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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 18.09.2008, 05:44   #1
Tiefflug
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 6

Standard Bruch

“A poem…begins as a lump in the throat, a sense of wrong, a homesickness, a lovesickness.”
- Robert Frost

Der nächtliche Herbstwind umspült mich mit seinem unberührbarem Gleichmut.
Ein monotones Zittern, eine Cigarette zum aufwärmen an den Lippen, die Lichter gelöscht.
Sie hat mein Herz gebrochen.
Ein Prisma war sie, immer gewesen.
Im Sommer unserer Liebe hatte sie gestrahlt, den Rücken zur Sonne, ein Lächeln wie ein Regenbogen.

Aber es war Nacht als sie kam, als sie den Raum betrat da war sie durchsichtig und matt.
Durch sie verzerrte sich das Zimmer. Es war wie im Traum, ich sah nur teilnahmslos zu, durch sie hindurch in diese andere Welt hinter ihr. Sie redete und redete, so viele Worte hatte sie übrig für mich, so viele Mantren.
Gesucht hat sie mich in diesen zeitlosen Stunden, in diesem Moment, der sich durch seine bloße Existenz selbst aufhob, suchte sie mich und redete – in einer Sprache die ich nicht verstand. Man weiß das, dass einem nie genug Zeit bleibt zu übersetzen, aus dem Traum zurück zu kehren in die Realität. Man weiß das tief in sich drin – aber man kann nicht aufwachen, es will einfach nicht werden. Wenn man dann endlich die Augen öffnet, dann ist es zu spät.
Wieder alleine.

Immer geglaubt ich hätte mein ganzes Leben in sie gesteckt, wie man einen Samen pflanzt.
Eine Glasglocke nur, über sie gestülpt, mein Leben war nicht ihres, ist nicht ihres, sondern meines. Sie ist erstickt, im Mangel, ihre Liebe. Oder eher andere Dinge, wichtige Dinge, zum zusammen sein. Sie hat geredet und geredet, aus Liebe und aus Angst.
Aber ich war nicht da, ich war nur im Traum, bei mir, alleine – bereits ohne sie.
Des nächtens wandle ich ziellos durch die Straßen, gehe Umwege, brauche immer länger und länger – ich will zu ihr, aber kann das nicht. Zu gehen gibt mir das Gefühl auf dem Weg zu sein.
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