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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 07.04.2010, 22:22   #1
K2K
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 33
Beiträge: 2

Standard Eden Ahoi!

Eden Ahoi!

Es ist sehr komisch. Die Muse der Poesie haucht mich immer nur dann an, wenn es mir dreckig geht. Kennt das vielleicht jemand? Wenn man ganz traurig, depressiv, verletzt, kaputt oder zerstört ist sprudelt es einfach so heraus. Die Worte wandern durch mein Rückenmark in mein Hirn hinein, es verarbeitet die Worte und schickt sie dann weiter in meine Hände und von meinen Händen auf das Papier.
Ich habe darüber reiflich nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es genau daran liegt beziehungsweise, dass es genau daran liegen könnte. Es könnte am denken liegen. Ich denke niemals so viel nach, wenn ich glücklich bin. Daran könnte es liegen, wieso ich seid fast 2 Jahren nichts mehr geschrieben habe und wenn ich es getan habe war es schlecht.
Schreiben ist das größte Talent, das ich habe. Sonst kann ich eigentlich nichts. Es macht mich glücklich schreiben zu können.
Das ist paradox, nicht wahr? Ich kann nur schreiben, wenn ich unglücklich bin, doch wenn ich geschrieben habe bin ich glücklich. Vielleicht finde ich deshalb alles was ich geschrieben habe schlecht, weil ich danach glücklich bin.
Noch viel paradoxer jedoch ist, dass ich nachdem ich beim Schreiben glücklich war wieder traurig und deprimiert bin, weil es schlecht ist, daraufhin könnte ich wieder und wieder schreiben und es würde sich wieder und wieder widerholen.
Ich schließe daraus selbst, dass mein größtes Talent mich kaputt macht. Man könnte daraus jedoch auch schließen, dass ich mich selbst kaputt mache.
Ich glaube ihr fragt euch nun welcher kranke Kopf sich so etwas antun kann, tja, das bin ich.
Ich weiß nicht wie viel ihr über mich wissen müsst und ich weiß nicht, wie viel euch von mir interessiert. Eventuell interessiert euch gar nichts, aber ich werde euch damit belästigen, denn ich hab euch schließlich nicht dazu gezwungen zu lesen.
Wer ich also bin. Ich bin nicht normal, das weiß ich. Ich habe einen Hang dazu mich selbst zu verletzen, nicht körperlich, aber psychisch. Was nun die schlimmere Variante ist weiß ich auch nicht, dass muss jeder für sich selbst wissen. Wieder paradox, hm?
Was könnte noch von Belang sein? Mein Alter vielleicht? Okay, ich sag‘s euch, ich bin zu jung zum Sterben und zu deprimiert um zu leben, eventuell könnt ihr euch nun ein Bild meines Alters machen - ich verrat‘s euch nicht.
Ich denke mehr braucht ihr über mich persönlich nicht zu wissen.
Na gut, vielleicht solltet ihr wissen, das es grade dunkel ist und ich auf einer Brücke über einer gut befahrenen Autobahn sitze und das grade alles in Echtzeit aufschreibe, „at the moment“ quasi.
Jetzt wollt ihr sicher wissen, wieso grade DAS wichtig ist für meine Persönlichkeit. Tja, dass kann ich euch sagen, ich bin nämlich grade dabei hinunter zu springen.
Ich dachte, dass ich das alles lieber aufschreiben sollte, mehr oder weniger als „Abschiedsbrief“ aber irgendwie bekommt es nicht so den Touch.
Okay, ich hab gelogen, es gibt noch etwas, dass ihr wissen solltet.
Also, ich bin ein Feigling.
Es hört sich ziemlich dramatisch an, dass ich jetzt auf dieser Brücke sitze, aber das ist es nicht. Ich sitz hier schon länger und auch öfter, aber auch nur, wenn es dunkel ist.
Anders wäre es heut zu tage gar nicht mehr möglich ungestört auf einer Brücke zu sitzen und dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Wenn man hier sitzt und die Beine baumeln lässt streckt man dem Tod sozusagen die Zunge raus und schreit „Du kannst mich mal“.
Das brauch ich ab und zu. Doch heute bin ich nicht hier, um dem Tod zu sagen, dass er mich mal kann, ich bin heute hier, um mich bei ihm zu entschuldigen und um einem Fensterplatz im Flugzeug Richtung Himmel zu buchen.
So „Last minute“ mäßig. Nach dem Motto „Ich hab heut nichts Besseres zu tun, ist so ein schöner Tag, ab nach Eden“.
Aber irgendwie möchte das nicht so ganz funktionieren.
Ich bin nicht risikobereit genug. Wenn ich die Augen schließe und mir denke „Jetzt lässt du los, lass dich einfach hinab gleiten, den Rest machen der Asphalt und die Autos schon“ halt ich mich gleich am Gerüst fest.
Ich bin eben ein Mensch, der auf Nummer sicher geht. Jedes mal, bevor ich das Haus verlasse, um auf die Brücke zu klettern und mich fallen zu lassen, schaue ich, ob Herd und Kamin aus sind und das Bügeleisen - könnte ja was passieren während ich im Flugzeug nach Eden sitze.
So ist es auch hier auf der Brücke, wenn ich loslassen will und nach vorn kippen möchte klammer ich mich sofort wieder an das Gerüst. Ich mein, wenn ich runterfliegen würde, würde mir ja etwas passieren und das wäre nicht mehr „Nummer-sicher“.
Versteht ihr nun mein Dilemma?
Ich bin zu Deprimiert, um zu leben, zu jung, um von selbst zu sterben und ein zu großer Sicherheitsfanatiker, um mich selbst zu töten.
Ihr fasst euch grade sicher an den Kopf und denkt „Hast du sonst keine Probleme?“
Ein klares Doch, hab ich.
Ich fühl mich obendrein nämlich noch gut von jemandem verarscht, den ich sehr gut kennen gelernt habe in den letzten Jahren, und zwar vom Leben.
Wozu hat man mir mein Leben gegeben, wenn dort eh nur steine im Weg liegen? Ich hab das Gefühl ich kam als Bergarbeiter auf die Welt, als einer ohne Werkzeug.
Ich denk mal ihr alle wisst wie scheiße es ist ohne Schippe zu graben, dann überlegt mal wie scheiße es ist Steine mit bloßen Händen kaputt zu schlagen.
Aber das bringt alles nichts. Wahrscheinlich werde ich heute, wie jeden Morgen, wieder von der Brücke steigen, diese Blätter nehmen und einheften.
Ich werde nachhause gehen, in mein Bett fallen, ein paar Stunden schlafen, warten bis es dunkel ist und wieder zu dieser Brücke gehen, auf dem Gerüst sitzen, die Beine baumeln lassen und schreiben.

Grade als ich über das Gerüst klettern wollte, bin ich ausgerutscht. Ich hab mich mit einer Hand festgehalten. Ich hab gestrampelt und versucht mich hochzuziehen, aber dann wurde mir plötzlich etwas klar.
Mit den Worten „Eden ahoi“ hab ich das Gerüst losgelassen und bin in mein verderben gefallen.


K2K
27.02.10


Ich wusste nicht wirklich in welche Rubrik das kommt, deshalb ist es nun hier.
Falls es falsch war bitte verschieben.

Konstruktive Kritik wäre nett. ^^
K2K ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2010, 02:16   #2
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Ich glaube ihr fragt euch nun welcher kranke Kopf sich so etwas antun kann,
Nee, das frage ich mich nicht. Es ist nicht krank, nur kompliziert, und das kennt doch jeder.

Zitat:
Ich fühl mich obendrein nämlich noch gut von jemandem verarscht, den ich sehr gut kennen gelernt habe in den letzten Jahren, und zwar vom Leben.
Das ist doch gut, das Leben versteht wenigstens Spaß. Mit dem Tod ist das ganz anders, der verarscht nicht im geringsten.

Deine Geschichte ist ganz gut erzählt, aber ich mag diese "Aussteiger"-Mentalität nicht: ... und dann bin ich gesprungen ... / ... habe ich losgelassen ... / ... bin in mein Verderben gefallen ... / usw. (Das bezieht sich nicht allein auf Deine Geschichte, sondern auf ein paar andere, die ich jüngst hier gelesen habe.)

Das ist mir zu billig.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.04.2010, 02:08   #3
MarlonBrando
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 38
Beiträge: 1

Es gibt nunmal Menschen, die in dieser Gefühlswelt gefangen sind.. und ich finde dich billig, wie du sitzt und anscheinend denkst du seist etwas besseres, nur weil du andere Probleme hast..

Ich selbst habe schon offt über Selbstmord nachgedacht und kann den Autor gut verstehen.

ich war auch 13..der erste Liebeskummer und so weiter..Eltern, Streit, Pubertät, Unzufriedenheit, Neid..usw..
angefangen habe ich mit einer aufgeschnittenen red bull dose..das hat gekrazt und nicht zu sehr geblutet...
dann der erste selbstmordversuch mit sicherheitsnadel..besseres "werkzeug" musste her... also mit 14
den ersten rasierer zerstört um an die klinge zu kommen.. das sanft juckende gefühl, wenn die HAut
zerschnitten wird..und das warme blut... es wird zur Sucht.. es ist gefährlich... an meinem absoluten tiefpunkt
habe ich mir meinen komplettenunterarm angeritzt und längs einen Tiefen Schnitt in der Hoffnung auf die Pulsader..
Treffer...aber dann..wie in Trance druckverband und die Blutung gestillt... am nächsten Tag wollte ich mit den
Schnitten und zukünftigen narben nicht mehr leben... zur Autobahnbrücke... aber zum Glück nie gesprungen...
danach ging's aufwärts..erneut liebeskummer, aber neue Freunde..ich wollte mir mein späteres Leben nicht mit
hässlichen Narben versaun...die übriggebliebenen sind schlimm genug... ich habe es aus dem teufelskreis geschafft
und ich bin wahnsinnig stolz drauf, denn ich weis wie schwer es ist...
wo ein paar tagen die trennung von meiner großen liebe nach 2 Jahren Beziehung...mein Lebenssinn ist weg,
aber ich mache weiter, denn ich hab Freunde, Ziele... und für das lohnt es sich immer weiter zu machen..
denn manchmal sind auch kleine Dinge schön!

Vorallem gibt es Menschen, die einen brauchen, selbst wenn einem das nicht einmal beswusst zu sein scheint.

Ich finde deinen Text sehr traurig, denn er spiegelt genau meine Gefühle, die ich damals hatte wieder. Ich hoffe du schaffst den Sprung nach vorne, in ein glücklicheres !!LEBEN!!

Liebe Grüße
MarlonBrando ist offline   Mit Zitat antworten
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