Verloren in der Zeit bei Poetry.de

Erich Kykal · 25.10.2017, 16:52

Wir sinken hin nach aller Tage Abend
mit alten Augen, die so viel gesehen.
Zu Staub wird alles, wenn wir leise gehen,
verblasst und in Erinnerungen grabend.

Wer wüsste je die Zahl der Sterbestunden,
der Weisheit Fülle, dieser Welt verloren?
Sind wir in das Lebendige geboren,
dass mit uns stirbt, was wir darin gefunden,

und wie wir unsre Wirklichkeit gewahrten?
Was bleibt, das nicht in wenig hundert Jahren
verblichen ist und seltsam missverstanden?

Der Sinn der Worte, die wir um uns scharten,
als wir zu wissen glaubten, wer wir waren,
er kommt der Zeit nur allzu rasch abhanden.

gelberhund · 29.10.2017, 11:02

Du schreibst wunderbar, Erich. Beinahe so schön wie Rilke!

Erich Kykal · 30.10.2017, 19:12

Hi gelberhund!

Vielen Dank!

Das "beinahe" ist zurecht gesetzt und tut dennoch ein wenig weh.

Aber wer wollte schon diesem Titan der Lyrik das Wasser reichen!

LG, eKy

curd belesos · 31.10.2017, 00:09

moin moin Erich,

Der Sinn unserer Worte kommt mit der Zeit nur allzu rasch abhanden, denn es sterben nicht nur Menschen, deren Aussagen keinen Sinn mehr für folgende Generationen ergeben, sondern es "sterben" auch Worte, Berufe, Begriffe, die dann nur noch ??? sind.

Doch das alles sei dahingestellt, denn wenn ich mir so vorstelle, dass die Dinosaurier, nur so zum Vergleich, Millionen von Jahren auf dieser Erde lebten und nichts anderes hinterlassen haben als Versteinerungen ihre Selbst, was kann dann schon von Menschen hinterlassen werden, nach Millionen von Jahren, außer einer verwüsteten Erde.............

Meine Gedanken zur Nacht.

Doch dein Gedicht, das du hier in der dir eigenen, wunderbaren Art vorträgst, ist für mich, der ich das erleben kann, eine Kostbarkeit.

LG
CB

Erich Kykal · 31.10.2017, 19:46

Hi Curd!

Was das Leben erschafft, ist nur für das Leben von Bedeutung und Relevanz.

Dem Universum ist es egal, ob wir alles richtig machen oder nicht. Sogar "richtig" ist ein auslegbarer Begriff ...

Die Gnade des Augenblicks, die Geschenke des Herzens und des Geistes - das ist alles, was wichtig ist. Ein Nehmen und Geben ...

Vielen Dank für die Lobesworte!

LG, eKy

25.10.2017, 16:52	#1
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Verloren in der Zeit Wir sinken hin nach aller Tage Abend mit alten Augen, die so viel gesehen. Zu Staub wird alles, wenn wir leise gehen, verblasst und in Erinnerungen grabend. Wer wüsste je die Zahl der Sterbestunden, der Weisheit Fülle, dieser Welt verloren? Sind wir in das Lebendige geboren, dass mit uns stirbt, was wir darin gefunden, und wie wir unsre Wirklichkeit gewahrten? Was bleibt, das nicht in wenig hundert Jahren verblichen ist und seltsam missverstanden? Der Sinn der Worte, die wir um uns scharten, als wir zu wissen glaubten, wer wir waren, er kommt der Zeit nur allzu rasch abhanden.

31.10.2017, 00:09	#4
curd belesos Dabei seit: 04/2013 Ort: Lübeck Alter: 78 Beiträge: 1.303 Meine Gedichte Meine Favoriten	Was bleibt moin moin Erich, Der Sinn unserer Worte kommt mit der Zeit nur allzu rasch abhanden, denn es sterben nicht nur Menschen, deren Aussagen keinen Sinn mehr für folgende Generationen ergeben, sondern es "sterben" auch Worte, Berufe, Begriffe, die dann nur noch ??? sind. Doch das alles sei dahingestellt, denn wenn ich mir so vorstelle, dass die Dinosaurier, nur so zum Vergleich, Millionen von Jahren auf dieser Erde lebten und nichts anderes hinterlassen haben als Versteinerungen ihre Selbst, was kann dann schon von Menschen hinterlassen werden, nach Millionen von Jahren, außer einer verwüsteten Erde............. Meine Gedanken zur Nacht. Doch dein Gedicht, das du hier in der dir eigenen, wunderbaren Art vorträgst, ist für mich, der ich das erleben kann, eine Kostbarkeit. LG CB

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29.10.2017, 11:02	#2
gelberhund Dabei seit: 02/2015 Ort: erzgebirge Alter: 45 Beiträge: 1.625 Meine Gedichte Meine Favoriten	Du schreibst wunderbar, Erich. Beinahe so schön wie Rilke!

30.10.2017, 19:12	#3
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hi gelberhund! Vielen Dank! Das "beinahe" ist zurecht gesetzt und tut dennoch ein wenig weh. Aber wer wollte schon diesem Titan der Lyrik das Wasser reichen! LG, eKy

31.10.2017, 19:46	#5
Erich Kykal Dabei seit: 09/2011 Ort: Österreich Alter: 59 Beiträge: 876 Meine Gedichte	Hi Curd! Was das Leben erschafft, ist nur für das Leben von Bedeutung und Relevanz. Dem Universum ist es egal, ob wir alles richtig machen oder nicht. Sogar "richtig" ist ein auslegbarer Begriff ... Die Gnade des Augenblicks, die Geschenke des Herzens und des Geistes - das ist alles, was wichtig ist. Ein Nehmen und Geben ... Vielen Dank für die Lobesworte! LG, eKy