenen Tür kehren, bevor man da mit dem Finger auf andere zeigt, denn von Klischee ist niemand frei, da einem ohnehin alles schon einmal gehört oder gelesen vorkommt und man das Wort als solches nicht neu erfindet. Auch ich nehme mich davon nicht aus.

Um näher auf den Text einzugehen möchte ich folgende Anmerkungen machen.
Es ist nicht einfach in nur 2 Strophen eine kompakte Emotion zu transportieren, aber am besten gelingt es meist doch indem man keine Emotion ausschreibt. Der Sender bleibt neutral, der Empfänger macht seinen Job und assoziiert. Ich betrachte den Text sogar als recht neutral, denn die einzige Emotion die angesprochen wurde befindet sich in S1/Z2 "sanft geküsst von liebe"
Ich vermute übrigens, dass die Pleonasmen wie "flackerndes licht / klirrende kälte / leuchtendes licht" in Verbindung mit den genutzten Assonanzen (die übrigens sehr gut umgesetzt sind), einen falschen Eindruck von Klischee vermitteln, weil durch Assonanzen auch eine gewisse Monotonie in den Vordergrund tritt.

es flaCkert ein licht in sternklarer nacht
vom mond sanft geküsst von liebe bewacht
von klirrender kälte und windbOE bedroht
verwehrt sich ein leben dem bitteren tod

es leuchtet ein licht hinaus in die welt
erinnert bescheiden an jeden der fehlt
mahnt sich zu besinnen wie kurz diese frist
und nie zu vergessen wie endlich es ist


mahnt sich zu besinnen wie kurz diese frist
habe ich markiert weil sie aus dem metrischen Muster fällt, welches vermutlich bewusst erstellt wurde?
Ich würde das "sich" streichen, falls es einheitlich sein sollte.
Dazu kommt, dass mir persönlich am Ende des Satzes die Inversion nicht gefallen mag.
"mahnt sich zu besinnen wie kurz diese frist" passt mir nicht ganz ins Gesamtbild des Textes.
Es soll Bedeutungsschwanger wirken, ist aber Inhaltlich nicht sehr tiefgreifend
Manchmal ist weniger mehr, vorallem dann wenn man ohnehin mit wenig Worten etwas transportieren möchte denke ich.

Inhaltlich habe ich jetzt nicht viel dazu sagen können, da der Text eigentlich sehr klar in seiner Sprache ist und nur wenige metaphorische Ebenen mit sich bringt, welche anhand des Textes sehr Selbsterklärend sind.

Um auf das Metrum zurück zu kommen und einen technischen Blick drauf zu werfen.

es flakert ein licht in sternklarer nacht
vom mond sanft geküsst von liebe bewacht
von klirrender kälte und windböh bedroht
verwehrt sich ein leben dem bitteren tod

xXxxXxXxxX
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es leuchtet ein licht hinaus in die welt
erinnert bescheiden an jeden der fehlt
mahnt sich zu besinnen wie kurz diese frist
und nie zu vergessen wie endlich es ist

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Einen 3 hebigen Amphibrachys mit männlichen Kadenzen und distichen umzusetzen zeugt entweder von viel Grundkenntnis im metrischen Bereich, oder bei einem 2 Strophentext auf einen sehr guten intuitiven Sprachfluss. Ich würde tatsächlich auf ersteres setzen, da mir auch sonst deine Texte eher positiv auffallen.
Im näheren metrischen Betrachten merke ich sogar wo mich das Gewohnheitsmoment heraus geholt hat.
Ich habe es im Metrum in Fettdruck hervorgehoben um es Gegenüber zu stellen.
Es lag nicht nur an S2/Z3 sondern auch an Z2, da in ihr eine weitere Amphibrachys auftritt, wo in S1/Z2 vorher nur eine Distiche stand.
Distichen sind außerhalb von Pentametern und Hexametern eher ungebräuchlich, aber ich finde es spannend wenn jemand einfach mal was neues probiert.

LG Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 00:54   #7
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Andri Beitrag anzeigen
Überhaupt ist Klischee nach Klischee aneinandergereiht.
Dem schließe ich mich an. Die Adjektiv-Substantiv-Kombinationen stammen aus dem Repertoire der ausgelutschten Formulierungen und sind mir in dieser Anhäufung auch zu viele. Weshalb muss die Kälte denn immer "klirrend" sein, der Kuss des Mondes "sanft" und die Nacht "stern(en)klar"?

Warum nicht mal "arktische Kälte" oder "knackige Kälte"? Warum kann der Kuss des Mondes, eines öden Gesteins, nicht "hart", "nüchtern" oder "kühl" sein? An dem wolkenlosen Himmel könnte man einen bestimmten Stern beschreiben, das ergäbe ein plastischeres Bild.

Sorry, aber in dieser Hinsicht muss ich Andris Beitrag unterstützen.

VG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 01:10   #8
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Zitat:
Sorry, aber in dieser Hinsicht muss ich Andris Beitrag unterstützen.

VG
Ilka
ein sorry ist nicht notwendig

wenn es kritik gibt und die auch gerecht ist und sich auf den
text bezieht und ja begründet wird ist alles gut
dankeschön liebe ilka-maria für deine offenheit

eine gute nacht euch


@Mono

ich möchte gern morgen ausgeschlafen deine ausführungen
genau lesen - heute spielt mein kopf da nimmer mit aber
hier schon mal ein fettes danke vorab
Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 09:35   #9
Ex-Fourwaystreet
Gast
 
Beiträge: n/a

Hi zusammen,

ich widerspreche.

Nur weil Formulierungen oft benutzt sind, ausgelutscht seien,
sind sie nicht weniger schön.

Ich sehe immer wieder gerne Menschen, die ich liebe,
Sonnenuntergänge und - aufgänge
und schöne Formulierungen verlieren für mich nicht an Wert,
nur weil ich sie schon oft gelesen habe.

Den Reiz / Kick des ständig Neuen brauche ich nicht.

Zum Gedicht:

Es ist schön, still und nostalgisch anmutend.
In seiner Zartheit erreicht es mich sehr.

Dankeschön

4WS
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Alt 29.11.2021, 14:53   #10
männlich Ex-Lichtsohn
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Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.493

Lieber Mono

Zitat:
...
zeugt entweder von viel Grundkenntnis im metrischen Bereich, oder bei einem 2 Strophentext auf einen sehr guten intuitiven Sprachfluss.
Lyrik ist ein Hobby - aber ich würde selbst nie so weit gehen wollen
und meine "bescheidenen textlichen Gehversuche" als Lyrik bezeichnen
vermutlich sind das manche davon vielleicht sogar - alles muss ja irgendwie
eingeordnet werden und das hat auch seine Richtigkeit so.

"Grundkenntnisse im metrischen Bereich" - könnten eigentlich nur aus
diesem Forum stammen, ich hab dies und das gelesen und vielleicht ist
das eine oder andere hängengeblieben, Werbetext schreiben ist mir nicht
fremd hat aber keinen direkten Bezug zur Metrik - soweit mir bekannt

"auf einen sehr guten intuitiven Sprachfluss" - hätte ich eher vermutet,
aber vielleicht will das ja nur irgendein streberisches Ego bestätigt wissen

Ich beschäftige mich nach längerer Abstinenz wieder intensiv mit Musik.

Mono, für mich ist es eine große Ehre deine so umfassende Analyse zu
lesen und ich wundere mich erneut warum gerade mir diese Ehre zu
Teil wird - aber ich freue mich natürlich gewaltig darüber.
Einige Stellen aus deiner Analyse hab ich mir herauskopiert, ich will später
noch ihrer genauen Bedeutung nachspüren -

vielen lieben Dank dir
du hast gestern meinen 1. Advent sehr bereichert
Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 14:58   #11
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Hallo Fourwaystreet

Zitat:
Zum Gedicht:

Es ist schön, still und nostalgisch anmutend.
In seiner Zartheit erreicht es mich sehr.
dankeschön - ich werde das Gefühl nicht los dass meine bescheidenen
Zeilen zwischen "Kitsch an Kitsch" und "nostalgisch anmutend" stehen
und irgendwie nicht genau wissen wo sie denn nun genau hingehören
aber das ist ja nicht mein Problem

vielen lieben Dank für deinen Besuch hier


alles Liebe

für Dich
Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 15:27   #12
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Lichtsohn Beitrag anzeigen
erbetext schreiben ist mir nicht
fremd hat aber keinen direkten Bezug zur Metrik - soweit mir bekannt
Lyrische Stilmittel waren in der Werbung schon immer zuhause, sogar professionelle Dichter haben Werbetexte geschrieben (z.B. Wedekind und Ringelnatz, sogar Bert Brecht).

In den 50er Jahren begann eine Werbung für Hausschuhe mit den Versen: "Hört ihr Leut und lasst euch sagen, die Glocke wird gleich acht Uhr schlagen ...". Und heute macht "Haribo die Kinder froh, und Erwachsne ebenso". "Hilft in Sekunden, wirkt für Stunden" (Kompensan). "Müllermilch, Müllermilch, Müllermilch die schmeckt. Müllermilch, Müllermilch, die weckt, was in Dir steckt!"

Ob das als "Lyrik" bezeichnet werden kann, ist umstritten. Solche Verse sind in erster Linie zweckgerichtet. Das sind Marschlieder und Wiegenlieder allerdings auch. Vor allem aber folgen sie einem Metrum.

Beliebt sind auch Alliterationen: "Kleidung clever kaufen " (kik). "Mars macht mobil". "Natürlich Nestlé."
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2021, 15:56   #13
männlich Ex-Lichtsohn
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Beiträge: 1.493

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ob das als "Lyrik" bezeichnet werden kann, ist umstritten. Solche Verse sind in erster Linie zweckgerichtet. Das sind Marschlieder und Wiegenlieder allerdings auch. Vor allem aber folgen sie einem Metrum.

Beliebt sind auch Alliterationen: "Kleidung clever kaufen " (kik). "Mars macht mobil". "Natürlich Nestlé."
danke für die Erklärungshilfe, Ilka-Maria, das hatte ich so gar nicht mehr
im Gedächtnis, aber es stimmt natürlich - ich würde aber nicht so weit gehen
und sagen: "Werbetexten hat mich irgendwie in Richtung Lyrik gebracht" oder
ich hätte es als "Grundkenntnisse im metrischen Bereich" aus der
Beschäftigung damit für mich mitgenommen - mir ist der Einfluss so gar nicht
bewusst geworden

lieben Dank dir
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