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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 13.05.2010, 12:09   #1
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Standard Vögel

Vögel

Von der roten Sandsteinbrücke
führt hinab zum trägen Fluß
steil und steinern eine Treppe,
und wer langsam hohe Stufen
abwärts steigt, der sieht sie lauern
auf den Simsen, aus den Nischen:
die Vögel.

Schwarz sind sie, auch grau und bräunlich,
völlig weiß und auch gefleckt;
über spitzen schwarzen Schnäbeln
funkeln dunkle Vogelaugen;
alle scheinen sie gekommen
zu nem ganz bestimmten Zweck
und warten.

Dann, auf einmal, kommt Bewegung
in die Schar, und auf der Stelle
tänzeln Krallenfüßchen, denn,
unten längs des Uferweges
tauchte auf, worauf geduldig
sie so lang gewartet haben:
ein Mann.

Immer noch – ganz leise gurrend –
harren sie auf ihren Plätzen
und bespähen voller Spannung
diesen Mann, der reglos steht,
Faust erhoben überm Kopf;
ihm zu Füßen vor der Treppe :
ein Quadrat.

Dann, urplötzlich saust sie nieder,
seine Hand, und hagelgleich
prasselt aufs Quadrat das Futter.
Schrille Schreie, wildes Flattern,
kreischend hebt vom Kai die dunkle
Wolke Vogelleiber ab,
steigt und

dreht und stürzt vom Himmel,
landet auf dem Steinquadrat.
Gierig picken sie dort Körner
auf vom Boden, drängeln, hacken,
rudern rüde mit den Flügeln,
fliehen – einen Happen fest
im Schnabel.

Steinern steht der Mann noch immer
am Quadrat und stemmt die Arme
angewinkelt in die Seiten;
steht mit breiten Beinen, lächelnd,
sieht, was er, wie jeden Tag,
stets zur gleichen Zeit mal wieder
angerichtet hat.
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.05.2010, 20:42   #2
weiblich Sophia-Fatima
 
Benutzerbild von Sophia-Fatima
 
Dabei seit: 05/2010
Ort: Zarrentin am Schaalsee (Mecklenburg Vorpommern)
Beiträge: 315

Standard Spannend

Hi Friedrich,

Spannend erzählt, und es macht Spaß den genauen Beobachtungen des Verhaltens der Vögel zu folgen.

Gern gelesen!

Mit lieben Grüßen
Sophia-Fatima
Sophia-Fatima ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2010, 13:19   #3
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Risiko,

Zitat:
Du magst wohl keine Reime, obwohl ein Gedicht dadurch an Wert noch gewinnen kann.
Reime sind nicht alles! Worum es doch letztlich bei Dichtung geht, ist, die eigene schöne Sprache zu finden, um etwas ursprünglich Erfahrenes oder Intelligentes auszudrücken. Ich konzentriere mich im Moment mehr darauf, einen schönen - gleichmäßigen und doch nicht gleichförmigen - Rhythmus zu finden und dazu das richtige Wort (le mot propre).

Die Geschichte mit den Vögeln habe ich selbst vor Jahren erlebt und sie mir damals in Prosa aufgeschrieben. Nun habe ich versucht, das Erlebnis in sieben Strophen zu jeweils sieben Zeilen in einer Art "Hitchcock-Dramaturgie" wiederzugeben.

Mit liebem Gruß

Friedrich



Hallo Sophia-Fatima

danke für Deinen wohlwollenden Kommentar.

Liebe Grüße

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
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