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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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07.10.2016, 09:15 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Stilles Leiden
Wieder stehe ich am Fenster,
die Gedanken öd und leer. Wieder kommen die Gespenster, zerren mich hinaus aufs Meer. Sehe, wie die Kinder spielen auf der Wiese vor dem Haus. Sehe, wie sie nach mir schielen, spür die Schatten, es ist aus. Wispern, lästern, necken mich: „Du hast draußen nichts verloren. Abschaum, Schande über dich.“ Warum wurd’ ich nur geboren? Weiche mutlos von der Scheibe, hasse Demut und Verzicht. Weich ins Grau, in dunkle Bleibe, meine Ängste pflegen mich. |
07.10.2016, 09:49 | #2 |
Hallo Nöck,
ein sehr berührendes Gedicht, finde ich. Und natürlich ziemlich deprimierend... interessant finde ich besonders das Bild der Ängste, die den Leidenden pflegen. Und der Hass, der für die eigene Situation empfunden wird, gibt mir ein wenig Hoffnung, dass da noch was zu ändern ist Grüße Siebkopf |
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07.10.2016, 10:02 | #3 |
R.I.P.
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Hallo, Nöck -
ich schließe mich Siebkopf an.
Zum Glück ist das LI nicht mit Dir identisch, sonst müßte ich mir Sorgen machen. Aber solche Stimmungen kenne ich auch, nur fehlen be imir die bösen Kinder. Wir haben einen Kindergarten in der Nähe, da hört man nur fröhliche Stimmen. Aufmunternden Gruß von Thing |
10.10.2016, 12:05 | #4 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Siebkopf und Thing,
danke für eure Gedanken und Kommentare. Menschen, die wie das LI denken und fühlen, sind wirklich zu bedauern. Interessant ist, dass Fachleute ja der Meinung sind, dass wir bestimmte (oft negative) Gefühle erst durch unser Denken hervorrufen und entsprechend steuern. Und dann denken wir und denken wir, was die Gefühle immer weiter verstärkt. Liebe Grüße Nöck |
10.10.2016, 13:27 | #5 |
R.I.P.
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Mir leuchtet das ein. Ich finde es logisch.
Der Mensch muß in seiner Ganzheit gesehen werden, gewissermaßen psychosomatisch, wobei heutzutag dem Soma mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als der Psyche. LG Tging |
20.10.2016, 23:06 | #6 |
auf's Ganze
guten Abend miteinander,
ich stimme Euch in allem zu. besonders bedrückend wirkt der Satz 'Warum wurd' ich nur geboren." Weil er auf's Ganze geht. In der Beratung hab ich erlebt, wie eine Mutter die Existenz ihres dabei anwesenden Kindes grundlegend an scheinbar aussichtslosen äußeren Umständen relativiert hat. Der arme Kerl sackte in sich zusammen und war nicht mehr als dieser Satz "Warum wurd' ich nur geboren". Neil Young singt eindrucksvoll in seiner beißenden Gesellschaftskritik in "Keep on rockin in a free World" davon, wie eine verzweifelte Mutter ihr Kind aus dem Leben wirft. Das geht noch weiter, da gibt es nicht einmal eine Chance für eine solche Frage. Dein LI, Nöck, hat ganze Arbeit geleistet. Gehabt euch wohl, th |
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21.10.2016, 18:05 | #7 |
Lieber Nöck,
wieder stark in Worte gefasst! Liebe Grüße Gylon |
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21.10.2016, 18:32 | #8 |
Hallo Nöck,
ich habe dein Gedicht eben erst entdeckt. Es ist wirklich bedrückend zu lesen. Das wiederholte Über- und Zerdenken von Gedanken, Gefühlen und Entscheidungen und das Selbstabwerten kenne ich auch von mir. Glücklicherweise konnte ich aus diesem Teufelskreis entkommen. Wahrscheinlich steckte ich nie so tief darin fest, wie es dein LI tut. In S4V3 könnte man schreiben: "Weich ins Grau der dunklen Bleibe,"... Sehr gern gelesen! Gruß, Tiger |
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21.10.2016, 22:43 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Nöck,
sowohl Hiob als auch Faust hatten Anlass genug, die Frage Deines LI zu stellen: "Warum wurd ich nur geboren?". Du führst andere Umstände an, die zu dieser verzweifelten Frage führen, aber Deine Version der "Hiobsklage" gefällt mir, behandelt sie doch ein uraltes Thema in aktualisiertem Kontext. Aus der Hiobsklage/Altes Testament in der Lutherversion: "Darnach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. Und Hiob sprach: Der Tag müsse verloren sein, darin ich geboren bin" und aus Faust/Kerkerszene: "Faust: "O wär ich nie geboren!" Kompliment! Heinz |
22.10.2016, 23:11 | #10 |
abgemeldet
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hm ja etwas interessanteres nach dem blabbeldibabble der vorschreiber hier
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13.05.2017, 12:36 | #11 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Ich danke euch allen, die ihr nach meinem letzten Kommentar eure Gedanken zum Gedicht hiergelassen habt.
Das "blabbeldibabble" ziehe ich natürlich davon ab, auch wenn es den Kommentar von Heinz, der tief in die Literatur-Kiste gegriffen hat, besonders hervorhebt. Liebe Grüße Nöck |
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