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Schreibwerkstatt / Hilfe Gedichte und diverse Texte, an denen noch gefeilt werden muss.

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Alt 04.09.2010, 18:43   #1
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Standard Würdet ihr das weiterlesen?

Hallo an alle!

Nun, wer gern liest und schreibt, träumt nicht selten davon, einmal selbst ein Buch zu verfassen, einen Roman vielleicht. Ich habe jedoch bemerkt, dass ich viel zu sehr von Kurzgeschichten beeinflusst bin und jedes Kapitel eines solchen Romans dann mehr einer eigenen Kurzgeschichte gleicht. Vielleicht bin ich selbst einfach zu ungeduldig, dass ich nicht gleich zum Höhepunkt und eigentlichem Problem kommen will. Ich denke, man sollte sich einen Schreibstil aneignen, der es einem selbst erträglich macht, nicht gleich alles zu verraten und der Details und "Um-den-heißen-Brei-Reden" für den Leser nicht unerträglich macht.

Uff, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen und mir sagen, ob ihr diese Geschichte auch die restlichen (keine Ahnung...) 100 (?) Seiten, sagen wir mal, weiterlesen würdet, rein vom Schreibstil her oder ob er euch langweilt, ob ihr an den Details erstickt oder ob ihr euch (wie ich) schon den Höhepunkt (bzw. das Ende) herbeisehnt.
Klingt das hier, als könnte es ein ganzes Buch füllen?
Ich würde mich sehr über Kommentare freuen!
Danke, lg FeelLetter

***

(((Nur am Rande: mein Thema ist folgendes (übrigens: kommen diese Zeilen auch gut am Anfang eines Romans/Buches???):

Wenn Menschen gefragt werden „Wie war dein Tag?“, dann antworten die meisten nur mit ein paar Minuten ihrer vierundzwanzig Stunden, die ihrer Meinung nach aufregend oder bedeutend genug sind, erwähnt zu werden. Die anderen erwidern mit kurzen, abweisenden Silben wie „Schön.“ „Stressig.“ oder „Ging schon.“. Und auch diese beziehen sich nur auf die wenigen Sekunden, die ihnen im Gedächtnis geblieben sind.
Wenn sie sich abends ins Bett legen, dann seufzen sie einmal laut auf, im Sinne von „Schön.“ „Stressig.“ oder „Ging schon.“. Dann schließen sie die Augen und werden schlafen.
Am nächsten Morgen wird wie immer der Wecker klingeln oder die Mutter an die Tür klopfen oder die Sonne an der Nase kitzeln oder der Hahn krähen oder einfach nur der Körper zu arbeiten beginnen. Weitere vierundzwanzig Stunden. Einige schöne, stressige oder ging schon Minuten.

7.46 Uhr. Ein Mann stirbt bei einem Verkehrsunfall.
„Wie war dein Tag?“
„Der schlimmste Tag meines Lebens.“
Eine Minute.
Eintausendvierhundertvierzig Minuten lang.)))

***

Die neue Lampe aus dem Prospekt muss eigentlich nur kurz mit der Fingerkuppe berührt werden, damit sie ihr gelb-orangefarbenes Licht verstrahlt. Wie bei jeder billigen Lampe ist das Licht zwar nicht unbedingt hell, aber um vom Nachtkästchen aus die Kopfseite des Bettes zu erleuchten, reicht es allemal. Zu oft wird sie auch nicht benutzt. Einmal stupsen, um unter die Bettdecke zu schlüpfen, einige Sekunden später nochmals stupsen, um zu schlafen. Obwohl auch die Vorgängerlampe nicht mehr gefordert worden ist, haben es ungeschickte Hände dennoch geschafft, das alte Metallgestell von seinem ruhigen Plätzchen zu stoßen und das schöne rote Glas zu zerbrechen. Natürlich hätte man die Glashaube ersetzen können, doch ist es einfacher, sich für etwas Neues zu entscheiden. Was soll man auch machen, wenn die neue Lampe plötzlich schön verpackt unterm Weihnachtsbaum liegt? Und noch dazu einem bei leichter Berührung sofort mit einem warmen Licht entgegenstrahlt? Sarah hat die Lampe aus dem Prospekt gleich erkannt. Sie ist ihr wegen des gelben Hinweises „Sonderangebot“ aufgefallen, das sofort jeden Blick auf das schüchterne Lämpchen gelenkt hat. Und wenn man sich dann gleich in dieses süße Wesen verliebt? Ja, was soll man da schon machen? Früher oder später wäre die Lampe sowieso auf dem Nachtkästchen gelandet. Also warum nicht gleich am verschneiten Weihnachtswochenende.
Allzu viele Stupse hat der Neuling noch nicht abbekommen, die einigen wenigen haben sich dafür umso mehr als dicke Fettflecken am metallenen Boden der Lampe festgesetzt.
Der klumpige rote Wecker hat am Anfang den neuen Nachbar etwas misstrauisch beäugelt, aber da er sich durch seine Größe von der ersten Minute an behaupten konnte, konnte ohne Zögern der Alltag fortgesetzt und der Neuling in seine Aufgaben eingewiesen werden. Einmal stupsen und leuchten, um unter die Bettdecke zu schlüpfen, einige Sekunden später nochmals stupsen und erlöschen, um zu schlafen.
Der Wecker selbst hat mitsamt der alten Lampe in Sarahs Zimmer gefunden. Sein Ticken hat sich seit dem Einzug nicht in seiner Lautstärke und Energie geändert, die rote Farbe ist etwas blasser geworden, aber ansonsten ist das morgendliche Läuten noch genauso schrill und unbeliebt wie schon immer. Dennoch, auf ihn kann man sich verlassen.
Sarah hat in dem Prospekt, in dem auch der neue leuchtende Freund ausgestellt wurde, einige komische Modelle, die wohl einen Wecker darstellen sollten, entdeckt. Man scheint heutzutage auf die Intimität zu den alltäglichen Möbeln und Einrichtungsgegenständen zu schwören. Ein Wecker erleuchtet bei einem Klaps mit der Handfläche für einige Sekunden sein Ziffernblatt. Nur eine schlaffe Bewegung und man weiß, zu welcher Stunde man immer noch wach liegt. Sarah jedoch reicht der kurze Blick auf ihren alten Gesellen, bevor sie unter die Bettdecke schlüpft, um dann sanft über das jungfräuliche Lämpchen hinter dem protzigen Wecker zu streichen. Dann soll die Dunkelheit bis zum ersten Sonnenstrahl bewahrt werden. Und pünktlich wie immer wird der schrille Laut zur richtigen Zeit erschallen, ohne einen Blick auf die Zeiger werfen zu müssen.
Auch an diesem Abend ist das Ritual nicht wirklich anders verlaufen. Seit Sarah die erste kalte Zehe unter die warme Bettdecke gesteckt und den Finger zur Lampe bewegt hat, herrscht Dunkelheit in ihrem Zimmer. Wie immer hat sie zuvor die Rollläden heruntergelassen, jedoch nur so weit, dass ein paar Ritze offen bleiben können, was auch unfreiwillig nicht anders wäre, da die alten Rollläden nicht mehr richtig schließen. Am Morgen dann, wenn Sarah die Augen öffnet, dann wird sie einerseits nicht von einer grellen Sonne geblendet, andererseits auch nicht von einer gähnenden Schwärze erstickt. Genau die richtige Stimmung, um sich langsam aus dem Bett zu heben oder um zu erraten, ob es schon Zeit ist aufzustehen. Außer der Wecker kommt ihr zuvor.
Nachts, wenn der Mond schön hell scheint, fällt romantisches Licht durch die Ritze und zaubert ein Muster an die Wand gegenüber Sarahs Bett. Auch diesmal ist es wieder so, doch das Licht kommt mehr von der verschneiten Landschaft hinter den Fensterscheiben. Kurz vor Weihnachten hat es zu schneien begonnen, ganz gegen die Meinung des Wetterberichtes. Und ganz zur Freude aller. Am Morgen von Heilig Abend stand nach zwei Stunden harter Arbeit ein perfekt ausgearbeiteter Schneemann vor dem Haus. Der blaue Schal, den Sarah ihm liebevoll um den Hals gewickelt hatte, wurde im Laufe des Tages immer mehr von einer weißen Schicht bedeckt. Mehrmals lief sie deshalb an diesem Tag vorfreudig nach draußen, um sich von den Flocken berieseln zu lassen und um dem kalten Mann eine Streicheleinheit zu gönnen.
Vor dem Schlafengehen stand Sarah noch einige Zeit lang am Fenster, um das bläuliche Licht des Schnees in sich aufzusaugen. Weihnachten. Schnee. Winter. Das sind eindeutig Dinge, die Sarah normalerweise ein Lächeln abringen. Vielleicht sogar ein Lachen.
Und da liegt sie nun, einige Minuten später. Oder auch schon länger. An dem Lichtmuster an der Wand hat sich seitdem nichts verändert. Seit eine kleine Bewegung das schwache Licht ausgelöscht hat. Ausgelöscht. Ein dunkler Streifen, ein heller Streifen, ein dunkler Streifen und wieder ein heller Streifen. Wenn Sarah länger auf diese Streifen starrt, erscheint es ihr, als würden sie wandern. Immer weiter nach unten. Vielleicht würden sie nach einiger Zeit den Boden erreichen und für immer verschwinden, wie das Licht vorher. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet hat, ist sie sofort zum Fenster gegangen, hat die Rollläden bis auf die Spalten heruntergelassen, hat sich langsam ausgezogen und sich den Pyjama übergezogen, hat im Halbdunkeln ihre Lampe zum Leuchten angestupst, ist unter die Bettdecke gerochen, hat einen kurzen Blick auf den Wecker riskiert, flüchtig in einer Abwärtsbewegung wieder Dunkelheit in das Zimmer gebracht und die Augen geschlossen. Wie immer.
Doch der Wecker tickt noch immer in ihrem Ohr. Vor ihrem Auge flimmern noch immer Lichtflecken. Sie kann nicht schlafen.
Seitdem liegt sie in ihrem Bett und starrt auf die ihr gegenüberliegende Wand. Dunkler Streifen, heller Streifen, dunkler Streifen, hell, dunkel. Egal wie oft sie von vorne beginnt, das Muster bleibt, wie es ist. Vielleicht liegen zwischen dem dunklen und hellen Streifen Sekunden, vielleicht auch Minuten, vielleicht auch Stunden. Vielleicht ist das eben das zweite oder auch das tausendste Ticken des Weckers gewesen.
Nur eine kleine Bewegung trennt Sarah von dem auf den Wecker fallende Licht, um die Uhrzeit abzulesen, doch sie traut sich nicht. Einmal stupsen, um unter die Bettdecke zu schlüpfen, einige Sekunden später nochmals stupsen, um zu schlafen. Nicht mehr, nicht weniger. Doch heute, sofern es noch heute ist, geht das nicht so einfach. Alles spricht für eine Ausnahme. Sarahs Blick schweift von der Wand und sie rutscht in ihrem Bett umher, sodass sie Sekunden später aufrecht seitlich auf ihrem Bett sitzt und ihren Rücken gegen die kalte Wand lehnt. Eine Gänsehaut schleicht sich durch den Pyjama und verschwindet wieder. Sarah drückt ihren Kopf gegen die Wand. Das Ticken des Weckers scheint noch lauter und eindringlicher und nistet sich in ihre Knochen. Als sich Sarah kurzerhand streckt, fühlt es sich an, als würde ihr Körper aus einem tiefen Schlaf erwachen. Normalerweise müsste sie im Bett liegen und schlafen. Wie gestern. Und vorgestern. Und Nächte davor. Die Bewegung heute, sofern es noch heute ist, ist neu. Sie führt Sarahs Finger zum metallenen Boden der neuen Lampe, die nur nach einem kurzen Stups zu leuchten beginnen würde und noch bevor das gelb-orangefarbene Licht schwach zu flimmern beginnen und das Ziffernblatt des Weckers erleuchten kann, weiß Sarah schon, dass „heute“ schon „morgen“ ist. Der Tag ist vorbei. Vierundzwanzig Stunden. Seit Sarah das letzte Mal einmal anstupste, um unter die Bettdecke zu schlüpfen und einige Sekunden später nochmals anstupste, um zu schlafen. Genau vierundzwanzig Stunden zuvor. Eintausendvierhundertneununddreißig und eine Minute.
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Alt 04.09.2010, 22:12   #2
Thing
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo,

dazu muß ich ehrlich sagen:

Kurzgeschichten, Novellen, Romane lese ich nur im Bett.
Ich will ein B u c h vor mir haben, nicht den Bildschirm.
Der ist nämlich schon durch die Ummantelung ablenkend.


Lieben Gruß und vielen Erfolg!

Thing
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Alt 05.09.2010, 02:24   #3
weiblich Ilka-Maria
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Nein, FeelLetter, ich würde diese Geschichte nicht weiterlesen - sie ist zu banal. Gutes Deutsch und flüssiger Stil reichen nicht.

Wenn der Focus auf so etwas Alltägliches wie eine Lampe und deren Beziehung zu einem altmodischen Wecker gerichtet ist, sollte das nicht bei der Beschreibung des Ist-Zustandes bleiben, sondern von Humor getragen werden und/oder ein Gleichnis darstellen. Deine Geschiche liest sich aber wie ein überflüssigerweiser geschwätziger Kaufprospekt. Oder wie der "Auftrag" eines Deutschlehrers: Besinnungsaufsatz zum Thema "Als die neue Lampe ins Haus kam".

Ungeduld ist sowieso kein Helfer, egal, ob man Kurzgeschichten oder Romane schreiben möchte. Die besten Schreiber haben in der Vergangenheit, als es noch keine Computer gab, ihren Stoff bereits monate- oder jahrelang im Kopf gehabt. Und was Du in der Schule gelernt hast über das Schreiben von Texten, vor allem was Aufsätze angeht - schnell vergessen, reines Gift!

Du willst gut und interessant schreiben? Nimm Dir ein Beispiel an Alfred Hitchcock. Nun, er hat Filme gemacht, aber trotzdem: Am Anfang stand bei ihm eine Idee. Dann kam der "McGuffin", meist etwas Absurdes, um das Interesse des Zuschauers zu binden. Und dann eine Geschichte, die nichts Besonderes war, aber trotzdem den Alltag eines Individuums ganz schön aufmischen konnte. Es ist nämlich nichts Besonderes, ein Mordopfer vor sich liegen zu haben und sich im ersten Entsetzen darum zu kümmern; es ist aber etwas anderes, dann als der Täter verdächtigt zu werden und flüchten zu müsssen. Eigentlich eine ganz einfache Geschichte.

Und so funktioniert es auch in der Literatur. Der Köder muß in den ersten ein bis drei Sätzen ausgelegt sein, um den Leser zu fesseln. Die Geschichte, die dann kommt, darf ruhig schon tausendmal erzählt worden sein - nur muß sie spannend sein und den Eindruck vemitteln, daß sie neue, originäre Gedanken enthält.

Wenn es um eine Lampe geht, die ein erstes Zuhause findet und mit ihrer Umgebung Probleme bekommt, warum dann nicht die Geschichte aus der Sicht der Lampe schildern? Das fände ich sehr viel spannender als die auktoriale Erzählweise. Der "McGuffin" mit anschließender Entwicklung des Konflikts könnte sich so lesen:

"Wißt ihr, wie es sich anfühlt, auf einmal stundenlang brennen und diese unerträgliche Hitze aushalten zu müssen? Nur, weil mein dämlicher Besitzer Angst vor der Dunkelheit hat und ohne mich nicht einschlafen kann? Worüber sich mein neuer Nachbar, ein altmodischer, roter Wecker mit silbernen Schellen, lustig macht und mich mit jedem "Ticktack" verhöhnt! Licht hin, Licht her - wie man bei dem Raudau schlafen kann, ist mir ein Rätsel ..."

Nur mal so eine Idee ...

LG
Ilka-M.
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Alt 13.09.2010, 14:46   #4
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
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Beiträge: 278

Hallo Ilka-Maria!

Danke für deinen ausführlichen Kommentar!

hmmm...vielleicht sollte ich mich mit der Lampe auch kürzer fassen, es geht ja hier nicht um die Lampe. Man könnte das schon so machen und aus Sicht der Lampe zu schreiben, wäre bestimmt lustig, aber es geht nunmal nicht um die Lampe in dem "Roman", sondern um Sarah, deshalb aus ihrer Sicht.

Ich konzentriere mich nur am Anfang auf die Lampe, da Sarah an diesem alltäglichen Gegenstand schließlich merkt, dass etwas anders ist. An diesem Tag schaltet sie das erste Mal die Lampe mitten in der Nacht an. Für andere vielleicht nichts besonderes, eigentlich ist es auch nichts besonders, aber der Alltag ist plötzlich anders. Warum? - Die Antwort wird dann in restlichen Buch gegeben. Also eine Art Rückblick.

hmm...ich bin am Arbeiten...

lg FeelLetter

P.S.: @Thing: nichts geht über ein Buch im Bett.
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