Warten auf Besserung

[kuse]

Warten auf Besserung

Sitzend im Fensterrahmen
Das eine Bein angewinkelt
Das Andere baumelt
Drei Stockwerke geht es runter
Ich warte auf bessere Tage
-
Der Wasserhahn links von mir
Tropft ohne Unterlass
Der Perlator ist rostig
Und verkalkt
Er bröckelt langsam auseinander
-
Winamp spielt ein Lied
In einer Endlosschleife
Zu laut für diese Uhrzeit
Aber es kaschiert
Sehnsüchte für jetzt
-
Vielleicht kommt ja jemand
Und beschwert sich
Es würde schon reichen
Für ein wenig Leben
Die Tür steht offen.

[cute_fighter]

Abend kuse.

Gefällt mir. Hat so was einfaches - sehnsüchtiges.
Ein paar Sachen sind mir ins Auge gestochen. In Strophe eins nerven mich zwei Adjektive. Du fängst mit "sitzend" an und im letzten Vers mit "wartend". Ein Verb anstelle von einem wäre mir lieber gewesen, klingt sonst nicht so schön. Finde ich.
"Perlator" hat mich stocken lassen - kannte ich nicht, hab mir aber zusammengereimt, was es ist. Das "ein Mann putzt eben wenig." finde ich so... einfach. Ist eben so. Ich hätte das einfach weg gelassen. Das Bild wird dadurch irgendwie... naja... ein bisschen ins lächerliche gezogen.
"Winamp" kenn ich auch nicht Muss ich aber glaub ich auch nicht, denn man kann sich eigene traurige Lieder vorstellen und ich finde es klingt da sogar schön. Der Name, der für mich fremd ist aber sicher für viele bekannt... "kaschiert" finde ich ein sehr schönes Verb übrigens...
Sonst hab ich nichts zu kritisieren... Ich finde diese Melancholie, die es ausstrahlt irgendwie... bezaubernd? Um es schön cutie-like-kitschig zu sagen. Mir fällt gerade nichts besseres dazu ein.

Grüße.

[kuse]

die prinzessin der metaphorik kommentiert mein gedicht positiv...und ich dachte ich stünde auf der dunklen seite. danke, ich werde mir die stellen nochmal ansehen...
winamp ist ein programm um musik abzuspielen...das kennst du tatsächlich nicht?

EDIT: Die stelle über das putzverhalten von Männdern geändert...-.-

[Brachial-Poet]

ich finde es nicht nur gut, ich finde es sensationell.
dieser text hat für mich alles was ein gedicht braucht.
es spielt so wunderbar mit sehnsüchten und projeziert sie in eine banale situation hinein.

richtig großes kino
10 von 10 punkten.


michael

[kuse]

jetzt hast du mich zum grinsen gebracht, michael.
Ich habe zwar nicht mit einem Kommentar von dir gerechnet, aber ich wusste, dass dir dieses Gedicht gefallen würde. Es hat einen fast prosaischen Stil.

Danke für dein Lob, auch wenn du es nicht glaubst, aber auch dein Lob lese ich mit wohlwollen

[Brachial-Poet]

oh bitte.
warum sollte ich glauben, dass du mein lob nicht mit wohlwollen leist.
wir sind zwar nicht immer einer meinung, aber ich sagte ja schon mal,
das wir gar nicht so weit auseinander liegen.

beides sture knochen, aber lecker.


michael

[Yve]

Ein einfacher Text, der zuerst irgendwie banal scheint. Aber das Ende ist dir hervorragend gelungen! Es macht den Text stimmig in sich und hat etwas Tragisches. Tiefgründig ohne mit Worten zu erdrücken. Ein sehr weitgreifendes Thema. Gefällt

Yve

[kuse]

danke yve. es war die banalität der situation, die dieses gedicht transportieren sollte.

[Acanis]

Ich finde das Gedicht auch sehr gut gelungen !
Zuerst las es sich recht eigenartig und wollte mir nicht gefallen
Das Ende hat dann aber offenbart, worum es dir ging und das hat meine ganze Ansicht über das Gedicht geändert
Je öfter ich es nun lese, umso besser gefällt es mir und man kann das Ende schon vorher lesen, also, worum es dir ging!


Schön tiefsinnig, regt zum Nachdenken an und ist wohl eine Situation, mit der man sich identifizieren kann

LG

[Neruda]

Ich persönlich muss sagen, es hat mir gleich auf den ersten Blick, bzw. auf das erste Lesen, supergut gefallen. Ist einfach genau die Art von Gedichten die ich gerne lese. Tiefsinnig aber einfach gehalten. Im Gegensatz zu diesen ganzen verschlüsselten Gedichten lässt es sofort Bilder im Kopf des Lesers entstehen und regt zu verschiedensten Emotionen an.

[Joana]

-

[kuse]

Original von Joana
"Sitzend im Fensterrahmen" --> ist zwar nur ein partizip in der form, aber schön find ich diesen vers als einstieg trotzdem nicht. "im fensterrahmen / das eine bein angewinkelt / sitzen" oder sowas würde mir besser gefallen.

diese form gefällt mir überhaupt nicht. fragmentlyrik ist (noch) nicht mein gebiet.

Original von Joana
"Das eine Bein angewinkelt
Das Andere baumelt" --> durch die das-anapher kommt schon hier leichte langeweile auf. würd ich auch ändern.

langeweile...auch ein aspekt der aufkommen soll.

Original von Joana
"Drei Stockwerke geht es runter" --> "runter" ist mir zu umgangssprachlich

Ja, ist es, aber es ist auch genau das wort, welches ich verwenden wollte. alleine, da auch die situation des lyrI nicht bergauf geht.

Original von Joana
"Ich warte auf bessere Tage" --> das würde ich weglassen. ohne wäre es wenigstens noch annähernd spannend, worauf das lyrische ich wartet, aber so nimmst du ja alles vorweg. ebenso würde ich den titel ändern, denn so macht das lesen ja gar keinen spaß mehr.

Hier kann ich sicherlich über einen anderen vers nachdenken...

Original von Joana
"Der Perlator ist rostig
Und verkalkt
Er bröckelt langsam auseinander" --> mit kalk und rost lässt sich sicher was interessanteres anstellen als langsames auseinanderbröckeln. letzteres ist zudem sehr vorhersehbar bei diesem warten... und warten... naja. es passiert zu wenig, für meinen geschmack.

es passiert genau: Nichts. Warten auf Godot

Original von Joana
"Winamp spielt ein trauriges Lied" --> winamp passt hier gar nicht zum rest. ich würde das gedicht aber eher an winamp ausrichten als am rest, immerhin mal was neues. aber "trauriges" kannst du weglassen, die stimmung ist auch so deutlich genug.

angenommen