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Alt 12.03.2012, 14:14   #1
männlich zenbroetchen
 
Dabei seit: 01/2012
Ort: Hamburg
Alter: 52
Beiträge: 49

Standard Turing Test für Dichter

Der nach dem englischen Mathematiker und Informatik-Pionier Alan Turing benannte Test war ein Versuch, das Denkvermögen einer Maschine zu beurteilen. Dazu unterhält sich eine Person via Tastatur und Bildschirm mit zwei unbekannten Gesprächspartnern, die nicht im gleichen Raum anwesend und daher nur über die Bildschirmausgabe ihres geschriebenen Textes wahrnehmbar sind. Einer davon ist ein Mensch, der andere jedoch wird durch ein Computerprogramm simuliert. Dieses versucht allerdings, sein Gegenüber davon zu überzeugen, dass es ebenfalls menschlich sei.

Nach Turing kann man nun von einer der menschlichen Intelligenz gleichwertigen Leistung der Maschine sprechen, wenn es dem Probanden durch gezieltes Fragen nicht gelingt, die Unterscheidung Mensch oder Maschine eindeutig vorzunehmen.

Dass die alleinige Konversationsfähigkeit mit einem menschlichen Gesprächspartner nicht unbedingt einen hinreichend brauchbaren Intelligenzbegriff liefert ist klar, daher hat der Turing Test auch heute keine nennenswerte Bedeutung mehr in der KI Forschung.

Dennoch kann es weiterhin spannend und unterhaltsam sein, solche Mensch-Maschine Vergleiche in verschiedenen Breichen durchzuführen. Insbesondere im Fall von computergenerierter Lyrik kann es zu einer Herausforderung werden zu unterscheiden ob abstruse Metaphern und überraschende Assoziationen Ausdruck dichterischer Genialität sind und einen tieferen Sinn transportieren, oder aber das Werk eines auf ein Grammatikschema losgelassenen Zufallsgenerators sind.

Einige Beispiele:

Flügel, die glänzen
Neben einer Schlange die warmen Worte
Sobald ein kräftiger Wirbel verweht, wandern die Kerzen
Wälder und Sterne, die Berge erfrieren
--

Sonnenstrahlen, die schimmern
Unter einem Bild die betäubenden Nebel
Wenn ein unbekanntes Zeichen sinkt, funkeln die Schrecken
Hände und Türme, die Nebel stehen

--

Krug

nehmt euch Krug
ja ihr Krug
nehmt und passiert
so wie Hutmacher!
Hutmacher! Du bist gemeint!
doch passiert schnell - EUCH
gegenwärtig vielleicht warm
ihr Krug
seid schnell
so schnell
immerdar






Die ersten beiden Beispiele stammen von http://www.maxx4u.de/lyrikgen.html

Das letzte ist von http://www.poetron-zone.de/poetron.php
mit den Eingaben: Hutmacher, Krug, nehmen und schnell


Wären sie so in dieses Forum gestellt worden, welche Reaktion hätte es wohl gegeben. Wie wären sie aufgenommen worden? Vielleicht sogar wohlwollend?


Sollten wir uns beim Beurteilen eines Textes also als erstes fragen, ob er auch so von einer Maschine produziert worden sein könnte?
Kennt jemand noch andere Generatoren?
zenbroetchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2012, 14:33   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Der Lyrik-Generator macht dolle Dingens.
Dagegen stinken selbstverfaßte Monstrositäten regelrecht ab.
Ich hab das mal (hier? nicht hier?) ausprobiert.



Dagegen können selbsternannte "Poeten" nicht anmisten!
Gröööhl....

Insofern ist der Computer nicht intellektueller, aber intelligenter.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2012, 15:56   #3
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Das Lustige ist doch, daß das menschliche Hirn auch als Zufallsgenerator fungieren kann. Und daß tiefe Poesie oftmals durch ein Zusammenspiel von zufälligen Einfällen und intelligenter Verarbeitung entsteht, wobei die Geschichte oft nicht an den Möglichkeiten intelligenter Verarbeitung scheitert, sondern an einem Mangel, genannte Zufälle zu provozieren.

Zufall kann auch von einem planenden, strukturierenden Geist bewußt einkalkuliert, provoziert und aufgenommen werden...

... falls es so etwas wie einen planenden, strukturierenden Geist überhaupt gibt. Denn - was um alles in der Welt ist das?
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
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