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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 03.03.2017, 12:37   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Die Niederen


Die Niederen

©Hans Hartmut Karg
2017

Man wird immer nur klein geboren,
Doch wer die Schmerzen lindert,
Sein Reifen nicht noch selbst verhindert,
Der ist zur Höherführung auserkoren.

Bleibt man jedoch auf niederem Niveau,
Kann man die Niederen nicht retten.
Die leben an den Armenstätten,
Wo alles schimpfend und entsetzlich roh.

Die Niederen, sie brauchen doch die Großen,
Wenn sie nicht selbst zum Menschsein finden,
Weil in den Tagesstreiten ihre Kräfte schwinden
Und sie zu weit entfernt von roten Rosen.

Wir müssen Niedere immer beachten,
Doch kann man dort damit wenig anfangen,
Wo alle nur um ihre Freiheit bangen,
Wenn wir die Rattenfänger nicht verachten.

*
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Alt 03.03.2017, 12:56   #2
weiblich Ilka-Maria
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Lieber Hans,

erkläre mir bitte, was unter "die Niederen" zu verstehen ist. Ich blicke nicht durch. Zwar weiß ich, was einen "niederen" von einem "höheren" Organismus unterscheidet, aber auf Menschen, um die es hier wohl geht, kann ich diese Unterscheidung nicht anwenden. Auch die Übersetzung in "hier die Reichen, die an den Fleischtöpfen sitzen" und "dort die Armen, die nicht mal eine Rose zu Gesicht bekommen", klappt nicht. Es gibt Menschen, die arm an Geist und Charakter sind, aber trotzdem Erfolg im Leben und ein dickes Bankkonto haben. Allenfalls könnte ich noch zustimmen, dass Menschen, die unter schlechten sozialen Bedigungen auf die Welt kommen, es schwerer im Leben haben, auf der gesellschaftlichen Leiter hochzuklettern, als Kinder aus wohlhabenden Verhältnissen. Aber auch das sehe ich nicht als deterministisch an.

Die "Niederen" brauchen deiner Ansicht nach die "Höheren", damit so etwas wie eine Umverteilung zum Wohle der Zukurzgekommenen stattfinden kann. Das funktioniert in einem Sozialstaat einigermaßen, aber nicht perfekt, da immer Tendenzen bestehen werden, dass manche Reichen - gottseidank nicht alle - sich ungern von ihrem Vermögen trennen und alles daransetzen, es vor jeglichem Zugriff in Sicherheit zu bringen.

Kurz gesagt: Deinem Weltbild kann ich nicht recht folgen.

LG
Ilka
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Alt 03.03.2017, 13:26   #3
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Niederen

Liebe Ilka-Maria,
das sind sicher Menschen, die sich nicht dagegen whren können, was sie mtbekommen haben, weil sie an sozialer Kälte zu leiden hatten.
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 03.03.2017, 23:23   #4
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risioko hat einfach gar nichts begrfifen.
bekämpfen ist out, belehren ist in.
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Alt 03.03.2017, 23:49   #5
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
das sind sicher Menschen, die sich nicht dagegen whren können, was sie mtbekommen haben, weil sie an sozialer Kälte zu leiden hatten.
"Soziale Kälte" gibt es nicht, das ist ein Kampfbegriff ohne Inhalt. Es gibt Menschen, die mehr oder weniger sozial veranlagt (oder erzogen) sind. Kälte an sich ist weder sozial noch unsozial (oder gar asozial, was eine andere Bedeutung hat), weil Kälte keine menschlichen Eigenschaften haben kann. Ergo kann auch niemand an sozialer Kälte "leiden".

Tatsache ist, dass in Deutschland soziale Fragen und ihre Lösungen noch nie so stark im Vordergrund standen und der Solidargemeinschaft so viel an Engagement und Finanzierung abverlangt haben wie in unserer Zeit.
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Alt 03.03.2017, 23:51   #6
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soziale kälte kann man durchaus vertsehen und vielleicht mit deprivation gleichsetzen.
bleibt trotzdem höchst fraglich, ob der "gedichttext" dem gerecht wird, wenn der autor sich zu den höheren und andere zu den niederen zählt. oder ob solche dichterei nicht genau das erzeugt, was sie als ursache eruiert, nämlich "soziale kälte".
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Alt 04.03.2017, 00:24   #7
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Zitat:
Zitat von urluberlu Beitrag anzeigen
soziale kälte kann man durchaus vertsehen und vielleicht mit deprivation gleichsetzen.
... ob solche dichterei nicht genau das erzeugt, was sie als ursache eruiert, nämlich "soziale kälte".
Sorry. Ich bleibe dabei: Es ist ein Kampfbegriff. "Soziale Kälte" gibt es nicht.

Menschen haben schon immer Menschen in Not geholfen, das liegt in ihrer Natur. Es geht durch alle Schichten und durch alle Regierungsformen. Selbst die Ärmsten geben von dem Wenigen ab, das sie haben. Ob man das "sozial" nennen kann, ist natürlich fraglich. Vielleicht ist es der Instinkt, den uns die Natur mitgegeben hat, um die Art zu erhalten, auch wenn dabei nicht jeder Mensch durchkommt. Aber je mehr Hilfe gegeben wird, umso größer ist die Chance, dass ein Teil überlebt, der groß genug ist, in besseren Zeiten wieder zu prosperieren.

Richtig ist gewiss, dass es Menschen gibt, die auf Härte und Egoismus konditioniert sind, sei es durch Erziehung oder böse Erfahrungen. Oder aber, weil sie genetisch bedingt ein soziales Defizit haben. Das ist aber nicht die Mehrheit.

Das Schwierigste im Leben der Menschen ist, miteinander auszukommen. Sie stehen in permanenten Konflikten. Das beginnt im Inneren - also in der Familie und im Kinderarten - und setzt sich fort im Äußeren - also bis in die lateralen und multilateralen Interessen der Länder dieser Erde. Mit Konflikten umgehen und sie lösen zu müssen hat aber nichts mit "sozialer Kälte" zu tun.

Solange es Menschen gibt, die sich dafür verantwortlich fühlen und auch etwas dafür tun, die Probleme der heutigen Zeit zu lösen, ist der Begriff der "sozialen Kälte" meines Erachtens nicht angebracht. Er taugt zu nicht mehr als zu einer (unglaubwürdigen) Kampfparole, wenn mal wieder eine Wahl ansteht.
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Alt 04.03.2017, 00:46   #8
mimimi
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Soziale Kälte ist offiziell ein gesellschaftstheoretischer Schlüsselbegriff. (Vgl. Christoph Türcke)
Selbst Adorno und Horkheimer haben damals schon mit dem Begriff aktiv gearbeitet, sie sagten, dass die Starken der Gesellschaft, sich aktiv in Kälte panzern müssen.

Das Menschen, anderen Menschen aufgrund von Veranlagung in Not helfen ist
ist pure Tunnelvision und keineswegs Realität und Praxis in unserer Gesellschaft.
Man muss differenzieren, dass zu verallgemeinern ist nicht wirklich weise. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man sich selbst in Not befindet und keiner Hilft. Und Menschen die auf Hilfe angewiesen sind, erhalten nicht so oft Hilfe wie man denkt. Hier herrscht Stolz und Vorurteil.
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Alt 04.03.2017, 01:01   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von mimimi Beitrag anzeigen
Das Menschen, anderen Menschen aufgrund von Veranlagung in Not helfen ist
ist pure Tunnelvision und keineswegs Realität und Praxis in unserer Gesellschaft.
Das stimmt nicht.

Es ist belegt, nämlich genügend beobachtet, dass kleine Kinder anderen Kindern in Notlagen oder auch schon bei einfachsten Bedürfnissen zur Seite springen: Sie helfen, sind fürsorglich, kümmern sich, fühlen mit. Solange man sie noch lässt.

Dieses intuitive Verhalten wird den Kindern jedoch durch Erziehung abtrainiert, und zwar durch das Belohnungssystem: Wenn du etwas Gutes tust, bekommst du auch etwas dafür, ein Bonbon, ein Lob, ein Streicheln über das Haar, eine Urkunde - was auch immer. Irgendwann ist das Kind - oder der Mensch, der dieses Kind einmal war - so konditioniert, nur noch dann etwas Gutes zu tun, wenn es eine Belohnung zu erwarten hat. Damit ist das Kind auf die Stufe eines dressierten Hundes reduziert worden.

Der Mensch ist an sich nicht gut - da widerspreche ich Rousseau -, aber er ist auch nicht an sich schlecht. Er ist als ein soziales Wesen angelegt, mit all seinen Stärken und Schwächen. Er weiß also, dass er allein nicht überleben kann und dass er auf die Hilfe seiner Mitmenschen genauso angewiesen ist, wie andere Menschen auf seine Hilfe angewiesen sind. Das ist jahrtausende alte Erfahrung.

Deshalb wird sich die soziale Ader des Menschen gegenüber der egozentrischen Ader immer durchsetzen. Der einzelne Mensch ist nichts. Und deshalb ist das Belohnungssystem falsch. Richtig ist allein, dass wir einander brauchen und jeder das beiträgt, was er am besten kann.
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Alt 04.03.2017, 01:16   #10
mimimi
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Gut, ok. Gehe ich mit! Macht auch Sinn. Ob er allerdings wirklich so sozial ist weiß ich nicht. Vermutlich trifft das auf die Norm zu. Das Soziale was du jedenfalls Fremden zu schreibst, habe ich definitiv nicht im Leben erfahren.
(Das eigene Verhalten spielt eine Rolle, ich weiß Ilka)

Hier greift wohl auch Birkenbihl. "Wir werden in die Normalität erzogen und gehemmt".

Mensch ist gut und böse. So denke ich gar nicht. Ich denke da eher wie folgt:
Der Mensch ist unerfahren bei Geburt und wird zu dem, was die Erfahrungen aus ihm machen. Darüberhinaus spielen Faktoren wie IQ und EQ noch eine Rolle (Radikalisierungsprozesse erkennen, Verarbeitung und Reflektion von Erfahrung.)
Und Genetik wenns um Pathologie geht. Uvm. Tippen auf Smartphone ist bescheiden.

Lg
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Alt 04.03.2017, 01:38   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von mimimi Beitrag anzeigen
Mensch ist gut und böse. So denke ich gar nicht. Ich denke da eher wie folgt:
Der Mensch ist unerfahren bei Geburt und wird zu dem, was die Erfahrungen aus ihm machen. Darüberhinaus spielen Faktoren wie IQ und EQ noch eine Rolle (Radikalisierungsprozesse erkennen, Verarbeitung und Reflektion von Erfahrung.)
Nach den bisherigen Erkenntnissen liegst du auf ganzer Linie falsch.

"Der Mensch" ist mehr als das Resultat aus drei Faktoren. Ob er bei der Geburt völlig "blank" ist, konnte noch niemand beweisen. Eher kann davon ausgegangen werden, dass gewisse Anlagen vorhanden sind, wenngleich sie erst gefördert werden müssen, um zur Entfaltung zu kommen.

Der "IQ" ist ohnehin ein heikles Thema, weil er als Vorstellung und Begriff existiert, aber als verbindliche Größe nicht erfassbar ist. Ein genialer Schachspieler, der in seiner Disziplin unbesiegbar ist, kann durchaus an seine Grenzen stoßen, wenn er Geld von einem Automaten abheben will oder die Schnürsenkel seiner Schuhe binden muss.

Menschen sind komplexe Wesen, eigentlich Tiere auf einer sehr hohen Stufe, denn sie verfügen über eine hochentwickelte Kommunikation und über etwas, das einzigartig ist: Selbstbewusstsein. Menschen verfügen über ein "Ich". Sie können sich selbst benennen, erkennen sich selbst im Spiegel, haben ein historisches Empfinden, wissen, dass sie sterben müssen und auch ungefähr, ab wann sie mit dem Sterben rechnen müssen. Sie planen, regeln, machen Testamente usw.

Das alles kann nur ein so hochentwickeltes Tier wie der Mensch.

Und gesetzt den Fall, ein Neugeborenes käme wirklich völlig "blanco" zur Welt: Es hätte dennoch an dem Erbe zu tragen, das ihm seine Vorfahren hinterlassen haben. Das kann man naturell, das kann man auch materiell sehen. Oder beides.

Ich bin mir jedenfalls sicher, dass wir mit mehr als nur einem Feigenblatt als Körperbedeckung zur Welt gekommen sind.
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Alt 04.03.2017, 02:02   #12
mimimi
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Ja IQ ist ein heikles Thema und umfasst mehr als Perzeption und betrifft jede Ebene von Wahrnehmung. Fühlen, hören, Tasten, Schmecken, sehen, denken et cetera et cetera. Ein Mensch mit absoluten Gehör wird wohl im Hören hochbegabt sein.
Es sind halt Spektren.

Ich reduziere den Mensch nicht auf drei Sachen.
Bin nur grad nicht am PC. Und Tippfaul.

Ich seh das alles viel differenzierter Ilka.
Dinge wie Liebe und Hass, richtig und falsch, entweder oder, null und eins existieren für mich nicht. Es kann nie etwas vollkommen wahr oder falsch sein. Es gibt immer ein "Und".
Genau wie das Kind illeistisch zum Ich reift. Es kommt nicht blanko zur Welt, nur hat es noch keine Erfahrung sammeln können, als die, die für das Kind im Mutterleib erfahrbar war. Und es wird noch viel verrückter, da das Spermium an sich schon Formen von Bewusstsein besitzen soll. (Wo Erfahrung beginnt)

Aber wie ich bereits schrieb: Tippen am Smartphone ist bescheiden Ilka.

Und du kannst nicht wissen, ob ich in ganzer Linie falsch liege. Einfach aus dem Grund, weil du nicht wissen kannst wer ich bin(als Person)und was ich weiß.
Urteile sind schnell gefällt.

Lg
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Alt 04.03.2017, 02:27   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von mimimi Beitrag anzeigen
Ja IQ ist ein heikles Thema und umfasst mehr als Perzeption und betrifft jede Ebene von Wahrnehmung. Fühlen, hören, Tasten, Schmecken, sehen, denken et cetera et cetera. Ein Mensch mit absoluten Gehör wird wohl im Hören hochbegabt sein.
Es sind halt Spektren.
Es ist viel mehr als das. Der IQ ist auch eine Frage des Wo und der Bedingungen. Mit "Spektren" hat das nichts zu tun.

Wenn du dich nach einem Flugzeugabsturz in einer völlig fremden Welt siehst, nämlich im südamerikanischen Dschungel, auf den du nicht konditioniert bist, aber in dem du dich trotzdem durchschlägst, könnte das mit Intelligenz zu tun haben. Aber du müsstest sie erst analog zu den neuen Bedingungen entwickeln, während ein Einheimischer sie bereits hätte, weil er in seiner vertrauten Umgebung wäre. Wenn du nicht genügend Intelligenz besitzt, um mit dieser neuen Konfrontation ferig zu werden, krepierst du. So einfach funktioniert das in dieser Welt: Manche schaffen es, aber viele krepieren.

Letztendlich gehört auch Glück dazu - manche Menschen nennen es Schicksal. Es gab einmal ein Mädchen, das nach einem Flugzeugabsturz als einzige Überlebende zwei Wochen lang durch den südamerikanischen Dschungel irrte, bis es entdeckt und gerettet wurde. Das war aber nur möglich gewesen, weil dieses Mädchen leben wollte und sich an die Umwelt angepasst hatte. Da fallen Intelligenz, Glück und Schicksal eben zusammen - nach unseren Gesichtspunkten hätte dieses Kind keine Chance gehabt.
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Alt 04.03.2017, 03:07   #14
mimimi
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Doch Ilka, hat was mit nem Spektrum oder aber auch mit Skalen zu tun. Wir reden glaub aneinander vorbei.

Die Ausgabe erfolgt mittels Diagrammen. Die Norm der sozialen Masse, die relativ ohne Reibung durchs Leben kommt, steht für ein neurotypisches Spektrum. Von solchen Schubladen halte ich nichts, aber darauf wirds wohl hinaus laufen.

Für Handlungskompetenz gibts ne Skala, für Konfliktbewältigung(Zeit)...
Ich müsste jetzt so viel aufzählen.
Der WIE-Test (ehemals HAWIE) soll wohl der Zuverlässigste sein, wenns um Bestimmung geht.

Adrenalin, Stress etc. verändert unter anderem die Metabolismen im Hirn, was für eine gesteigerte Durchblutung sorgt, sprich: Leistungssteigerung. Der Körper zieht ja das Blut dahin, wo der Körper es braucht. Weswegen man müde nachm Essen wird. Blut wird in die Körpermitte geleitet, da Sauerstoff dem Hirn entzogen wird. (Gähnen als Kompensation um Sauerstoff zuzuführen, stand 2010)

Auch wird das vegetative NS in Richtung Sympathikus angeregt. Was auch gefühlsverstärkend wirkt (Angst/Panik), und grundsätzlich verändert sich efferenz und afferenz(Neurologie), vasodillatation und konstriktion.
Ne ganze Reihe jedenfalls sorgt dafür, dass man in der Not schlauer und wendiger wird. Außerdem herrscht nen synaptisches Feuerwerk.
Entscheidend ist der Wille. Gibt ja auch den Film "127 Stunden".
Und noch ganz andere Geschichten, wie von dir, wo Menschen Großes, fast Unmögliches vollbringen.

Ich will nicht sagen, dass du unrecht hast, im Gegenteil, wir können uns ja gegenseitig erleuchten. Was auch viel schlauer wäre, anstatt sich über Recht-haben zu streiten.

Was du sagst ergibt ja Sinn. Trotzdem ergibt die Summation einer bestimmten Anzahl von Eigenschaften immer ein komplexes und individuelles Profil.
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Alt 04.03.2017, 11:54   #15
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Niederen

Liebe Ilka-Maria,
wenn man in vierzig Jahren Schulehalten immer wieder Kindern begegnet ist, die Lehrkräften nur mitteilen konnten, dass beispielsweise eine Mutter nicht in der Lage war, ein Kind für eine sehr gute Schulleistung zu umarmen oder auch nur zu loben und dazu ein Vater, den das schlichtweg nicht interessiert hat, dann muss ich schon von "sozialer Kälte" sprechen. Diese Eltern hätten die Pflicht gehabt, positiv zu wirken - und konnten sich kaum auf eine selbst missglückte Sozialisation zurückziehen. Ich habe dann immer versucht, die Eltern im Gespräch auf eine positive Motivation hinzuführen. Das gelang mir oft, weil manche Erziehungsberechtigten einfach gedankenlos oder zu sehr mit ihrer eigenen Person beschäftigt zugange waren.
Wenn diesen Begriff Ideologen als Kampfbegriff missbrauchen mag das schlimm sein. Es ändert aber nichts an der Tatsache des Liebesverlustes - oder gar des Liebensentzugs, dem "die Niederen" dann ausgeliefert waren oder sind.
Beste Grüße H. H. Karg
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Alt 04.03.2017, 12:04   #16
weiblich Ilka-Maria
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Ich verstehe, was du meinst, Hans. Ich würde dieses Verhalten aber nicht als "soziale Kälte " bezeichnen, sondern eher jeden Einzelfall für sich sehen, beurteilen und benennen. "Soziale Kälte" ist und bleibt nun mal ein politisch missbrauchter Begriff, der viel zu pauschal ist, weil er in der Regel eine ganze Gesellschaft einbezieht und vor allem mit einer kapitalistischen Wirtschaft verknüpft wird.

Übrigens habe ich den von dir geschilderten Fall auch schon anders herum erfahren. Ich hatte mal einem Jungen Nachhilfe in Englisch gegeben, und die Eltern waren sehr um Motivation bemüht. Als der Junge dann in einer Klassenarbeit statt einer Fünf oder Sechs plötzlich eine Eins hatte und auch die zweite Arbeit gut ausfiel, kam von der Lehrerin nicht ein einziges anerkennendes Wort oder eine Frage, wie der sonderbare Wandel zustande kam. Die Folge war, dass der Junge das Lernen wieder aufgab und sich mit schlechten Noten abfand.
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Alt 04.03.2017, 12:43   #17
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Niederen

Liebe Ilka-Maria,
diesen zweiten Fall habe ich natürlich auch mehrfach erlebt. "Soziale Kälte" sah ich immer dann (und das waren eben nicht nur wenige Einzelfälle), wenn mir Erziehungsberechtigte auf meine Hilfsangebote beispielsweise geantwortet haben: "Gut ist, was hart macht! Der muss doch für sich selbst lernen!" oder "Der muss lernen, dass er damit fertig wird, wenn er kein Lob bekommt!" Da schaudert es mich noch heute, wenn ich an solche Schlimmsätze denke!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 04.03.2017, 13:58   #18
Thing
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Standard Lieber Dr.Karg -

Ich hätte sie anders genannt. Nämlich

Die Benachteiligten



Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 04.03.2017, 14:46   #19
mimimi
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
... kam von der Lehrerin nicht ein einziges anerkennendes Wort oder eine Frage, wie der sonderbare Wandel zustande kam. Die Folge war, dass der Junge das Lernen wieder aufgab und sich mit schlechten Noten abfand.
Das kenne ich auch. Weil ich als Kind sehr lethargisch war, schlug mich der Lehrer in der Grundschule mit dem Schlüsselbund als Strafe aufm Kopf, auf weiteren Bildungswegen wurde ich für gute Leistungen nach schlechten Leistungen auch nicht gelobt. Damals hatte ich eine recht starke Rechtschreibschwäche, die schüttelten alle nur mit dem Kopf und es folgte Strafe und "Soziale Kälte".

Ein Lehrer schrieb meinen Eltern mal einen Brief, wo drin stand: "Trotz der einen guten Leistung betrachte ich Ihren Sohn dennoch für einen hoffnungslosen Fall". Nach den Brief habe ich den derart provoziert (weils weh tat), dass er handgreiflich wurde.

Den Sinn für Bildung habe ich erst in den Mitzwanzigern erkannt. Habe das Abi auf Vollzeit bei super Lehrern begonnen. War dann auch Klassenbester mit 1,0. Habe allerdings abgebrochen, weil ich mich fürs Studium bewerben wollte, da es ab dem 30. Lebensjahr kein Bafög mehr gibt.
Dort habe ich dann die Aufnahme ohne Abi mit 1,0 und Auszeichnung bestanden und wurde ohne Abitur aufgenommen. Dort lief es dann auch hervorragend, ich wurde sehr gefördert und stand kurz davor einen eigenen Kurs zu bekommen, was von der Stura mitgefördert werden sollte. Irgendwann kam dann der geschäftsführende Professor aus seinem späten Auslandsaufenthalt, dem das gar nicht passte und der meinte dann halt: "Ich muss den jetzt die Flügel stutzen".

Ich war jahrelang der Schulversager und habe für einen Schüler, die wohl schlimmsten Sachen von Lehrern gehört, was sogar bis zum Lehrermobbing reichte. Will mich nicht als Opfer darstellen, mein Verhalten hatte ja auch Gründe, ich war kein einfacher Schüler.
War unterfordert, machte viel Stress, provozierte, testete und verweigerte viel. Ruhig wurde ich erst als ich "mehr" Aufgaben und "mehr" Verantwortung bekam.

Aber Hilfe in der Not und soziale "Kälte" respektive bewusst gesteuerte Repression waren der beste Freund. Ich kenne es gar nicht anders.

Das ist jetzt alles vorbei, habe ein Kulturstipendium und mein Leben bestand wohl aus 70% darin, soziale "Kälte" zu erfahren was sich vor allem im Bildungsystem manifertierte. Denn meine schulische Laufbahn war eine Katastrophe und nach den ganzen Jahre habe ich stets das Gefühl, einer der "Niederen" zu sein, dass geht auch nicht weg.

Wenn jetzt jemand schreibt das Menschen sich in voller Güte und Warmherzigkeit gegenseitig helfen, fühle ich mich halt richtig verarscht.
Denk mir dann: dass der keinen Plan vom Leben hat, oder das dem der Arsch über Jahre gepudert wurde.

Und ab von Schule: wenn man immer mit bester Intention gibt, weil mans gut meint, man aber nur auf "Kälte" stößt, dann prägt sich das Bild vom Mensch ganz schnell zum widerwertigen Zweibeiner.

lg
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Alt 04.03.2017, 15:46   #20
weiblich Ilka-Maria
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Lieber mimimi,

was du erfahren hast, hat weniger mit "sozialer Kälte", als vielmehr mit Machtmissbrauch zu tun. Nicht die Kälte ist sozial - wie sollte das überhaupt gehen, das ist ja ein Widerspruch -, sondern die Pädagogen, denen du ausgeliefert warst, hatten soziale Defizite und waren für ihren Beruf ganz offensichtlich nicht geeignet.

Ich hatte didaktisch und pädagogisch fast ausnahmslos gute Lehrer. Kaum einer von ihnen missbrauchte seine Autorität oder gab einen Schüler auf, der in einem Fach nicht recht mitkam oder ein sprachliches Handicap hatte.

Es gehört eben auch Glück dazu, Lehrer zu bekommen, die ihren Beruf aus Leidenschaft ausüben.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2017, 16:05   #21
mimimi
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Ich gebe Dir ja völlig recht Ilka mit der sozialen Kälte. Deswegen schrieb ich ja auch: "gesellschaftstheoretischer Schlüsselbegriff".

Sei froh, wenn du alles hattest.
Ich freue mich für jeden, bei dem das so war.

:-)

lg
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Alt 05.03.2017, 15:39   #22
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Niederen

Liebe Ilka-Maria, liebe Thing,
hätte ich von den BENACHTEILIGTEN geschrieben, käme mir der NIEDRIGMACHEN durch die soziale Kälte zu wenig zum Zug. Benachteiligte könnten ja auch Menschen mt einem niedrigen IQ sein.
Die hier von mir gemeinten NIEDEREN sind jene, die durch Sozialprozesse in die Niedrigkeit hineinsozialisiert worden sind. Und das ist inhuman, mitunter auch vorsätzlich inhuman.
Herzliche Grüße EUCH!
H. H. Karg
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