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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 25.04.2006, 17:58   #1
rattentod
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Beiträge: 487

Standard jahrmarkt

Jahrmarkt


I

Hereinspaziert,
hereinspaziert!

Sehen sie!
Hören sie!
Fühlen sie!
Staunen sie!

Der Tierische Mensch,
das Menschliche Tier!

Lassen sie sich verzaubern:
Affen, Mandeln, Riesenräder!

Der Eintritt
ist fast frei!
Ein wenig Herz,
ein wenig Hirn,
ein wenig Geld
und Menschlichkeit.

Hereinspaziert,
hereinspaziert!

Und während
der Stelzbeinige
unter dem Zylinder
seine Runden dreht
füllt sich der Platz

Das Schauspiel
kann beginnen...


II

Die Neugierige Kreatur
geht tiefer nun hinein.

Zuerst ein Wenig Zuckerwatte.
Handfeste süsse Wolke,
die den Mund verklebt
und die Hände,
während sie sich
lachend
in Zahn und Hirn frisst.

Die fröhlich betäubte Kreatur
schreitet nun zur ersten Attraktion.


III

Los geht der Ritt
und auf und nieder.

Runde um Runde.

Und zwischendurch
gehts überdacht.
Schaurig beleuchtet
allerlei grausig Getier:
Spinnen, Schlangen,
Ratten, Wölfe,
Menschen...
...tot.
Wachsfiguren?

Mal kopfüber,
mal im steilen Fall.
Die Lichter verschmelzen
zu langen Strängen
und schwimmen
auf dem Kreischen der Musik

Die benommene Kreatur
stolpert weiter.


IV

Seht her!
Das letzte Exemplar!

Wie grimmig es ausschaut.
Nicht schön -
- aber halt so selten...

Und macht fast ein wenig traurig
wenn man es schafft
über die Köpfe der anderen hinweg
bis auf seine Pfoten zu schauen
mit denen es im eignen Kot
auf nacktem Stein steht
keinen Platz zu liegen hat.

Aus den Wäldern
im Süden
jenseits des Ozeans.

Kommt nur herbei!
Gafft schön!

Was es für große Zähne hat!
Und Klauen!
Und wie es stark ist.
Zum Glück leider ungebrochen...

Die beeindruckte Kreatur
zieht abermals weiter.


V

Die Trinkhalle
mit schallender Musik.
So sehr zu laut,
dass in den ersten Minuten
die Ohren verzweifelt kreischen.

Primitivität
versucht man
um sich herum
nun gießend wegzuspülen.

Es regnet unter der Decke.
Kaum auszuhalten
wie die Tropfen
mehr Bier und Schweiß
als klares Wasser
bitter salzig
zwischen Tanzenden
und singenden
auf den geschundenen Schädel peitschen.

Die Luft wird eng
das Hemd klebt feucht.

Die zermürbte Kreatur
sucht Erlass im Freien.


VI

Schnell hinauf
aufs Riesenrad.
Schnell genug, dass
man sich nicht
im Wirbel wabernder Langsamkeit
bekotzt.

Was muss da oben
der Wind schön pusten.
Soll trocknen
wie ein Föhn
und verwehn
was einem unten
wiederfahren ist.

Aber die Aussicht
verspricht keine Heilung.
Erst das Schaukeln
über der Lichtergosse.
Und dann sieht man das Tier.
Riesengroß,
schwarz, behaart
liegt es Gliederlos und ohne Augen
um sich beißend.

Die frierende Kreatur
wankt Richtung Ausgang.


VII

Ein letztes mal noch.
Das Spiegellabyrinth.
In Hoffnungsvoller Erwartung
sich nach all der Verzerrung
am wenn auch angeschlagnen
eignen Ich
aufbauen zu können.

Doch weit gefehlt!
Jede Wand ist eine Qual.

Man geht so krumm.
Alles scheint haariger.
Ist der Schädel länger geworden?

Nicht zu viel
ward am Eingang versprochen.
Eher zu wneig noch.

Lustvolle Entfremdung
bis zum Ich-Verlust.

Die gequälte Kreatur
heult und zuckt

stirbt letztlich hin
im eigenen Erbrochenen.
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Alt 25.04.2006, 21:11   #2
rattentod
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Alt 25.04.2006, 21:13   #3
rattentod
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Alt 25.04.2006, 22:05   #4
rattentod
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