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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 18.10.2020, 16:51   #1
männlich Wrangel
 
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Standard edvard munch und kafka

edvard munch und Kafka
Wachten auf
Und
Rieben sich verwundert
Die Augen

Rund hundert Jahre Schlaf


Und die Welt war gekrönt
Gerade so
Wie von Ihnen erträumt
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Alt 20.10.2020, 07:06   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Wrangel,

zu diesem Statement von dir würde ich gerne Hintergründe wissen, denn für mich erschließt sich hier nicht nur kein Sinn (was die Aussage des Textes am Schluss:

Zitat:
Und die Welt war gekrönt
Gerade so
Wie von Ihnen erträumt
betrifft),
sondern echt überhaupt nichts. Kannst du mich aufklären, was du hier ausdrücken wolltest und um was es dir eigentlich geht?

Schöne Grüße
DieSilbermöwe

Geändert von DieSilbermöwe (20.10.2020 um 12:20 Uhr)
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Alt 21.10.2020, 13:25   #3
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Beiträge: 9

edvard munch und Kafka

-------------
Edvard Munchs Gemälde "Der Schrei" ist allgemein bekannt. Die Themen Angst, Krankheit, Depression sind Schwerpunkte in seinem Werk. Franz Kafka hat in seinen Romanen "Der Prozess und "Das Schloss" eine seelenlose Bürokratie geschildert - denunziativ und zermalmend ("Der Prozess"), unerreichbar, selbstgefällig und sakrosankt ("Das Schloss").
-------------

Wachten auf
Und
Rieben sich verwundert
Die Augen

Rund hundert Jahre Schlaf

---------
Würden die beiden nach ihrem hundertjährigen Todesschlaf heute erwachen, würden sie sich wundern,
wie allumgreifend ihre Themen "Angst" und "Bürokratie" das aktuelle Leben beherrschen.
---------


Und die Welt war gekrönt
Gerade so
Wie von Ihnen erträumt

--------------
Und die Welt = unsere Zeit jetzt
Gekrönt = mit Corona "geschmückt". Ironisierend gemeint.

... erträumt = ironisierend für ersonnen
Angst, Depression, Denunziation und bürokratischer Eifer finden sich heute allerorten - wie von Kafka und Munch in Wort und Bild ersonnen... Aktuell jedoch als Massenphänomen.
----------------
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Alt 22.10.2020, 08:40   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Wrangel,

erst mal vielen Dank für die ausführlichere Antwort - die mich allerdings nicht restlos zufriedenstellt.

Warum sollten sich die beiden wundern, wenn sie das doch schon damals so gesehen haben?

Franz Kafka erkrankte übrigens an der Spanischen Grippe, die zwischen 1918 und 1920 grassierte und wo alles eigentlich genauso gemacht wurde mit Masken etc. wie heutzutage. Auch Schulen schließen usw. Nur Abstand halten, davon wusste man damals nichts...Aber er hat die Welt während einer Pandemie schon erlebt.

Was, du mit dem Text beweisen willst, ist mir nach wie vor nicht so wirklich klar.

Schöne Grüße
DieSilbermöwe
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Alt 22.10.2020, 09:34   #5
weiblich Ilka-Maria
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Liebe Silbermöwe, vielleicht versuchst du es mal in Richtung "Gesichtslosigkeit". Da kann man Kafka und Munch durchaus in Verbindung bringen. Es geht um die Entpersönlichung des Menschen in einer Gesellschaft, die er zunehmend als absurd erlebt. Vielleicht ist das heute mehr denn je der Fall: Auf der einen Seite will jeder Mensch seine eigene Persönlichkeit "entfalten", legt also Wert auf größtmögliche Individulalität und "Authentizität" (was immer das sein soll); auf der anderen Seite wird das Verlangen nach "Gleichbehandlung" und nach Rückkehr ethischer Werte immer lauter.

Kafkas Figuren nehmen beobachtend wahr, was mit ihnen geschieht, ohne eine Erklärung dafür zu finden. Munchs Figuren fühlen sich nicht wahrgenommen (sie haben keine Gesichter), und letztendlich äußert sich ihre Hilflosigkeit in einem verzweifelten Schrei. Ein Bild, das übrigens in dem Film "Der Tag der Heuschrecke" adaptiert wurde, als einer der Protagonisten beim Ausbruch einer Massenpanik einen verzweifelten Schrei ausstößt, den die Kamera im Close-up zeigt.
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Alt 22.10.2020, 13:59   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Liebe Ilka,

danke für die Erklärung.

Ich kenne das Bild "Der Schrei". Aber die Person auf dem Bild hat doch ein Gesicht. Und ich las mal, dass es auf dem Bild die Natur sein soll, die schreit.

Ich muss mal darüber nachdenken. Etwas von der philosophischen Seite zu betrachten, liegt mir nicht so sehr, ich sehe eher alles pragmatisch.

Auf alle Fälle finde ich den Gedankenanstoß von Wrangel interessant, sonst würde mich das nicht beschäftigen.

LG DieSilbermöwe
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Alt 22.10.2020, 15:35   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich kenne das Bild "Der Schrei". Aber die Person auf dem Bild hat doch ein Gesicht. Und ich las mal, dass es auf dem Bild die Natur sein soll, die schreit.
Okay, ich drücke es präziser aus: Munch deutet in den meisten seiner Gemälde Gesichter nur an, oft malt er Personen von der Rückseite, auch damit umgeht er den Blick des Betrachters in ein Gesicht. Auf dem Bild "Der Schrei" sehe ich auch kein Gesicht, sondern nur Löcher ... Hohlräume. Abgesehen von dem geöffneten Mund bleibt das "Gesicht" völlig ausdruckslos, da eines der stärksten Ausdrucksmittel in der Körpersprache, die Augen, quasi nicht vorhanden sind.

Wrangels Erklärung ist für mich auch völlig in Ordnung.
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Alt 22.10.2020, 18:20   #8
männlich Wrangel
 
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Hallo Silbermöwe,

Du fragst mich:
"Was, du mit dem Text beweisen willst, ist mir nach wie vor nicht so wirklich klar."

Beweisen wollte ich mit dem Text eigentlich nichts.

Ich wollte nur Stimmungen und Entwicklungen einfangen, die ich wahrnehme:
Einerseits das Aufsgeliefertsein an eine seelenlose Bürokratie. Das verbinde ich mit Kafka. Und andererseits spüre ich unter den Menschen eine Angst und Depressivität, die Edvard Munch in vielen seiner Bilder ausdrückt.
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Alt 22.10.2020, 18:24   #9
männlich Wrangel
 
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Hallo Ilka,

Gesichtslosigkeit ist in der Tat ein Aspekt, der eine Rolle spielt.
Gesichtslos ist das Virus.
Gesichtslos sind die Menschen mit ihren Masken geworden.

Allerdings habe ich das beim Verfrassen des Kurzgedichts nicht bewusst mit Edvard Munch verknüpft, obwohl es zutrifft. Er malt Personen, besser Figuren, oft maskenhaft.
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Alt 23.10.2020, 13:10   #10
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Zitat von Wrangel Beitrag anzeigen
Hallo Silbermöwe,

Du fragst mich:
"Was, du mit dem Text beweisen willst, ist mir nach wie vor nicht so wirklich klar."

Beweisen wollte ich mit dem Text eigentlich nichts.

Ich wollte nur Stimmungen und Entwicklungen einfangen, die ich wahrnehme:
Einerseits das Aufsgeliefertsein an eine seelenlose Bürokratie. Das verbinde ich mit Kafka. Und andererseits spüre ich unter den Menschen eine Angst und Depressivität, die Edvard Munch in vielen seiner Bilder ausdrückt.
Hallo Wrangel,

so allmählich beginne ich zu verstehen (danke für deine Geduld). Du scheinst feine Antennen zu haben in Bezug auf die Wahrnehmung anderer.

LG DieSilbermöwe
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