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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 19.10.2021, 14:40   #1
männlich Luigi B
 
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Standard Konservativismus und 16 Jahre verheerende Merkel-Politik

Wie ich gute und richtige konservative Politik verstehe, mag sie an all dem festhalten, was man einmal als Anstand bezeichnet hat, wissend aber dass sich auch Moralbegriffe und die Macht der Religion stetig verändern, der richtige Konservatvismus weiß, das Altbewährte zu erhalten, nicht ohne es auf den Prüfstand zu stellen im Sinne eines progressiven Pragmatismus und wird sich dann jenem Neuen, was notwendig erscheint, nicht verschließen. Dahin ist es noch ein weiter Weg.

Die Politik Merkels mit der Macht als Kanzlerin plus jener der Parteivoritzenden machte schon deswegen eine abgrundschlechte Politik, weil sie keine Visionen hatte, nur reagiert und verwaltet hat, ihre Beliebtheit rührt neben ihrer Bescheidenheit und Redlichkeit vor allem daher, weil sie nichts riskiert hat und damit nichts ins Wanken bringen konnte. Dabei wäre in 16 Jahren mal eine Gesundheits-, eine Steuer- eine Renten-eine Bürokratie-, eine Sozial- eine Militärreform u.v.a. und eine Erneuerung ihrer Partei notwendig gewesen. Selbst im Reagieren hat sie danebengehauen, zunächst als sie einem gewissen Herrn Gutenberg folgte mit dem unzureichenden Berufsmilitär, dabei bräuchten wir dringend damit verbundene Sozialdienstleister, ja wir bräuchten sogar die Reform für ein Pflicht-Sozialdienstjahr für beide Geschlechter. In der Eurokrise hat sie nicht gehandelt, nur laviert, die Abschaffung der Atomkraftwerke im Grundsatz zwar richtig, aber in der überhasteten Reaktion doch falsch. Wir bräuchten für 20 Jahre länger die AKWs im Sinne des Klimaschutzes (siehe Frankreich mit sehr geringem CO2 Ausstoß). Dabei spielen ein paar Brennstäbe mehr für die Endlagerung wirklich keine Rolle. Die Sicherheit der AKWs hätte man natürlich verbessern können. Eine weitere überhastete im Grundsatz richtige Reaktion 2015 in der Flüchtlingsfrage, war nicht, dass sie gehandelt hat, sondern wie, nämlich ohne Kontrolle und, dass im Übermaß Wirtschaftsflüchtlinge eingedrungen sind. Seit ihrer pauschalen Einladung damals gilt Deutschland heute als das einzige begehrte und mögliche Zufluchtsland in Europa für jedermann im Sinne von sozialem Wohlstand. Wie schlecht es unseren eigenen Sozialsytemen bereits geht, wird meist nicht voll eingestanden und wird sich erst in etwa 5-10 Jahren voll ausgewirkt haben. Übrigens geht auch bei uns die Schere zwischen Arm und Reich beträchtlich auseinander. Wo Merkel dann zu spät reagiert hat, war die beschämende Sache mit Afghanistan. Dass sie im Ausland beliebt war, hat natürlich auch damit zu tun, dass Deutschland in allen Belangen für die Welt ein spendabler Geldgeber war und ist. Das sind nun nur die wichtigsten Punkte aus meiner Sicht der 16 schlechtesten Politikjahre Deutschlands. Dass es uns dennoch sehr, sehr gut geht hier, hat nichts mit Merkels Politik zu tun, sondern mit dem Fleiß, der Disziplin und der Tüchtigkeit des Volkes und der gesunden, innovativen Wirtschaft unseres Landes. Dass eine unmögliche AFD hochkam ist letztlich auch Merkel geschuldet.
Volk, wo ist Deine politische Reife, immer wieder Merkel gewählt zu haben? Und ohne Merkel nun der Absturz der CDU? Wer versteht da noch die Welt!
Ich gebe mich einer vagen Hoffnung hin, dass nun Veränderungen stattfinden. Die Gefahr, dass sich die Parteien gegenseitig blockieren, ist groß, dabei brauchen wir Wagnis, Wagnis, Wagnis.
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Alt 19.10.2021, 16:22   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Ich stimme dir zwar in allen Punkten zu, aber deine einleitenden Bemerkungen zu Merkels Fehlentscheidungen "im Grundsatz zwar richtig" sind keineswegs für jeden nachvollziehbar. Im Grundsatz zwar richtig wenn man Deutschland kaputt machen möchte würde ich eher sagen. Und das ist ihr zum grossen Teil ja schon gelungen.
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Alt 19.10.2021, 18:09   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Luigi B Beitrag anzeigen
Dass es uns dennoch sehr, sehr gut geht hier, hat nichts mit Merkels Politik zu tun, sondern mit dem Fleiß, der Disziplin und der Tüchtigkeit des Volkes und der gesunden, innovativen Wirtschaft unseres Landes.
Hä ?
Wo soll diese Innovation denn sein?
Deutschland hat gegenüber China, U.S.A. und noch einigen Ländern längst abgeschmiert.

Apple hat 20 Milliarden US-Dollar an Gewinn (nicht Umsatz!) erwirtschaftet - nicht in einem Jahr, sondern in einem Quartal. Das ist mehr als der Gewinn von SAP, VW, Daimler, Siemens, Airbus, BASF, Merck und Telekom zusammen. Amazon hat in den U.S.A. bereits die Supermärkte der Zukunft eröffnet: Der elektronisch ausgestatte Trolley erkennt jede Ware, egal ob abgepackt oder lose ausgesucht, rechnet die Preise aus und zusammen und belastet den Endbetrag automatisch dem Kundenkonto. Warenbänder, Kassen und Kassierinnen gibt es nicht mehr. Wer nicht in den Supermarkt gehen will, bestellt am PC und lässt sich den Einkauf per selbstfahrendem Automobil bringen: Tür auf, rausnehmen, Tür zu, Auto fährt weiter. Kein Witz, das funktioniert bereits.

In China hält der qualitätsbewusste Kunde das Smartphone an die Ware und bekommt alle Auskünfte über Herkunft, Ingredientien, biotauglichkeit etc. geliefert, ehe er entscheidet, ob er das Produkt kaufen will oder nicht.

Tesla baut wie verrückt E-Automobile, während wir noch über Anzahl und Standorte der Ladestationen debattieren. Übrigens schafft es Tesla mit 12.000 Mitarbeitern eine halbe Million Autos herzustellen. VW produziert 700.000 Autos, allerdings mit 25.000 Mitarbeitern. No further comment. Natürlich: Arbeitsplätze muss man erhalten. Wir sind ja sozial.

Ja was nun? Sozial oder innovativ? Da sollte man sich entscheiden.

Wir haben den Transrapid gebaut, aber er fährt nicht bei uns, sondern in China.

In Deutschland braucht man Jahre, um einen Flughafen zu bauen - in China stampft man sie reihenweise in kürzester Zeit aus dem Boden.

Wir propagieren Wind- und Solarenergie, um - nach dem Shutdown der Kernkraftwerke - auch von der Kohle loszukommen, subventionieren letztere aber nach wie vor. Inzwischen schießen weltweit die Kernkraftwerke aus dem Boden. Wer schlau ist, investiert in die Uranförderung, denn die Nachfrage steigt. Wie auch die Scheichs und der Kreml uns weiterhin als Öl- und Gasabnehmer fest im Griff haben. Aber Hauptsache, unsere Politiker sind ergrünt - vor allem hinter den Ohren.

Wie heute in der Zeitung zu lesen war, prescht Facebook mit einem neuen Produkt nach vorn: Metaverse. Für dieses Projekt sollen 10.000 neue Stellen geschaffen werden. Ziel: Dem Menschen von morgen soll eine virtuelle Welt in 3D geschaffen und er somit in die Lage versetzt werden, jedes Abenteuer zu erleben, nach dem ihm gelüstet. Das kann man in vielerlei Hinsicht kritisieren, aber ich will hier nicht bewerten, sondern nur auflisten.

Das sind auch nur einige Beispiele, die Liste ließe sich wie ein Leporello auseinanderfalten.

Wir Deutschen mit unseren 1% der Weltbevölkerung sind im Sinkflug begriffen, und das letzte, das uns gelingen wird, ist die Rettungt des Klimas. Wir können ja nicht einmal uns selbst vor der zunehmenden Armut, dem Niedergang unserer Wirtschaft und Zusammenbruch unseres Bildungssystems retten.

Das ist nicht allein Merkels schuld. Wie du selbst geschrieben hast, Luigi, hat sie verwaltet - nämlich die ganze Misere der Jahrzehnte davor, die man ihr auf die Schultern gepackt hatte.

Und zuletzt: Wieso bist du der Meinung, den Deutschen ginge es "immer noch gut"? Das mag für bestimmte Kreise und Gruppen gelten. Aber für alle? Mir z.B. geht es gut. Was für Kohl die "Gnade der späten Geburt war", traf auf mich zu; aber danach galt nur noch die "Gnade der frühen Geburt", nämlich derjenigen, die in den 60ern und frühen 70ern zur Welt kamen.

Von den Jahrgängen danach, den 80er und 90er Jahren, sind mir Menschen begegnet, denen es nicht mehr so gut ging, obwohl sie gescheit und strebsam waren. Für viele von ihnen kam der Absturz in eine vom Neoliberalismus entfesselte Wirtschafts- und Arbeitswelt.

Da hat es Merkel im Kanzleramt noch nicht gegeben. Da stand sogar noch die Mauer, hinter der sie lebte

70 Jahre Geisterfahrt eines Landes, das seit der Erringung seiner Souveränität nichts anderes zu tun hatte, als sein Potential zu verschleudern, kann man nicht einer einzigen Person anlasten. Adenauer ausgenommen, der weitsichtig war und den Konflikt der Nachkriegszeit zwischen Ost und West erkannte, hat jeder Kanzler seit Gründung dieser Republik dazu beigetragen, den Karren tiefer in den Dreck zu fahren. Jeder von ihnen war der Verwalter des vorherigen, und jeder hat samt seiner Minister nur Flickschusterei betrieben, statt wirklich "innovativ" zu sein - was immer dieses Wort überhaupt heißen mag.

Und deshalb stehen wir heute so blank vor der Welt da. Außer Geld haben wir unseren "Partnern" nichts zu bieten. Also Leute: Weiter die Ärmel aufgekrempeln und Gold für die Welt schürfen. Meckern und malochen konnten die Deutschen immer schon am besten.
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Alt 19.10.2021, 18:42   #4
männlich Ex-petrucci
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Du hast den Ausbau des Breitbands vergessen, Ilka.
Da liegen wir in der Entwicklung ganz weit unten.
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Alt 19.10.2021, 19:53   #5
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
Du hast den Ausbau des Breitbands vergessen, Ilka.
Da liegen wir in der Entwicklung ganz weit unten.
Danke für die Ergänzung, petrucci. Wie konnte ich das das nur übersehen ...

Tja, aber dafür sind wir ja wahnsinnig fortschrittlich in der P?flege von Sternchen, Doppelpunkten und chronischem Schluckauf, damit Frauen bloß nicht auf die abstruse Idee kommen, für gleiche Arbeit wie die der Männer die gleiche Bezahlung einzufordern.

Ihr Frauen könnt die deutsche Sprache mit Sternchen und Doppelpunkten zupflastern so viel ihr wollt, ihr könnt auch am Gender-Sprech-Schluckauf ersticken - mehr Geld bekommt ihr trotzdem nicht.
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Alt 20.10.2021, 12:59   #6
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Standard Zu Ilka Maria

Zunächst danke ich Dir, Ilka, für deinen ausführlichen Kommentar zu der von mir angeschnittenen Thematik, vielleicht ergibt sich daraus ein interessanter Disput.

Erlaube mir nebenbei doch auch die Frage, woher Du Dein umfassendes Wissen hast, wenn Du nach meiner Erinnerung mal geschrieben hast, Du würdest fast nie fernsehen und keine Zeitung lesen.

Wo wir uns einig sind, ist der falsche deutsche Anspruch, isoliert die Welt vor der Klima-Katastophe retten zu wollen, ebenso gleicher Meinung, was die AKWs betrifft und dass für den Fortschritt unsäglich viel versäumt wude.

Vielleicht stimmst Du mir auch zu, dass wir in unserer Staats-Liberalität viel zu weit gehen. Mehr Lenkung wäre notwendung. Merkel hätte z.B. vielversprechende Startups unterstützen müssen, statt sie vom Ausland aufkaufen zu lassen, insbesondere den Kauf von Schlüsselindustrien wie der Roboter-Firma IWKA durch die Chinesen verhindern müssen.

Nun zum Thema Innovation. Natürlich hinken wir in entscheidenden Dingen schwer hinterher, unverzeihlich, was die Digitalisierung berifft. Aber noch immer sind wir vom BIP hergesehen die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und als Exportnation noch stärker. So ganz ohne Innovation geht das nun auch nicht. Dennoch ist viel verspielt worden, weil von der Politik weder Visionen und Initiativen ausgingen, noch für die Wirtschaft entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen wurden. Die wirkliche Umwälzung der Welt geschieht aber erst seit ca. 25 Jahren, also, was Deutschland betrifft, doch nur Merkel!

Die von Dir beschriebenen Erfolge Chinas und den USA müssen uns zu denken geben, aber deren Preis dafür ist hoch, uns hier geht es dennoch besser. China funktoniert nur als brutaler Überwachungsstaat mit immer noch viel Armut und Amerika prunkt nur mit den großen Internet-Weltfirmen, die fast keine Steuern bezahlen. Nicht nur die übrige Industrie liegt darnieder, auch der ganze überschuldete Staat finanziell und politisch mit einem gespaltenen Volk, wo 50% nicht mehr auf die Beine kommen.

Ich teile Deinen Frust bezüglich Deutschland, aber nicht Deinen Pessimismus. Endlich aufgerüttelt, werden wir zu alter Stärke zurückfinden.In der Grundlagenforschung in den Unis und mit den Max Planck Instituten sind wir Spitze, in der Wsserstofftechnik könnten wir führend werden, mit Bion Tech haben wir einen ersten Hoffnungsschimmer und nicht zuletzt ist VW zu nennen. Ich prophezeie, dass VW nach Überwindung der Folgen des Diesesllskandals wie Phönix aus der Asche erstehen wird. Die arbeiten mit Vehemenz bereits sehr erfolgeich, mit ihren vielen Angestellten erwirtschaften sie erheblich mehr Gewinn als Tesla. In 6 Jahren wird VW wahrscheinlich vor Tesla stehen.

Noch liegt vieles im Argen, aber ich vertraue nach dem Verschwinden der "Wissenschaftlerin" Merkel auf das Können deutscher Ingenieure, Arbeiter und Manager und die Einsicht der Politiker.

Viele Innovationen von heute und sicher noch mehr jene in der Zukunft verdienen es, auch kritisch gesehen zu werden. Alles läuft auf Bequemlichkeit mit Bewegungsarmut, verringertem Denken, mangelnder Kommunikation, Sterilität und misssbräuchlicher Anonymität. Als Befürworter der KI frage ich mich dennoch, ob es uns damit nicht wie in Goethes Zauberlehrling ergehen wird. Da werden dann Entscheidungen ohne menschliche Empfinfungen getroffen.

Ich bin kein Fortschrittsfeind, gehörte zu den Ersten in Deutschland, die sich
ein Fax- und ein Kopiergerät angeschafft haben, aber mich kotzt die Smartphone-Geselschaft an, wo Leute am Bürgersteig mit ihren Handys einem den Weg versperren oder die automatisierten Telephonkontakte, wo man auf endloses Warten getrimmt wird oder neuerdings die automatisierte oder digitalisierte Arztsprechstunde. Nicht alles, was sich Fortschritt nennt ist das Gelbe vom Ei, vieles bräuchte man wirklich nicht. Dein genanntes Facebook- Beispiel zählt dazu. Die Amerikaner, Chinesen und vor allem die Japaner lieben halt Schnick Schnack, da ist mir unsere deutsche Nüchternheit lieber. Aber auch wir stehen im Sog dieses Wandels, muss man wirklich unterwegs Spotify haben?
Unser Transrapid war eh nur für den Export gedacht, im Innland sinnlos und im Ausland wollte ihn niemand.
China kann wohl aus dem Boden stampfen dank Diktatur mit niederen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen. Dieser Vergleich ist unzulässig, dennoch muss uns der Erfolg der Chinesen sowohl Bewunderung als auch Angst einflößen und viele Fragen aufwerfen.
Den großen erfolgreichen US Firmen wie Facebook, Amazon oder Google kann man außer Erfolg auch viel Übles nachsagen.
Sozial und innovativ müssen keine Gegensätze sein.

Nun zu Merkels Schuld, natürlich auch mit ihren Ministern.
Ich kann es nicht so stehen lassen, dass alle Kanzler vor Merkel ebenso schlecht gearbeitet hatten wie sie. Von einem deutshen Niedergang nach Adenauer kann man nun wirklich nicht reden, da gab es diverse Reformen, die Merkel nicht angegangen hat. Man kann auch die damalige Zeit nicht mit heute vergleichen.
Mir geht es um die Aussage, dass Merkel die schlechteste Arbeit unter allen Kanzlern geleistet hat.
Erhard hat mit der sozialen Marktwirtschaft ein Zeichen gestzt, worum wir in der Welt beneidet werden.
Unter Kiesinger (eine anfechtbare Person) wurde mit dem Experiment der ersten Groko erfolreich aus der ersten deutschen Wirtschaftskrise herausgeführt,
Willi Brandt hat die Ostannäherung gewagt, wiewohl Gorbatschows späteres Einlenken eher der harten Rüstungspolitik des Westens zu verdanken war. Schmidt hat rüstunsgmäßig gegengehaten, sein Erfolg im Zusammenhang mit der entführten Lufthansamaschine legendär, sicher auch ein Glücksfall, aber er hat Mut bezeugt, den Merkel nie hatte.
Kohl, der einzige Kanzler, der mit seiner Europa-Politik eine Vision hatte und der mit der Wiedervereingung Historisches erreicht hat, was in dem kleinen Zeitfenster nur wenig anderen gelungen wäre. Sein einstiger Gegner Helmut Schmidt, der oft verächtlch über ihn sprach, hat in späteren Jahren im Fernsehen von einer Meisterleistung gesprochen. Für mich steht Kohl von seiner politischen Leistung (lassen wir mal menschliche Fehler, die alle anderen auch hatten, wo sie verdeckt geblieben sind, außer Acht) auf einer Stufe mit Adenauer.
Schröder, der kapitalistischste aller Kanzler !! (wer hat das mitbekommen?), hat immerhin den Einsatz im Irak-Krieg verhindert.
Merkel hat nur scheinbar, mit der Unwahrheit, sie garantiere für alle eingelegten Gelder, was gar nicht möglich gewesen wäre, einen Bankenzusammenbruch verhindert. Sie hat nichts auf ihrer Habenseite, aber sie hat eben doch, anders als von Dir behauptet, ein ordentliches Deutschland übernommen.
Der große Wandel der Welt mit Innovationen hat erst um 1995 begonnen und 10 Jahre später war Merkel bereits dran.
Zum Thema, uns Deutschen geht es gut: Ich habe ja gechrieben, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird, aber es gibt nur etwa 5 Länder auf der Welt, die mit uns sozial und wirtschaftlich auf einer Stufe stehen. Die Tendenz der Spaltung in Arm und Reich gilt allerdings weltweit. Nun auch hier hat Merkel als Christ-Soziale versagt.

"Mehr Bildung" ist eine gängige Floskel, womit alle beeindrucken wollen, wie aber genau das aussehen soll, sagt keiner. Die Digitalisierung allein wirds auch nicht bringen. Zum Lernen zu Hause ist der Computer ein wunderbares Mittel, in der Schule muss der Lehrer auch mit aderen Mitten präsent sein. Es muss an den Lehrplänen und am Aufbau des Systems gearbeitet werden.

Nach all den Ausführungen ging es mir eigentlich nur darum, zu beschreiben, wie lange wir eine miserable Kanzlerin hatten. Es kann nur noch besser werden.
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Alt 20.10.2021, 14:51   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Erlaube mir nebenbei doch auch die Frage, woher Du Dein umfassendes Wissen hast, wenn Du nach meiner Erinnerung mal geschrieben hast, Du würdest fast nie fernsehen und keine Zeitung lesen.
Stimmt, ich schaue so gut wie kein Fernsehen. Doch habe ich nie behauptet, keine Zeitung zu lesen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich lese sehr viel, sowohl Tageszeitungen wie Bücher. Ich sehe mir auch viel an, aber gezielt in den Mediatheken, und meistens Dokus. Auslandspresse hilft übrigens, Deutschland auch mal aus anderer Perspektive zu sehen. Voraussetzung: Die Berichte, ob Zeitung, ob Film, dürfen nicht gegendert sein, sonst mache ich die Schaluppen dicht. Ich will Informationen haben, statt mit Stotterdeutsch genervt zu werden.

Über den Fortschritt in Deutschland kann man streiten. Ein paar Zukunftsprojekte haben wir durchaus auf die Beine gebracht. Reicht aber nicht, um den Tabellenplatz auf Dauer zu halten, zumal diese Innovationen nicht tagespressetauglich, sprich: konsumorientiert sind. Sie gehen an der Öffentlichkeit vorbei.

Das Grundproblem ist jedoch, dass wir zu schwerfällig, zu bürokraktisch sind. Was nützen innovative Ideen, wenn es 20 Jahre dauert, bis wir den Ämterkram erledigt haben? Während woanders längst die Räder laufen.

Was den Bildungszustand in Deutschland angeht, bleibt er für mich ein rotes Tuch. Seit 55 Jahren geht es damit bergab, und da lasse ich mir auch nicht von Leuten dreinreden, die ständig darüber schwafeln, die Kinder seien mit Leistungsansprüchen überfordert. Die Anspruchslatte wurde immer tiefer gelegt, um möglichst viele Schüler mit Abitur auf die Menschheit loszulassen. Schon Ende der 70er Jahre hatte ich mich mit Schülern der Abschlussklassen unterhalten, die nur über einen Bruchteil des Wissens verfügten, das ich aus der Realschule mitgenommen hatte. Als mein Sohn in die Schule ging - das war in den 80ern -, war ich nach der Arbeit die Lehrerin, die ihm das beibrachte, wozu seine Lehrer nicht in der Lage waren. Original-Ton meines Sohnes: "Warum verstehe ich das, was du mir sagst, aber nie das, was mir die Lehrer in der Schule beibringen wollen?"

Den Schülern wird seit Jahrzehnten so gut wie nichts mehr abverlangt. Schon in den 70ern sagte mir eine Schülerin, sie käme in Englisch mit der Grammatik nicht zurecht. Auf mein Fragen hin stellte sich heraus, dass sie auch die deutsch Grammatik nicht beherrschte. Also wie sollte sie da mit einer Fremdsprache zurechtkommen? Daraufhin schrieb ich ihr - auswendig! - die Zeiten vom Präsens bis zum Futur II in Deutsch und in Englisch auf. Dem Mädchen begannen die Ohren zu flattern, und die Augen fielen ihr fast aus dem Kopf, denn sie hatte (9. Klasse Realschule) so etwas bis dahin nicht gekannt. Der Unterricht ihrer Englischlehrerin bestand darin, Songtexte von Cat Stevens zu lesen, die Vokabeln lernen zu lassen, "falls jemand Lust dazu hat", und am Abend zu ihr zum Spaghettessen zu kommen. Man war ja per Du.

Eine andere Schülerin, mit der ich mich über Geschichte unterhielt, hatte noch nie von Karl dem Großen, von Bismarcks Sozialistengesetzen oder vom Code Napoleon gehört. Das Fach fing erst bei bei Hitlers Machtergreifung an. Über die Jahre von 1933 bis 1945 bzw. Gründung der Republik 1949 und Erlangung der Souveränität 1955 wusste sie trotzdem nichts.l Wohl kaum einem Schüler wurde auch beigebracht, dass Deutschland immer noch ein Land unter Besatzungsstatus ist, denn es gibt bis dato keinen Friedensvertrag. Jeder der ehemaligen Alliierten könnte ohne eine Kriegserklärung bei uns einmarschieren.

Alles kein Schulstoff.

Rechnen und richtig schreiben kann sowieso niemand mehr, was einen Handwerker, den ich regelmäßig in Anspruch nahm, zu dem Statut verleitete: "Ich nehme keine Lehrlinge mehr an."

Meinen Blick auf die Dinge könnte man durchaus pessimistisch nennen, So niedrschmetternd sehe ich es allerdings nicht, denn ich weiß ja, was ich weiß, und ich habe, was ich lernen durfte. Mein Sohn ist auch nicht auf den Kopf gefallen. Et alors? Après nous, le déluge!
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Alt 21.10.2021, 07:29   #8
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Interessante Diskussion.
Zitat:
.Was den Bildungszustand in Deutschland angeht, bleibt er für mich ein rotes Tuch.
Ich kann auch nicht behaupten, dass ich in der Schule viel gelernt hätte. Fächer wie Geschichte und Erdkunde fielen schon mal gerne ein ganzes Jahr aus (auf dem Gymnasium), weil keine Lehrer zur Verfügung standen.
Mein Mann ist in einem unserer Nachbarländer aufgewachsen. Er spricht fließend 4 Sprachen, kennt sich mit Ländern, Städten und der deutschen Geschichte (obwohl er kein Deutscher ist) bestens aus und hat eine Allgemeinbildung, bei der ich nicht mithalten kann. Neulich überlegte ich mir, woran das liegen könnte und kam ebenfalls zu dem Schluss: ich hatte lange keine so gute Schulausbildung.
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Alt 21.10.2021, 08:04   #9
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen

Ich kann auch nicht behaupten, dass ich in der Schule viel gelernt hätte.
Von Schulen konnte man in den 70er und 80er Jahren nicht sprechen, eher von Klassenräumen, die als Diskussionszellen genutzt wurden. Diskussionen sind zwar grundsätzlich nicht falsch, gehören aber nicht in Fächer wie Deutsch und Mathe und schon gar nicht volle sechs Schulstunden lang betrieben.

Wie es heute in den Schulen aussieht, weiß ich nicht, da ich keine Enkelkinder habe. Die Bildungslücken erkenne ich jedoch in Gesprächen mit den Betroffenen, also Arbeitgebern, die verzweifelt nach Leuten suchen, die einen verständlichen Satz formulieren und die Grundrechenarten richtig anwenden können.

Aber zurück zur Politik allgemein. Ich bin gespannt, wie die Grünen jetzt aus ihrer Sackgasse herauskommen: Sie wollen raus aus dem Öl, raus aus der Kohle, raus aus dem Gas und raus aus der Windenergie. Das ist ungefähr so, als würde ein Veganer sagen: Ja, aber Pflanzen sind ja auch Lebewesen, und deshalb darf ich ihnen nichts tun, also esse ich ab sofort gar nichts mehr.

Vor allem die Pöstchenrangelei wird interessant werden: Lindner hatte früh den Anspruch auf die Finanzen geltend gemacht, davon wird er nicht lassen. Damit wäre er hinter dem Kanzler der mächtiste Mann im Staat, denn wenn er - wei weiland Schäuble - den Sack nicht aufmacht, bleiben Planungen im Sand stecken. Spannend auch, wer den Außen gibt. Da steigen in mir so merkwürdige Bilder wie Annalena bei Wladimir in Moskau auf, in denen die Augenhöhe nicht so recht stimmen mag. Und was passiert mit Habeck, der immer brav hinter allem zurücksteckt - zugunsten grüner Leidenschaften wie z.B. einer Quotenregelung.
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Alt 21.10.2021, 11:01   #10
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Standard Zu Ilka Maris

... die Grünen, raus aus der Windenergie! Wie muss ich das verstehen? Noch nie davon gehört.
Zur Bildung: Wenn ich mir die Lehrbücher meiner 13 und 14 jährigen Enkel anschaue, kann ich nur staunen, was da gebracht wird. Auch bei meinen um die 55jährigen Töchtern konnte ich kein mangelndes Niveau im Gymnasium feststellen.
Allerdings stelle ich im Leben von Gymnasiasten und Akademikern schon auffällige Mängel in der Allgemeinbildung fest.
Auch stimmt es mich skeptisch, dass etwa 40% der Abiturienten mit Notendurchschnitt unter 2 abschließen.
Eines der Übel scheint wohl in der Geringschätzung der sogenannten Nebenfächer zu liegen.

Ich plädiere für ein starkes Fach "Lebenskunde" mit 2 Wochenstunden, das ausschließlich Thematik für das praktische Leben beinhalten sollte, also in verkürzter Form über das Rechtswesen, Gesundheit, Finanzen, Psychologie, Kommunikation, Soziales, Partnerschaft und Sexualität über das biologische hinaus.

Ich frage mich, wo nun im Bildungssystem, der Hund begraben liegt. Die Suche danach ist dringlich.

Ich würde stets gerne mit angebenen Zitaten antworten. Ich kriege das aber nicht hin! Wer kann mir mit Hinweisen helfen, wie ich da vorzugerhen habe.
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Alt 21.10.2021, 11:33   #11
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Zitat von Luigi B Beitrag anzeigen
... die Grünen, raus aus der Windenergie! Wie muss ich das verstehen? Noch nie davon gehört.
Da musst du halt mal auf die Zwischentöne hören: Windenergie gut und schön, aber die Leute wollen die Spargelstangen nicht vor die Nase gestellt bekommen. Sie müssen aber - so die Grünen - mitreden dürfen, weil das demokratisch ist. Ergo: Nein zu weiteren Windrädern. So kann man natürlich locker argumentieren und sich sein Klientel gewogen halten, denn geeignete Flächen sind immer schwerer zu finden, und selbst wenn die Parks zur Verfügung stehen, dauert das Aufstellen der Windräder noch irre lange.

Zitat:
Eines der Übel scheint wohl in der Geringschätzung der sogenannten Nebenfächer zu liegen. Ich frage mich, wo nun im Bildungssystem, der Hund begraben liegt.
Da ist sicherlich etwas dran, vielleicht ist es auch gar nicht erwünscht, dass die Jugend zuviel über Geschichte und Politik (früher im Fach Sozialkunde enthalten) erfährt. Der Inhalt von Schulbüchern ist übrigens kein Kriterium, ob der Bildungsauftrag ausreichend erfüllt wird. Den Stoff regeln die Lehrpläne. Es wird wohl kaum jemals einen Jahrgang gegeben haben, der seine Schulbücher komplett durchgearbeitet hat.

Wo der Hund begraben liegt? Vielleicht an der nervenden Dauerdiskussion über flächendeckende Gesamtschulen oder weiterhin Stufensysteme. Das eine Lager will Chancengleichheit für Schüler aller Schichten, die Anhänger des Ausleseverfahrens setzen auf Eliten, da - so das Argument - nicht alle Kinder gleich stark begabt sind. Inzwischen ist es aber so, dass Eltern auch gegen die Empfehlungen der Klassenlehrer durchsetzen, dass ihre Kinder von den Gymsasien angenommen werden. Beklagt wird seit langem, dass das Abitur-Niveau immer mehr verflacht. Daraus rekrutieren sich zum großen Teil jene Studenten, die schon nach den ersten beiden Semestern an der Uni scheitern.

Diskutabel wäre auch, ob das Einschulungsalter mit sechs Jahren zu früh ist. In meiner Klasse (Abschluss Mitte der 60er Jahre) waren die meisten meiner Mitschüler ein bis eineinhalb Jahre älter als ich und meine Freundin, mit der ich die Schulbank teilte. Der Unterschied war deutlich spürbar: Die Älteren verarbeiteten den Stoff denkbar leichter und schneller als wir. Ein Jahr der Reife macht in diesem jungen Alter enorm viel aus. Damals war mir das nicht bewusst, und geschafft hatte ich den Stoff ja auch, weil mir das Lernen Spaß machte. Erst sehr viel später, als ich eine Liste unserer Alumnis bekam, auf der die Geburtsdaten standen, wurde mir bewusst, dass ich zu den wenigen Benjaminis in der Klasse gehörte.

Was ich mittlerweile auch begriffen habe, ist die Tatsache, dass den Schülern nicht beigebracht wird, wie man lernt, nämlich strukturiert und effizient. Es gibt zahlreiche Methoden, so zu lernen, dass man das bereits im Kopf Verankerte nicht mit dem Neuen nochmal mitlernen muss, wie das z.B. bei der unsinnigen Vokabelpaukerei traditionell der Fall ist.

Ferner ist zu bedauern, dass alle Kinder immer noch alles gleichmäßig verteilt lernen müssen, anstatt sie auf ihre besonderen Neigungen hin zu testen und diese stärker zu fördern. Bei mir war es z.B. alles, was im sprachlichen Bereich lag - Grammatik, Literatur, Englisch, Französisch -, das mir wie die Sterntaler in den Schoß fiel. Fächer wie Chemie, Musik (Notenlesen!) und Sport (Geräteturnen, Keulenschwingen etc. ) hätte ich nicht gebraucht, die beiden letztgenannten Fächer schon gar nicht bei derartigen Zicken, wie sie auf uns losgelassen wurden.
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Alt 22.10.2021, 13:09   #12
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Standard Zu Ilka Maria

Interessante Gedanken von Dir zum Thema Bildung. Am meisten hat mich beeindruckt das von Dir angesprochene zu frühe Einschlugsalter. Ich war auch der Jüngste in der Klasse, habe mit 17 das Abitur gemacht und fühlte mich so was von unreif. Erst im Abiturjahr bin ich als Spätentwickler etwas aus der Misere herausgetreten. Zur Reife, ich finde es nicht gut, mit 16 bereits wählen zu lassen. Empfinde ich schon 50% aller Erwachsenen politisch unreif, so intelligent auch viele darunter sein mögen.
Luigi B ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2021, 14:17   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat von Luigi B Beitrag anzeigen
Zur Reife, ich finde es nicht gut, mit 16 bereits wählen zu lassen. Empfinde ich schon 50% aller Erwachsenen politisch unreif, so intelligent auch viele darunter sein mögen.
Intelligenz hat nicht immer mit den "richtigen" Einstellungen und Entscheidungen zu tun. Abgesehen davon, dass das Gehirn mit 16 Jahren noch nicht die volle Reife erlangt hat, kann auch ein Erwachsener nie in allen Fällen wissen, ob seine Entscheidungen aufgehen werden. Restrisiken bleiben immer.

Jugendliche sind jedoch bekanntlich beeinflussbar und neigen zu Idealisierungen. Sie engagieren sich für die "gute Sache", ohne die Strukturen dahinter sofort zu erkennen. Ganze Drückerkolonnen leben davon, dass sich die Jugend für sie kostenlos ins Zeug wirft und Beiträge für angeblichen Tierschutz, Umweltschutz und Patenschaften für Kinder in armen Ländern einsammelt, wo das Geld allerdings nie oder nur zum geringen Teil ankommt. Mein Ex-Mann war auch einst so ein Gutstreckenläufer, der grün gewält und mich zu einem Patenkind überredet hatte (die Korrespondenz mit dem Jungen hat dann allerdings nicht er geführt, sondern das habe ich erledigt). Inzwischen ist er enttäuscht ins konservative Lager übergewechselt.

In meiner Familie haben sich etliche Personen mittlerweile von der SPD abgewandt, weil sie sich von dieser Partei zusehends im Stich gelassen fühlen.

Vielleicht ist das aber, wenn man älter wird und die Politik schärfer beobachtet, eine völlig normale Entwicklung.

Wahlrecht mit 16 ... man muss halt mal genauer hinsehen, aus welchen Ecken die Politiker kommen, die sich dafür stark machen, und vor allem mit welchen Argumenten sie operieren. Da wird manches klar: Was den Konservativen an der immer größer werdenden Schicht der Rentner zuwächst, müssen SPD und Grüne versuchen, mit einer Ansprache an die Jugend wettzumachen. Hat aber offensichtlich und zu aller Überraschung nicht geklappt: Ein großer Anteil von ihnen hat die Liberalen gewählt. Wie auch die Konservativen trotz der hohen Rentnerzahl nicht mehr auf das erhoffte Ergebnis kommen.

Wie es aussieht, wird Lindner eine relativ starke Stellung in der kommenden Legilaturperiode einnehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit ihm ein Wahlrecht ab 16 Jahren durchsetzbar ist. Obwohl ... nach dem unterwarteten Zuspruch der Jugend ... Man kann ja nie wissen.
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Lesezeichen für Konservativismus und 16 Jahre verheerende Merkel-Politik

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kovervativismus, merkel, politik

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